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Potsdam-Mittelmark: Plomben für die Straße
Auf Mittelmarks Autobahnen werden neue Technologien getestet, um Staus und Lärm zu vermeiden
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Potsdam–Mittelmark - Auf den Autobahnen in Potsdam-Mittelmark soll sich einiges ändern: Dank Betonplomben und Flüsterasphalt könnte es künftig weniger Staus geben und leiser zugehen. Am Mittwochabend besuchte der Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums, Rainer Bomba (CDU), zusammen mit Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) eine Versuchsstrecke auf der A 9 bei Niemegk, auf der eine innovative Reparaturmethode getestet wird.
Insgesamt 30 runde Betonplomben werden jetzt auf der A 9 eingesetzt. Bei dem modularen Schnellreparatursystem werden wie beim Zahnarzt schadhafte Stellen, in diesem Falle Schäden in der Betondecke, ausgeschnitten und mit einem passgenauen vorproduzierten Betonfertigteil, der Plombe, gefüllt. Dank eines Unterpressverfahrens wird das Loch fugendicht und dauerhaft verschlossen.
Von den Plomben erhofft man sich das Verkehrsministerium eine zügige und haltbare Reparatur der Betonfahrbahnen, die es reichlich im Land gibt. Etwa die Hälfte des Autobahnnetzes sei aus Beton und weise zunehmend Schäden auf, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch. Der Vorteil für Autofahrer: Die Löcher werden in wenigen Stunden repariert, meist nachts – eine Tagesbaustelle, die Stau produziert, entfällt.
Die Betonplomben sind Teil eines umfassenden Projekts des Bundesverkehrsministeriums, das bereits im vergangenen Jahr angestoßen wurde. Bei dem Forschungsprogramm „Straße im 21. Jahrhundert“ werden Technologien und Verfahren entwickelt und getestet, um das deutschlandweit 53 000 Kilometer lange Bundesfernstraßennetz sicherer zu machen. Für das Forschungsprojekt werden voraussichtlich bis 2030 zwölf Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt.
Auf der A9 bei Niemegk testet die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zusammen mit Forschungsinstituten und der Industrie die Vorteile der Plomben im Vergleich zu den herkömmlichen Reparaturmethoden. Dabei sind vor allem besonders belastete Stellen, also Fugen und Fugenkreuze im Fokus der Tester. Bisher wurden die Schlaglöcher mit Asphalt oder Schnellbeton geflickt. Doch besonders Asphalt hält nicht sehr lange und macht oft weitere Arbeiten, mitunter teure Straßensanierungen, nötig. Wie hoch das Einsparpotenzial durch die Plomben letztendlich sein wird, konnte die BASt auf Anfrage am Mittwoch noch nicht endgültig einschätzen. Erste Ergebnisse zu dem Schnellreperaturverfahren gebe es Ende dieses Jahres, kündigte BASt-Sprecherin Petra Peter-Antonin an.
Bereits seit Oktober vergangenen Jahres wird mit dem innovativen System auf der A 9 gearbeitet – anfangs noch mit eckigen Fertigteilen. Davon ist man mittlerweile abgekommen: „Es dauerte fast einen halben Tag, bis bei solchen Formen die Ecken sauber ausgebohrt waren“, so die BASt-Sprecherin Petra Peter-Antonin. Mit den runden Plomben gehe es viel schneller: In weniger als einer Stunde könnte der Spezialkernbohrer Kreise mit einem Durchmesser von bis zu zwei Metern in den Beton schneiden. Die runde Form führe auch zu einem günstigeren Spannungsverhältnis in den Bauteilen, so Peter-Antonin.
Das neue Reparatursystem ist aber nur bedingt einsetzbar: „Man muss immer das Schadensbild und den Schadensumfang im Blick haben“, erklärte der Leiter der Autobahnmeisterei Niemegk, Hans-Joachim Bastian, den PNN. Die Plomben seien für sogenannte Einzelschadstellen geeignet. Bei Hitzeschäden, die es in diesem Jahr bereits an zwei Stellen auf der A 9 bei Niemegk gab, können sie indes wenig ausrichten. „Wenn die Fahrbahn an einer Stelle durch Hitze aufbricht, ist auch im Umfeld mit weiteren Schäden zu rechnen“, so Bastian. Das heißt, dass die Fahrbahn über den gesamten Querschnitt repariert werden muss. „Das ist dann über alle Bahnen hinweg ein etwa zehn Meter langer Streifen.“ Gleiches gelte übrigens auch für Frostschäden.
Getestet werden in dem Programm des Bundesverkehrsministeriums unter anderem auch beheizte Brücken. Dafür werden in den Asphalt Rohre eingesetzt, durch die an besonders frostigen Tagen Erdwärme gepumpt wird. Auch abgasschluckende Schallschutzwände gehören ins Innovationsrepertoire.
Eine weitere Versuchsstrecke entsteht mit dem Ausbau der A 10 bei Michendorf. Dort wird wie berichtet zwischen dem Autobahndreieck Nuthetal bis zum Michendorfer Rasthof lärmmindernder offenporiger Asphalt (Opa) eingesetzt. Erkämpft hat den die Michendorfer Bürgerinitiative „Lärmschutz Jetzt“. Der Vorteil des Flüsterasphalts: Die Reifenabrollgeräusche, die größte Lärmquelle auf Autobahnen, werden gemindert. Um bis zu acht Dezibel kann es dann leiser werden. Außerdem wurde auf Drängen der Initiative festgeschrieben, dass der Asphalt alle acht Jahre überprüft wird. „Um die gewünschten Lärmwerte zu erhalten, muss der Asphalt regelmäßig erneuert werden“, erklärte Thomas Heyne, Vorstandsmitglied beim Landesbetrieb für Straßenwesen. Die offenporige Struktur des Asphalts helfe zudem bei nassen Straßen. Weil das Wasser innerhalb der Fahrbahn abfließt, werde die Gefahr von Aquaplaning verringert.
Eine weitere Neuheit auf mittelmärkischen Autobahnen sind moderne Schutzplanken. Sie haben einen höheren Aufsatz, sind weniger verformbar und vor allem stabiler als die herkömmlichen, so Heyne. Seit zwei Jahren werden sie eingesetzt: beim Ausbau von Autobahnen oder nach Unfällen.
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