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KulTOUR: Poetische Wasserwelten am Schwielow

Galerie „Elisabeth am See“ zeigt Fisch- und Meeresgeheimnisse der Künstlerin Madeleine Schwinge

Stand:

Von Gerold Paul

Schwielowsee - „Elisabeth am See“ ist eine der neueren Galerie-Adressen in Caputh. Fast gegenüber dem Heimathäuschen gelegen, handelt es sich um ein Wassergrundstück mit zwei Häusern. Das seewärts gelegene hat sich offenbar ins Glas verliebt, fast alles ist dort durch- und einsichtig, und wo Mauern den Blick verwehren, da stehen alle Türen offen, zum Allerheimligsten, in WC oder zu subterrainen Bad. So viel Transparenz oder Glas-Nost könnte manchem geradezu peinlich sein, sogar in aufgeklärten Zeiten.

Wie nun die offenherzige „Elisabeth“ schon bei der sommerlichen Ateliertour dabei war, gibt sich jetzt die Berliner Künstlerin Madeleine Schwinge mit einer Debüt-Ausstellung die Ehre. Sie nennt ihre Bilder „Wasserwelten“, was zu diesem Glashaus dicht am Schwielow passt, es könnte ja selbst ein Aquarium sein – für „Träumende Diven“, „Little Heartbreaker“, für die großformatigen „Shanghai Golden Girls“ und andere Fisch- und Meeres-Geheimnisse. Viele ihrer Kleinformatigen sind mit „Underwater love“ übertitelt, was schon Einiges sagt. Besucher und „Forschung“ sind der guten Worte voll: Madeleine Schwinge sei auf dem „Unterwegssein“ angekommen, ein hoffnungsvolles Talent unter den Autodidaktischen, und was man bei solchen Gelegenheiten halt so hört. Die Mehrzahl der Besucher kommt ohnehin aus Berlin.

Formal bewegt sich sie sich zwischen Fotografie und Malerei, die sie in allen möglichen Variationen als „Zweibahnstraße“ benutzt. Mal wird ein Foto übermalt, mal ist es Teil eines Bildes, mal kommt eine Collage dabei heraus, wie in „Butterfly Dance“: Bis zum Kopf ein altmodischer Badeanzug-Körper, das Obere indes gehört einem Schmetterling, so kann man spielen. Der Drang zum gemalten Bild behält in dieser Ausstellung freilich das Prä.

Schwinges „Unterwasserwelten“ sind natürlich stets submarin. Manchmal auch etwas „yellow“, umkreisen sie Begriffe wie „Paradies“ und „Liebe“ ganz nach der Lebensweisheit der Alten; man kann ja immer wieder lesen, wie sie das „Verlorene“ unter die Wasserlinie verlegten. Geografisch reichen Künstlerins Koordinaten von hier bis nach Japan, nicht nur, weil sich da manch chinesisch-nipponischer Fisch in ihrem Aquarium tummelt. Es gibt auch diese beiden Acryl-Bilder mit dem Titel „Die Schöpfung“: Hier schwimmt eine Gruppe junger Japanerinnen auf dem Wasser. Der Bildaufbau ist gegenläufig: Während sie von oben herab bis auf den Grund zu schauen versuchen, lenkt die Bildperspektive den Blick in die umgekehrte Richtung. Ein sehr bewegtes, mit groben Strichen hingeworfenes Exempel, man fühlt sich selbst wie ein Fischlein im Wasser, welches mit vielen Augen „von oben“ beobachtet wird. Sonst findet man bei „Elisabeth“ vom oberen WC bis zur modernen Whirlpool im Subterrain verliebte Schildkröten, tanzende Langusten, Quallen, ein „Coralls flambee“ in Schlafes Zimmer, aber auch rein Dekoratives wie „Ostseegras“. Einmal scheint gar die Tiefsee in Flammen zu stehen, doch gefehlt: Wachsen diese streifigen Fischchen nicht eher in den Korallen? Namentlich hat man es man es mit Herzensbrechern, Goldenen Lovers und Mondtänzern zu tun. Sie alle können selbstverständlich die Telefonzelle zum Paradies benutzen. Bezahlt wird wohl mit Muschelgeld. Ganz schön poetisch, diese Unterwasserwelt bei Eva Loschky und Jörg Becker – auch wenn es keine festen Öffnungszeiten gibt. Wo ist der Anfang der Schöpfung, wo das Ende der Liebe? „Dance me to the moon of love“!

Die Ausstellung im Caputher Krughof 50 läuft noch bis zum März. Besichtigungen sind nach Vereinbarung unter Tel. (0151) 17 31 95 77 möglich.

Gerold Paul

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