
© Manfred Thomas
Von Henry Klix: Politik „für Kopf und Bauch“
Wie Werders Bürgermeister Werner Große am Sonntag erneut die Stadt für sich gewann
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Werder (Havel) - Sie heißen Heiderose Hubrig, Bernd Kreykenbohm oder Axel Zinke und regieren Gemeinden wie Röderland, Kloster Lehnin und Seddiner See. Und auch sie haben in den vergangenen Jahren Wahlergebnisse von über 80 Prozent eingefahren. Der Unterschied zu Werder: Sie waren die einzigen Kandidaten. Werner Große hat sich am Sonntag mit 81,8 Prozent gegen seinen Herausforderer Peter Kames von den Freien Bürgern durchgesetzt. Ein seltenes Ergebnis bei einer Bürgermeisterwahl in Brandenburg, wie es gestern aus dem Landeswahlbüro hieß.
„Wir können von Glück sagen, dass wir Werner Große haben“, sagte CDU-Kreisvorsitzende Saskia Ludwig gestern gegenüber den PNN. Nach ähnlich populären CDU-Bürgermeistern befragt fällt Ludwig noch Ronald Seeger ein, der sich in Rathenow vor zwei Wochen mit 73,5 Prozent gegen seinen Herausforderer Hans-Jürgen Lemle durchsetzen konnte, es ist Seegers zweite Wahlperiode. Große regiert unbeirrt seit 1990 – eine Zeit, die kaum ein Amtsinhaber ohne massive Anfeindungen erlebt. Wie hat er es geschafft, populär zu bleiben? „Indem er an Bewährtem festhält und die Stadt mit einer bodenständigen Politik vorwärtsbringt“, sagt Saskia Ludwig. Auch wenn Werder in den vergangen zwanzig Jahren sein Gesicht verändert habe, sei es eine Stadt „ohne Allüren“ geblieben. „Werner Große macht deutlich, was geht und was nicht geht, und nimmt die Leute mit“, so Ludwig. Damit will sie auch die Frage beantwortet wissen, was die Landes-CDU von Große lernen kann.
Zu Wahlterminen geht in Werder oft eine ganze Menge: Gerade wurde die neue Turnhalle des Gymnasiums eingeweiht, die Glindower Turnhalle wurde saniert. Die Feuerwehr in Werder hat eine neue Wache bekommen, in Glindow ist sie im Bau. Und für das Freizeitbad in den Havelauen haben sich im Februar sieben Interessenten gemeldet. Die „Blütentherme“ steht in einer Reihe mit Identifikations-Projekten wie der Bismarckhöhe oder dem Schützenhaus auf der Insel, über denen die rotweißgrüne Fahne weht.
Großes Politik bediene „Kopf und Bauch“, sagt der Stadtverordnete Ditmar Wick vom Bürgerbündnis Töplitz. Die Wählergruppierung hatte Wick nach der Kommunalwahl 2008 gebeten, von der SPD- in die CDU-Fraktion zu wechseln: „Ich habe mich nicht gewehrt.“ Inzwischen ist er Fraktionsvize und gut integriert, einige seiner Anregungen seien aufgenommen, das Klima im Stadtparlament harmonischer geworden. Landes- und Bundespolitiker müssten „auch mal böse sein“, sagt Wick. „Werner Große hat versucht, das mit einer rationalen Sacharbeit zu vermeiden.“ Häufig scheinen seine Entscheidungen gerade gut zu passen: „Später zeigt sich, dass sie auch strategisch wirken“, sagt Wick. Kommunalpolitik stehe vor Parteipolitik, und damit ziehe der Bürgermeister oft viele Stadtverordnete auf seine Seite.
Und wie steht es mit der Bürgernähe? Herausforderer Peter Kames hatte sie zum wichtigsten Punkt seines Wahlprogramms gemacht. Wick gibt Kames recht, dass der Bürgermeister nicht gerade die Nähe zu den Ortsbeiräten suche. „Dafür kommt er zum Töplitzer Insellauf und trifft am Biertisch alle, die wichtig sind.“
Glindows Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm (Freie Bürger) ist bei allen Qualitäten Großes froh, dass seine Wählergruppierung mit Peter Kames eine Alternative angeboten hat. „In einer Demokratie muss man andere Methoden zur Diskussion stellen dürfen, auch wenn das Ziel dasselbe ist“, so Wilhelm. Dem Bürgermeister zollt er für das Abschneiden am Sonntag seinen „Respekt“: Große habe in den vergangenen 20 Jahren „zur rechten Zeit am rechten Ort das Richtige getan“ und sich mit der CDU eine starke Basis in Werder ausgebaut – ob im Obst- und Gartenbauverein, der Teilnehmergemeinschaft zur Flurneuordnung oder den Vereinen. Wilhelm: „Die CDU ist stark durch Werner Große – und andersrum.“
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