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Potsdam-Mittelmark: Potsdamer Biomüll soll nach Michendorf
Die Stadtentsorgung Step will in der Fresdorfer Heide eine Vergärungsanlage für Bioabfälle bauen
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Michendorf - Es wird nicht stinken. Das versprach Enrico Munder, technischer Geschäftsführer von der Stadtentsorgung Potsdam GmbH (Step) am Donnerstagabend im Michendorfer Bauausschuss. Der Entsorgungsbetrieb will in der Fresdorfer Heide künftig den Biomüll der Potsdamer entsorgen. Aus den weggeworfenen Speiseresten, Gartenabfällen und Bananenschalen soll zudem Energie entstehen – möglich wird das durch eine Vergärungsanlage.
„Der Biomüll aus Potsdam wird aber zum Betreiben der Anlage alleine nicht ausreichen“, so Munder. Daher sei die Step derzeit im Gespräch mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark und der Stadt Brandenburg an der Havel. Auch sie sollen ihre eingesammelten Bioabfälle in die Fresdorfer Heide fahren. „Eine Anlage rechnet sich erst ab 20 000 Tonnen.“
Bundesweit müssen ab dem 1. Januar Bioabfälle getrennt gesammelt werden und dürfen nicht mehr im Hausmüll landen. Potsdam lässt sich mit der Einführung der Biotonne Zeit, erst 2016 soll es nach einer Pilotphase in der Landeshauptstadt so weit sein. Munder rechnet dann mit einer Abfallmenge in Potsdam von 10 000 Tonnen pro Jahr. Auch in Potsdam-Mittelmark würde ungefähr die gleiche Menge anfallen. Dabei würde der meiste Biomüll in den dicht besiedelten Gebieten im Berliner Speckgürtel entstehen, da dort viele keinen Komposthaufen im Garten hätten.
Der Standort in der Fresdorfer Heide biete sich für die Kompostfabrik an: „Hier gehören uns die Flächen“, so Munder. In Potsdam hingegen habe man sich auch schon umgeschaut, aber dort sei es aufgrund der wenigen Freiflächen und der hohen Grundstückspreise schwierig.
Die Step hat bis 2005 in der Fresdorfer Heide eine Mülldeponie betrieben. Der Gesetzgeber hatte damals geregelt, dass nur noch Hausmülldeponien mit einer bestimmten Basisabdichtung weiter genutzt werden dürfen. In Fresdorf fehlte so etwas. „Daher wurde der Standort stillgelegt“, so Munder.
Auf dem Gelände neben dem Müllberg soll nun, so die ersten Pläne der Step, die Vergärungsanlage für Bioabfälle auf rund 20 000 Quadratmetern entstehen. Ähnlich wie beim Kompostiervorgang im eigenen Garten werden die Abfälle in dem Werk verarbeitet. Am Ende wird aus einem Teil des Biomülls Energie. In einem ersten Schritt werden dafür Metalle aus dem kompostierbaren Müll aussortiert. Danach landen Orangenschalen, Teebeutel und Hamsterstreu in einem sogenannten Fermenter, einer Art Bioreaktor. Darin wird der Müll zu einer Art von Maische ausgepresst, wobei sich Methan absetzt. Das Gas wiederum wird über ein Blockheizkraftwerk verbrannt. So entsteht Elektro- und Wärmeenergie, erklärt der technische Geschäftsführer. Der Strom würde ins Stromnetz eingespeist werden. Munder rechnet mit 8000 Megawatt Strom und rund 6000 Megawatt Wärme pro Jahr.
Im Michendorfer Bauausschuss wollten die Gemeindevertreter vor allem wissen, mit wie viel Verkehr zu rechnen sei. Immerhin sollen ja Lastwagen aus Potsdam, dem Umland und der Stadt Brandenburg (Havel) anfahren. Auch die Sorge um üble Gerüche, die den umliegenden Anwohnern entgegenwehen könnten, trieb die Kommunalpolitiker um.
Munder beruhigte: „Wenn man davor steht, weiß man nicht, was darin passiert.“ Der Gestank bleibe in den künftigen Fabrikhallen – dank eines künstlich erzeugten Unterdrucks. Und auch der Lastwagen-Verkehr werde die Anwohner kaum stören. Laut Munder könnten täglich zwar bis zu zehn Lastwagen mit jeweils zehn Tonnen aus Potsdam anfahren. Sie würden aber nicht direkt durch Saarmund fahren, sondern über Bergholz-Rehbrücke, am Saarmunder Flugplatz vorbei, um zur Deponie zu gelangen. „Der Kernort wird nicht belastet.“ Auch die Lastwagen aus Potsdam-Mittelmark und Brandenburg (Havel) – sofern sie bei dem geplanten interkommunalen Projekt mitmachen – würden die Autobahn nutzen und bei Saarmund abfahren. „Der Standort ist auch deshalb ideal, weil er von umliegenden Ortschaften ausreichend entfernt liegt“, so der Step-Geschäftsführer.
Im Bauausschuss versuchte Munder für das Vorhaben seiner Firma zu werben: „Es werden sieben bis zehn neue Arbeitsplätze entstehen, zudem werden wir unsere Gewerbesteuer in der Gemeinde Michendorf bezahlen.“ Auch wenn schon in wenigen Monaten das Trennen von Biomüll zur Pflicht wird, hat das Bauvorhaben noch einige Hürden zu nehmen.
Aus dem Bauamt hieß es am Mittwoch, dass für die Fresdorfer Heide nur ein Flächennutzzungsplan bestehe. Für das Vorhaben der Step hingegen müsste ein Bebauungsplan aufgestellt werden. „Wenn man es realistisch sieht, könnte die Anlage erst 2018 betrieben werden“, rechnet Munder vor. Parallel zu Fresdorf prüft die Step deshalb auch andere Standorte, sogar im teuren Potsdam.
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