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Potsdam-Mittelmark: Potsdamer Landschaften mitten in Beelitz

Restaurator Ulrich Kobelius legt in der Posthalterei ein Wandgemälde aus dem späten 18. Jahrhundert frei

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Beelitz - Vieles auf dem Bild erinnert an die Potsdamer Schlösser und Gärten: Gebäude mit Säulen und Bögen, ein weitläufiger Park, durch den sich ein Kanal zieht. In der Mitte steht ein mit Hirschgeweihen verzierter Tempel – und das alles mitten in Beelitz. Im Obergeschoss der Posthalterei wird zurzeit eine Wandmalerei aus dem späten 18. Jahrhundert freigelegt. Restaurator Ulrich Kobelius ist darauf gestoßen, als er einen bislang für Sitzungen genutzten Raum mit UV-Licht untersuchte. Er ist jetzt dabei, spätere Farbschichten zu entfernen, danach soll das Gemälde an besonders verschlissenen Stellen retouchiert und dann konserviert werden.

Laut Kobelius gebe es einen unmittelbaren Bezug zu den Wandmalereien im Goethesaal nebenan. Die sind allerdings schon einmal „akkurat“ nachgemalt worden – wann lässt sich nicht mehr sagen. Auch der Künstler, der nach der Errichtung der Posthalterei im Jahre 1789 die Räume gestaltet hat, ist unbekannt. „Es gibt keine Hinweise auf eine Signatur“, sagt der Restaurator. So satte Farben wie im Goethesaal werde es in dem kleineren Zimmer aber auch künftig nicht geben: Der Zahn der Zeit soll sichtbar bleiben. Nach dem gleichen Prinzip hat Kobelius bereits das Torhaus der Posthalterei restauriert: Die gemalten Vasen, Zöpfe und Preußen-Adler, die die Jahrhunderte unter mehreren Farbschichten überdauert haben, schimmern heute dezent auf einem beigen Hintergrund.

Die Gebäudehülle der Posthalterei, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts als Relaisstation für Kutschen auf der Strecke Berlin-Leipzig genutzt wurde, ist bereits mit Städtebaumitteln restauriert worden. Im kommenden Jahr soll hier ein überregionales Postmuseum eröffnen: Mit technischen Mitteln wie einem Kutschensimulator oder Lautsprechern und Projektoren in der Passagierstube soll die Reise in die Vergangenheit besonders anschaulich werden. In den Räumen im Erdgeschoss der Posthalterei und des Nachbarhauses soll auch die tausendjährige Stadtgeschichte einen Platz finden: Beelitz als Ackerbürger-, Garnison-, Spargel- und Mühlenstadt. Die Exponate reichen von der Gründungsurkunde von 997 über eine Soldatenstube bis hin zum Posthorn. Das Konzept haben Studenten der Fachhochschule Potsdam erstellt.

Im Obergeschoss sollen das gesamte Beelitzer Hauptamt, ein Stadtmarketingbüro und das Standesamt einziehen. Schon heute werden Ehen im repräsentativen Goethesaal geschlossen. Bürgermeister Bernhard Knuth will den benachbarten Raum mit der restaurierten Wandmalerei in das Gesamtkonzept einbinden, so dass künftig auch größere Hochzeitsgesellschaften ausreichend Platz haben. „Aber auch für Museumsbesucher sollen die Räume zugänglich sein“, verspricht er. Bis dahin hat Ulrich Kobelius noch etwas Arbeit vor sich. Thomas Lähns

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