Potsdam-Mittelmark: Pralle Aktenordner statt schmaler Hefter
Neue Stelle für Kämmerei. Personalkosten der Gemeinde Schwielowsee kräftig gestiegen
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Schwielowsee - Haushaltsführung in Brandenburg: Seit diesem Jahr müssen alle Kommunen mit der „doppischen Buchführung“ arbeiten. In der Gemeinde Schwielowsee hat man schon vor drei Jahren das neue, an der Wirtschaft orientierte Rechnungswesen eingeführt, mit dem die Ressourcen und deren Verbrauch vollständig erfasst werden sollen. Für die Haushaltsentwürfe werden seitdem statt schmaler Hefter prall gefüllte Aktenordner benötigt, in der Kämmerei rauft man sich vor Arbeit die Haare: Gegenüber der kameralen Haushaltsführung habe sich der Arbeitsaufwand, insbesondere für die Anlagenbuchhaltung, „vervielfacht“, so Kämmerin Ute Lietz.
„Bisher wurden 13 Prozent der Arbeitszeit einer Sachbearbeiterin für die Anlagenbuchhaltung aufgewendet, jetzt sind es mindestens 50 Prozent“, rechnet die Kämmerin vor. Auch in den zwei anderen Fachbereichen des Rathauses sei der Aufwand erheblich, je ein Mitarbeiter müsse das Inventar aufnehmen. Die Kosten- und Leistungsrechnung müsse auch noch eingeführt werden, die Jahresabschlüsse seien noch nicht kontrolliert. „Dringend“ sei deshalb die Schaffung einer neuen 30-Stunden-Stelle erforderlich, so Lietz.
In der jüngsten Gemeindevertretersitzung wurde deshalb der Stellenplan der Verwaltung verändert. Lietz bekommt ihre neue Stelle ab Juli, ohne Diskussionen ging das allerdings nicht ab. Die Personalkosten der Gemeinde sind zwischen 2005 bis 2011 von 4,1 auf 5,8 Millionen Euro gestiegen. Von 92,5 Prozent wurde der Ost-Tarif in diesen Jahren auf 100 Prozent angepasst. Und es gab auch sonst kein Jahr ohne Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst.
Vor allem das Kita-Personal wurde in den vergangenen Jahren deutlich aufgestockt. Und auch die Kernverwaltung ist gewachsen, stets mit guten Argumenten, zuletzt durch die Stelle einer Tourismusmanagerin. In der jüngsten Finanzausschusssitzung wurde noch nebenbei bekannt, dass das Rathaus seine Lohnbuchhaltung per „Dienstleistungsvertrag“ zum Teil an den Landkreis abgegeben hat und dafür 8500 Euro jährlich bezahlt.
„Ich wünsche mir mehr Ehrlichkeit von der Verwaltung“, sagte BBS-Fraktionschef Jörg Steinbach. So hätte er schon beim Beschluss für die Tourismusmanagerin im Februar gern gewusst, dass eine weitere Stelle gewünscht wird. „Zu der Zeit kannte man das Problem“, so Steinbach. Wie für viele andere Gemeindevertreter ist für ihn mit der neuen Stelle das Ende der Fahnenstange erreicht. Das wurde bei der Abstimmung deutlich: Neun Gemeindevertreter stimmten für die neue Stelle, sechs dagegen. Zum 1. Juli hat die Kernverwaltung damit 36 Mitarbeiter, an Kitas und den beiden Ganztagsschulen beschäftigt die Gemeinde 71 Pädagogen und Servicekräfte. Henry Klix
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