Potsdam-Mittelmark: Prärieabenteuer in der Mark
Brandenburgs erster Bisonpark lädt in Krügersdorf bei Beeskow zum Sonntags-Besuch
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Brandenburgs erster Bisonpark lädt in Krügersdorf bei Beeskow zum Sonntags-Besuch Von Bernd Kluge Der Spaziergänger kommt am Rande von Krügersdorf bei Beeskow im Landkreis Oder-Spree aus dem Staunen nicht heraus. Auf einer weitläufigen Koppel grasen friedlich massige Tiere, deren Anblick für Brandenburg ungewohnt ist. Tritt der Besucher näher an den Zaun, setzen sich die zotteligen Vierbeiner überraschend schnell in Bewegung und kommen unter warnendem Schnauben näher. Unversehens hat man eine 17-köpfige Bisonherde vor sich, dem Betrachter lediglich aus diversen Westernfilmen bekannt. Ein Prärieabenteuer in der Mark, bei dem nur noch die Lasso schwingenden Cowboys fehlen. Da kann Stefan Kukral Abhilfe schaffen. Bietet der gebürtige Stuttgarter doch touristische Reit-Safaris quer durch Brandenburgs 1. Bisonpark an. Zwar nicht Lasso schwingend, doch zumindest auf dem Pferderücken geht es an den Wochenenden vorbei an den exotischen Tieren ins benachbarten Schlaubetal und an die Friedländer Teichlandschaft – Fährtenlesen und Lagerfeuer-Romantik inklusive. Mitten durch die angriffslustige Bison-Herde führt Kukral die Besucher allerdings nicht. „Schließlich ist das hier kein Streichelzoo“, sagt der frühere Journalist, der sich mit seiner Aussteiger-Idee Gleichgesinnten angeschlossen hat. Der Berliner Michael Thiele und drei Bekannte haben seit 1996 auf 70 Hektar Fläche riesige Koppeln eingezäunt, indianische Tipis aufgestellt und einen hölzernen „Saloon“ zusammengezimmert, in dem Besucher unter anderem Hirschgoulasch und Bisonsalami probieren können. Schon von weitem ist ein typisch amerikanisches Windrad zu sehen, das Westernatmosphäre mitten in Brandenburg verspricht. Eigentlich hatte sich der gelernte Umwelttechniker Thiele die Zucht von Rotwild in extensiver Tierhaltung zur neuen Lebensaufgabe gemacht. Inzwischen hat er eine 50 Tiere umfassende Herde, außerdem Ziegen, Pferde, Wildschweine und Muffelwild. Auf die bis zu zwei Meter großen und 1000 Kilogramm schweren Bisons kam er vor Jahren eher zufällig: Eine Bekannte schrieb gerade ihre Diplomarbeit über die nordamerikanischen Exoten. In Zeiten der BSE-Krise erschienen Thiele die genügsamen Tiere als lohnende Alternative. Zumal das cholesterin- und fettarme Bison-Fleisch bei Feinschmeckern in Belgien und Frankreich hoch im Kurs steht. Seine ersten Paarhufer kaufte er jedoch nicht in den USA, sondern in Bayern. Inzwischen beliefert der Neu-Brandenburger Bioläden in Berlin mit Bisonfleisch. Doch damit nicht genug. „Seit wir die Wildrinder hatten, kamen immer mehr Schaulustige“, erinnert sich der 41-Jährige. Die Herde mit vier Kälbern scheint in der Brandenburger Prärie prächtig zu gedeihen. Kein Wunder, sind die äußerst robusten Bisons doch gute Futterverwerter. Selbst bei Schnee müsse man nur einige Heuballen zufüttern, sagt Parkgründer Thiele, der die Bisons ganzjährige auf der Koppel lässt. Eine touristische Nutzung seines weitläufigen und mit Aussichtsplattformen ausgerüsteten Wildparks drängte sich förmlich auf. Schon jetzt können Gäste auf der Suche nach dem „wilden Westen“ in einem der Tipis, den kegelförmigen Zelten der Prärieindianer, übernachten. Thiele setzt mit seinem Konzept vor allem auf die Western-Szenerie, er will jedoch keinen Massentourismus. „Es gibt in Berlin und Brandenburg etliche Clubs, deren Mitglieder in der Freizeit als Indianer und Cowboys herumlaufen“, sagt er. Bis zum Jahresende will er mit seinen Geschäftspartnern ein Besucherzentrum mit Gästezimmern und eigener Haus-Brauerei inklusive Restaurant bauen. Für Schaulustige ist der Bisonpark vorerst jeden Sonntag in der Zeit zwischen 12.00 und 18.00 Uhr geöffnet.
Bernd Kluge
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