
© T. Lähns
Potsdam-Mittelmark: Preis für Pioniere
Teilnehmer-Rekord beim Agenda-21-Wettbewerb
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Potsdam-Mittelmark - Die Initiativen sind vielfältig: Eine Kleinmachnower Familie, die ihr Haus saniert und den Energiebedarf dadurch um fast 90 Prozent gesenkt hat. Eine Firma, die mit überschüssiger Wärme aus Biogasanlagen in Wiesenburg Holzschnitzel zur Energiegewinnung trocknet. Oder die Bürgerinitiative „Wir in Seehof“, die ein hiesiges Feuchtbiotop gegen die Ausweisung als Bauland verteidigt. Insgesamt 14 solcher Projekte sind beim Landkreis zum diesjährigen Wettbewerb um den „Agenda-21-Preis“ eingereicht worden – mehr als je zuvor.
Die Mehrzahl der Bewerbungen habe ein sehr hohes Niveau, wie Landrat Wolfgang Blasig (SPD) unterstreicht. „Es geht längst über das Motto ,Jugend forscht’ hinaus und erreicht mitunter den Bereich der Hochtechnologie“, so der Landrat. So hat der Potsdamer Wissenschaftler Karl-Heinz Bleich seine Erfindung der Thermoelektrischen Generatorensysteme (TEG) zur Bewertung in Bad Belzig eingereicht. Nach dem von ihm entwickelten Prinzip kann Strom in Wärme und Wärme in Strom bei minimalem Energieverlust umgewandelt werden. Grundgedanke: Nicht immer wird das eine oder das andere benötigt – und nicht immer steht es zur Verfügung. Der Effekt, den Bleich zu Diensten gemacht hat, basiert laut Landratsamt auf dem Funktionsprinzip einer Reisekühlbox, die Strom aus der Autobatterie in Kälte umwandelt. Im Umkehrschluss könne man aus Wärme wiederum Strom gewinnen.
Unter den Bewerbern um den Innovationspreis sind Privatleute, Firmen, Bürgerinitiativen – und mit der Stadt Teltow und der Gemeinde Stahnsdorf auch wieder zwei Kommunen. Erstere ist mit dem Aufbau eines regionalen Klimaschutzmanagements angetreten, Letztere will mit der Dachsanierung ihrer Kita „Mäuseburg“ Punkte sammeln. Denn in das Dach ist eine Photovoltaikanlage nicht einfach aufgebaut, sondern integriert worden. Damit konnten Probleme der Gebäudestatik einfach gelöst werden. „Die Beteiligung zeigt, dass das Thema von den Kommunen nicht mehr als Bedrohung, sondern als Chance begriffen wird“, sagt der beim Landkreis für den Ausbau erneuerbarer Energien zuständige Mitarbeiter Wolfgang Lorenz. Dass die Erhöhung des Preisgeldes von ehemals zwei auf nunmehr fünftausend Euro diesen Effekt erzielt habe, bezweifelt er indes: „Der Wettbewerb wird eher als Podium angesehen, um Projekte vorzustellen“, so Lorenz.
Ein Vorhaben, das derzeit im Süden des Kreises für Euphorie sorgt, ist die Umwandlung des ehemaligen Fahrzeugwerkes Treuenbrietzen zum ersten Energie- und Gewerbepark Deutschlands. Auf dem Gelände waren vor sechs Jahren rund 3500 Tonnen illegalen Mülls abgelagert worden. Ein Teltower Unternehmer ist dafür im März dieses Jahres zu einer Haftstrafe von gut einem Jahr verurteilt worden. Nach der Beräumung wollen zwei Schweizer Investoren hier Photovoltaik- und Biogasanlagen der neuesten Generation – statt Mais verbrennen sie Gräser – errichten. Auch Windräder sind geplant. Darüber hinaus sollen Flächen für Handwerk und Kleingewerbe entstehen.
Über die Vergabe des diesjährigen Agenda-Preises entscheidet morgen eine Arbeitsgruppe des Kreisausschusses für Umwelt und Verkehr. Thomas Lähns
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