Potsdam-Mittelmark: Probleme für Windpark in Stahnsdorf
Stadtwerke finden kaum noch Platz für Anlagen
- Sabine Beikler
- Ulrich Zawatka-Gerlach
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Stahnsdorf - Die Windkraft aus Stahnsdorf für das Stadtwerk Berlin ist wohl nur ein laues Lüftchen. Denn ein privater Investor, die „Notus Energy Plan“ aus Potsdam, war schneller als das Land Berlin. Die private Firma plant wie berichtet den Bau von zwei Windrädern – und stellte dafür jetzt einen Genehmigungsantrag beim Landesamt für Umweltschutz in Groß Glienicke. Damit kommt Notus den Plänen von „Plan 8“ aus Eckernförde in die Quere, das als Projektentwickler für das Stadtwerk tätig ist und bei Stahnsdorf neun Windräder für Berlin bauen wollte.
Das dürfte kaum gelingen, wenn die Anlagen des Konkurrenten in der Nachbarschaft genehmigt werden. Denn zwischen den Windrädern müssen Mindestabstände eingehalten werden. „Wir planen Anlagen mit einem Rotordurchmesser von 112 Metern“, sagt Sebastian Ballerstädt, Projektleiter von Notus Energy. In der Regel müsse der Abstand mindestens den dreifachen Rotordurchmesser betragen. Wegen der Nähe zu den Stadtgüterflächen sind die Pläne Berlins, im südlichen Teil des Areals bei Schenkenhorst Anlagen zu errichten, wohl nur noch teilweise realisierbar. Ein zusätzliches Problem ist, dass pro „Wind-Region“ ein gewisser Schallpegel nicht überschritten werden darf. Nur drei Räder im Norden des Stadtguts sind aus heutiger Sicht genehmigungsfähig. Im Süden könnten „zwei bis vier Räder wegfallen“, bestätigt der Chef von „Plan 8“, Dirk Jesaitis.
„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, heißt es dazu in der Verwaltung von Potsdam-Mittelmark. Die Firma Notus hat gute Chancen, von der Genehmigungsbehörde den Vorzug zu erhalten. Jesaitis hofft zwar, in Verhandlungen mit dem Konkurrenten eine beiderseits befriedigende Lösung zu finden. Zumal die beiden Chefs befreundet sind. „Ein Selbstläufer ist das nicht“, räumt Jesaitis ein.
Ersatzweise schlägt er vor: Um mehr Ökostrom für das Stadtwerk zu beschaffen, könnte dessen Mutterkonzern, die Berliner Wasserbetriebe, in Teltow vier geplante Anlagen zu einem „marktgerechten Preis“ kaufen, die je zur Hälfte Notus und Plan 8 gehören. Der Chef der Stadtgüter, Peter Hecktor, hatte die Finanz-, Wirtschafts- und Stadtentwicklungsverwaltung des Senats schon seit Mai mehrfach um Eile gebeten und auf die Notwendigkeit hingewiesen, zügig Genehmigungsanträge für die Windräder in Stahnsdorf zu stellen. „Ich habe alle frühzeitig informiert, dass die Sache sehr eilig ist.“
„Im ersten Quartal 2014 hätte man die Bauanträge stellen sollen, sagte Hecktor. Jetzt müsse man prüfen, welche Auswirkungen die Bauvoranfrage des anderen Investors habe und „ob wir als Flächeneigentümer schutzwahrend noch unsere Rechte geltend machen können“.
Letztlich geht es um die Frage, welchen Sinn ein Stadtwerk macht, das keine nennenswerten Öko-Energiequellen besitzt. Nicht nur der Bau von Windrädern ist eine unsichere Sache. Auch eine Photovoltaikanlage in Großbeeren, die einst geplant war, wird es nicht geben.
Erst am 14. Juli wurde das Stadtwerk ins Handelsregister eingetragen. Es darf laut Gesetz nur Strom aus erneuerbaren Energien verkaufen. Das lohnt sich wirtschaftlich nur, wenn 50 000 bis 80 000 Kunden den Strom abnehmen. Dafür reicht die selbst produzierte Energie, etwa aus Windkraftanlagen, aber nicht aus. Sabine Beikler /
Ulrich Zawatka-Gerlach
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