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Windpark in Schöneseiffen, Nordrhein-Westfalen. Auch bei Bliesendorf soll der Windpark im Wald gebaut werden.

© dpa

ENERGIE: Prokon sieht keine Gefahren

Das Unternehmen hat Befürchtungen aus Bliesendorf zum geplantem Mega-Windpark am Dreieck Werder zurückgewiesen.

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Werder (Havel) - Die Prokon-Unternehmensgruppe aus Itzehoe will den am Autobahndreieck Werder geplanten Mega-Windpark betreiben. Die Standortsicherung in den betroffenen Gemeinden Schwielowsee, Werder (Havel) und Kloster Lehnin sei „weitläufig abgeschlossen“, sagte Prokon-Sprecher Lorenz Kirchner. Der Windpark im Wald soll 9,4 Quadratkilometer groß werden, nach Vorstellungen der Regionalplanung Havelland-Fläming könnten dort 45 Windräder aufgestellt werden. Besonders aus Bliesendorf gibt es Widerstände.

Krankheiten durch Infraschall, erhöhte Waldbrandgefahr, Diskoeffekte und mehr Autobahnlärm wegen der erforderlichen Baumfällungen – Lorenz Kirchner äußerte sich auf PNN-Anfrage zu einigen der Befürchtungen, die vor Ort bestehen. Außerdem gab er eine erfreuliche Prognose für die Gewerbesteuereinnahmen der involvierten Kommunen. Laut einem Bundestagsbeschluss müssen 70 Prozent davon am Standort des Windparks gezahlt werden: Prokon zahle aufgrund von Vereinbarungen mit dem Finanzamt Itzehoe 100 Prozent. In der Laufzeit von zwanzig Jahren seien das pro Windrad etwa 300 000 Euro Gewerbesteuern. „Darüber hinaus stellen wir bis zu ein Prozent der Erträge der Windparkgemeinde zur Verfügung, zum Beispiel über Wegenutzungsverträge oder Bürgerstiftungen.“

Was Schall und Infraschall angeht, gab der Prokon-Sprecher Entwarnung: Zum Infraschall verweist er auf Studien, unter anderem vom Bayerischen Landesamt für Umwelt: „Sie zeigen, dass Infraschall nur dann Folgen haben kann, wenn Menschen ihn hören oder spüren können.“ Die Pegel einer Windfarm in den üblichen Abständen zur Wohnbebauung würden „deutlich unterhalb der Hör- und Wahrnehmungsgrenzen“ liegen. Aufgrund entsprechender Oberflächenbehandlung würden moderne Windräder auch keine periodischen Lichtreflexionen, den Diskoeffekt, mehr erzeugen.

Beim Schall sei ein Grenzwert von 45 Dezibel einzuhalten, nicht lauter als eine ruhige Wohngegend. Auch mehr Autobahnlärm sei nicht zu erwarten – aufgrund der Standorttopographie in Verbindung mit Ausgleichpflanzungen. Es sollen ohnehin möglichst wenig Bäume fallen, so Kirchner. „Prokon orientiert sich bei der Planung stets am vorhandenen Waldwegenetz, um die Abholzung so gering wie möglich zu halten.“ Absprachen mit Waldeigentümern zu planmäßigen Holzeinschlägen würden die zusätzlichen Baumfällungen weiter reduzieren.

Zum Thema Brandschutz betonte Lorenz Kirchner, dass ein Windrad sehr selten in Brand gerät. Vorbeugend müssten Brand- und Katastrophenschutzgesetze der Länder sowie forstrechtliche Regelungen berücksichtigt werden. „Deren Anforderungen wird Rechnung getragen.“ Denkbar sei zum Beispiel die Verpflichtung zum Einbau automatischer Feuerlöscher in den Gondeln, die Fernüberwachung durch Prokon-Systeme oder die kameragestützte Waldbrandüberwachung. Gegebenenfalls ließen sich Löschwasserbrunnen oder -teiche und Brandschutzstreifen anlegen. „Sollte sich dennoch der seltene Fall eines Brandes ereignen, so sind die Einsatzkräfte gehalten, die Windenergieanlage kontrolliert abbrennen zu lassen. In diesem Fall wäre nicht sie schutzwürdig, sondern der Wald.“

Die am Dreieck Werder geplanten Windräder sollen eine Nabenhöhe von 140 Metern haben. Zusammen mit dem Rotordurchmesser werde eine Höhe von bis zu 200 Metern erreicht, sagte Kirchner. Mit einem solchen Windrad sei ein Jahresenergieertrag von 6,6 Millionen Kilowattstunden zu erreichen. „Bei einem jährlichen Durchschnittsverbrauch eines Dreipersonenhaushaltes von 3 600 Kilowattstunden können mit einer dieser Windenergieanlagen mehr als 1800 Haushalte mit Strom versorgt werden.“

Werders Stadtverordnete wollen sich kritischen Stellungnahmen zu dem Projekt aus Bliesendorf und auch aus Glindow voraussichtlich anschließen. Eine entsprechende Rathausvorlage soll am 6. September im Hauptausschuss beschlossen werden. Der Windpark am Dreieck Werder ist einer von insgesamt 24, denen die Regionalplanung Havelland-Fläming durch ein Planverfahren den Weg bereiten will. Derzeit läuft ein öffentliches Beteiligungsverfahren für einen entsprechenden Teilregionalplan. Hintergrund sind die Klimaschutzziele der EU, Deutschlands und des Landes Brandenburg.

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