Beweisaufnahme fast abgeschlossen: Prozess gegen Hilpert könnte im Mai enden
Der wegen Betrugs angeklagte Hotelier Axel Hilpert bleibt weiter im Gefängnis. Die 4. Große Strafkammer des Landgerichts Potsdam wies am Mittwoch erneut einen Antrag der Verteidiger zur Aufhebung des Haftbefehls zurück.
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Potsdam - Der Vorsitzende Richter ist optimistisch: Die Beweisaufnahme in der Hauptverhandlung gegen den wegen Betrugs angeklagten Hotelier Axel Hilpert stehe kurz vor dem Abschluss, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Dielitz am Mittwoch. Demnach könnte der Prozess am Landgericht Potsdam - wie zuletzt geplant - im
Mai mit der Urteilsverkündung zu Ende gehen. Allerdings haben Staatsanwaltschaft und Verteidigung noch einige Anträge in der Schublade, wie sich am 16. Verhandlungstag herausstellte.
Hilpert sitzt seit Juni 2011 in Untersuchungshaft und steht seit Januar vor Gericht. Er soll die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) betrogen haben. Laut Anklage trieb er über ein Firmengeflecht die Baukosten für sein Resort am Schwielowsee in Petzow (Kreis Potsdam-Mittelmark) durch unzulässige Gewinne in die
Höhe und erschlich damit eine Förderung von mehr als neun Millionen Euro. Der 64-jährige einstige Stasi-Spitzel und Kunsthändler von DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski bestreitet das.
Einer seiner Partner bei dem Projekt ist der frühere Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, Hans-Hermann Tiedje. Wie Hilpert hält Tiedje 24,5 Prozent an der Theodor Fontane GmbH und ist zugleich deren Geschäftsführender Gesellschafter. Die Gesellschaft hatte bei der ILB die Förderung beantragt. Bei den Ermittlungen
gegen Hilpert zeichneten Spezialisten Telefongespräche zwischen den Geschäftspartnern auf. Staatsanwalt Ivo Maier beantragte am Mittwoch, dass die Protokolle der Telefonate in der Hauptverhandlung verlesen werden.
Die Aufzeichnungen hätten „schlagende Bedeutung“ für das Verfahren. Sie entlarvten den „Mummenschanz“ Hilperts. Laut Maier zeigen die Aufnahmen, dass Tiedje kaum etwas gewusst habe über die Vorgänge im Resort. Er stelle Fragen, als wisse er nichts über die PMPS von Hilpert. Die PMPS und die KBL sind 100-prozentige
Hilpert-Firmen, sie übernahmen die Verantwortung für den Bau.
Und Tiedje äußere Sorgen darüber, was er wohl alles unterzeichnet habe, sagte der Staatsanwalt. Anhand der Aufnahmen „lüftet sich der Schleier“.
Aus Sicht der Verteidigung zeugen die Fragen Tiedjes jedoch von dessen großem Wissen. „Diese Fragen konnte er nur mit diesem Wissen stellen“, sagte Anwältin Heide Sandkuhl. Am besten lasse sich das klären, wenn Tiedje direkt im Gericht aussage. Deshalb solle er als Zeuge vernommen werden.
Richter Dielitz sagte, das sei bislang nicht vorgesehen gewesen. Jedoch werde er darüber nachdenken. Überlegen muss die Kammer auch, ob sie einem Antrag der Verteidigung zur Vernehmung einer weiteren Zeugin stattgibt.
Der wegen Betrugs angeklagte Hotelier Axel Hilpert bleibt weiter im Gefängnis. Die 4. Große Strafkammer des Landgerichts Potsdam wies am Mittwoch erneut einen Antrag der Verteidiger zur Aufhebung des Haftbefehls zurück. Die Kammer sehe weiterhin einen dringenden Tatverdacht sowie Flucht- und Verdunkelungsgefahr, teilte Gerichtssprecher Frank Tiemann am späten Nachmittag mit.
Susann Fischer
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