Potsdam-Mittelmark: Punk-Veteranen und Alltagshelden
Teltower Stadtfest holte bekannte Künstler auf die Bühne und rückte Ehrenämtler ins Rampenlicht
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Teltow - Schnelle Gitarrenriffs, rotzfreche Texte – und auch nach 33 Jahren noch eine Lautstärke, die ihresgleichen sucht: Extrabreit haben noch einmal alles gegeben. Die Punk-Band, die mit Titeln wie „Polizisten“ und „Hurra, hurra, die Schule brennt“ vor allem in den 1980ern Erfolge feierte, war einer der Höhepunkte auf dem Teltower Stadtfest am Wochenende. Mehrere Zehntausend Gäste waren zwischen Samstag und Montag auf der Partymeile in der Rheinstraße unterwegs, um zu feiern, Musik zu hören und die vielen Showacts zu erleben.
Die Abende waren geprägt von lauer Sommerluft und jeder Menge Live-Konzerte. Bereits um 18.30 Uhr spielten am Sonntag „Boerney & die Tri Tops“, die ein stundenlanges Feuerwerk an Breitband-Unterhaltung entzündeten: Von der „Biene Maja“ über die Backstreet Boys bis zu AC/DC wurde hemmungslos alles gecovert, was einem irgendwie bekannt vorkam. Danach spielten „Extrabreit“ bekannte Songs aus Zeiten der Neuen Deutschen Welle und präsentierten ihr aktuelles Album „Neues von St. Hiob“. Die Punk-Veteranen legten dabei eine ungeahnte Energie an den Tag. Zwar sieht man den Mannen um Kai Havaii und Stefan Kleinkrieg ihr reichlich exzessives Leben an, aber reif für das Abstellgleis sind „Extrabreit“ noch lange nicht.
Der Montag stand dann ganz im Zeichen des Ehrenamtes. Über 30 Vereine und Institutionen präsentierten ihre Arbeit auf dem „Markt der Möglichkeiten“. Die große Schau des bürgerschaftlichen Engagements fand hier zum mittlerweile zehnten Mal statt. Mit dabei waren die örtlichen Karnevalsclubs, Sportvereine sowie Sozialträger und Kulturschaffende. Auf der Bühne zeichneten die Bürgermeister von Teltow und Stahnsdorf, Thomas Schmidt (SPD) und Bernd Albers (BfB), sowie Kleinmachnows Vize-Bürgermeisterin Barbara Neidel besonders verdiente Bürger der Region aus. Dazu gehörte Brigitte Partzsch, die sich seit Jahren unter anderem im Teltower Arbeitslosenverein engagiert, oder Kristina Kroll, die in den vergangenen Jahren als ehrenamtliche Geschäftsführerin des Schulfördervereins die Entwicklung der Stahnsdorfer Lindenhof-Schule vorangetrieben hat.
Für die Stadt Teltow, die ihr Fest seit 1989 feiert, stand in diesem Jahr ein Jubiläum im Mittelpunkt: Vor 20 Jahren wurde die Partnerschaft mit der Stadt Ahlen besiegelt. Zu diesem Anlass war nicht nur eine 50-köpfige Delegation aus dem Münsterland angereist. Es wurden auch drei Ahlener Künstler in das Programm mit eingebunden. Am Sonntagvormittag eröffneten sie eine Ausstellung zum Thema „Kunst als Brückenschlag“ im Bürgerhaus. Als Zeichen der Verbundenheit auch über größere Entfernungen wurde kurz danach ein Wegweiser am Ahlener Platz enthüllt: „Ahlen 431 Kilometer“ ist darauf zu lesen. Bereits im vergangenen Jahr war an gleicher Stelle die Entfernung zur Partnergemeinde in Frankreich, Gonfreville l’Orcher, ausgewiesen worden.
Die Teltower und ihre Gäste bekamen davon indes wenig mit: Für sie stand der Kurzweil klar im Vordergrund. „Es ist in erster Linie ein Familienfest“, sagte Veranstaltungsmanagerin Stephanie Herfurth von der Agentur Brando. Sie lobte den friedlichen Verlauf des Festes. Eine Frau, der vom Karussell-Fahren schwindlig geworden sei, habe den Rettungsdienst zu seinem einzigen Einsatz auf den Plan gerufen. „Ein besseres Marketing kann man sich für Teltow kaum wünschen.“
Den Namen der Stadt weitertragen dürften auch jene Besucher, die am Montagabend noch die Band „Spirit of Smokie“ erlebt haben. Ohne Chris Norman und den 1995 verstorbenen Alan Barton, aber dafür mit Bartons Sohn Dean, der die bekannten Songs mit fast identischer Stimme sang, wurden Erinnerungen bei so manchem Festbesucher an die eigene Jugend geweckt. Das Teltower Stadtfest wurde einmal mehr zur musikalischen Zeitreise.
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