
© Ute Kaupke
Potsdam-Mittelmark: Punkte statt Buchstaben Ehrung für Erfinder der Blindenschreibmaschine
Nuthetal - Seine Erfindung hat das Leben von blinden Menschen erleichtert: Vor 111 Jahren entwickelte Oskar Picht die erste brauchbare Schreibmaschine für Sehbehinderte und Blinde in Deutschland. Statt Zahlen und Buchstaben zu drucken, stanzt die Maschine Punkte in ein Blatt – getreu der vom Franzosen Louis Braille erdachten Blindenschrift.
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Nuthetal - Seine Erfindung hat das Leben von blinden Menschen erleichtert: Vor 111 Jahren entwickelte Oskar Picht die erste brauchbare Schreibmaschine für Sehbehinderte und Blinde in Deutschland. Statt Zahlen und Buchstaben zu drucken, stanzt die Maschine Punkte in ein Blatt – getreu der vom Franzosen Louis Braille erdachten Blindenschrift. Gestern wurde der Person Oskar Picht auf dem Bergholzer Friedhof in Nuthetal gedacht.
Im Rahmen des Internationalen Symposiums blinder und sehbehinderter Menschen hatte das Sozialwerk Potsdam e.V. Gäste der Blindenverbände aus Potsdam und seinen Partnerstädten Bonn, Opole und Luzern zu Pichts Ehrengrab eingeladen – „in Würdigung seines Lebenswerkes“, betonte Sozialwerksvorsitzender Dirk Schulze. Schulze war bis 2009 Chefarzt der Augenklinik des Potsdamer Bergmann-Klinikums. Er hob Pichts Rolle als Organisator und Gesundheitspolitiker zum Wohle der Blinden hervor. Auch Landrat Wolfgang Blasig (SPD) und Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) nahmen an der Ehrung teil.
Oskar Picht wurde am 27. Mai 1871 in Pasewalk geboren. Schon im Jugendalter konstruierte er mechanische Geräte, unter anderem eine Kaufmannswaage und ein oberschlächtiges Wasserrad. Schon früh war er vom Schicksal der Blinden ergriffen, ließ in den Jahren 1897 bis 1899 an der Staatlichen Blindenanstalt in Berlin-Steglitz zum Blindenlehrer ausbilden. Später engagierte er sich als Geschäftsführer des „Vereins zur Förderung der wirtschaftlichen Selbstständigkeit der Blinden“. Picht trug dazu bei, dass 1910 das Blinden-Altenheim in Nuthetal, heute vom Instituts für Ernährungsforschung genutzt, eröffnet wurde. Hartmut Schulz, Verwaltungschef des Ernährungsinstituts, wies am Grabe Pichts auf die Ausstellung einer seiner Blindenmaschinen im Foyer des Hauses hin.
Picht verbrachte seinen Lebensabend in Rehbrücke, wo er 1945 starb. Auf Betreiben der Bezirksgruppe Werder des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Brandenburg war 2003 ein Ehrengrabstein auf dem Bergholzer Friedhof gesetzt worden. Der Stein wird vom Verband sowie der Gemeinde Nuthetal und dem Landkreis Potsdam-Mittelmark gepflegt. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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