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Beliebte Strecke. Bei Geltow führt der an manchen Tagen viel frequentierte Havelradweg über die Baumgartenbrücke. Dort hat die Tourismus Marketing Brandenburg GmbH eine ihrer landesweit 63 automatischen Zählstellen eingerichtet.

© Andreas Klaer

Von Matthias Matern: Radeln entlang der Durststrecke

Potsdam-Mittelmark ist bei Radwanderern äußerst beliebt. Doch das Angebot an Gaststätten ist oft dünn

Von Matthias Matern

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Potsdam-Mittelmark - Einer Untersuchung der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH zufolge ist der Kreis Potsdam-Mittelmark eines der beliebtesten Radwanderziele im Land Brandenburg. Eine seit Ende 2009 laufende, automatische Zählung hat ergeben, dass nirgendwo sonst so viele Radler unterwegs sind, wie in den Kreisen Oberspreewald-Lausitz und Potsdam-Mittelmark. „Der Radtourismus ist zu einem wichtigen Standbein geworden“, bestätigt Helga Brandt von der Wirtschaftsförderung des Kreises. Doch das Potenzial sei längst nicht ausgeschöpft, meint der ehemalige Fahrradbeauftragte Berlins und ausgewiesene Kenner des brandenburgischen Radwegenetzes, Benno Koch. Nach wie vor gebe es Lücken, Hürden für Radwanderer in den Innenstädten und auch das gastronomische Angebot sei teilweise dünn.

„Für Radwanderer ist Potsdam-Mittelmark interessanter als viele andere Regionen“, findet Koch. Der Hohe Fläming habe mit den Burgen viel zu bieten. Aber auch die Altstädte von Belzig und Wiesenburg seien „schöne Ziele“, lobt der Fahrradexperte. „Aber die entsprechende Infrastruktur muss einfach stimmen.“ In kleinen Ortschaften sei es manchmal schwer, eine geöffnete Gaststätte zu finden. Oftmals gebe es nicht mal einen Kiosk. „Das ist ein Riesenproblem“, meint Koch.

Auch Brandt sieht beim Angebot fahrradfreundlicher Gaststätten, Pensionen und Servicestellen noch Potenzial. „Deshalb bin ich froh über das Ergebnis der Zählungen. Das ist ein gutes Argument, um mehr Anbieter zu überzeugen“, sagt sie. Andererseits würden immer mehr Pensions- und Gaststättenbetreiber die Chance erkennen. „Die Zahl der Pensionen, die sich als Bed & Bike-Pensionen zertifizieren lassen, nimmt deutlich zu“, so Brandt.

Zumindest an Radwegen besteht kein Mangel. Gleich vier überregionale Radwege führen durch den Kreis, so etwa auf rund 70 Kilometern der Europaradweg 1 und der Havelradweg auf knapp 40 Kilometer. „Ein großer Vorteil“, meint Brandt. Doch ein großes Netz bedeutet auch viel Arbeit: Noch immer gibt es nicht asphaltierte Teilstücke, an einigen Stellen weisen Pisten Schäden auf und manche Kommunen hinken bei der Pflege der Wege hinterher. Im Internet berichten Radler in Blogs über „Sandpisten für Pferde“ , die für Radfahrer „ungeeignet“ seien und über fehlende Beschilderungen innerorts. Benno Koch kennt das Problem: „Man hat es in Brandenburg bis heute nicht verstanden, der Fahrradverkehr in die Städte zu integrieren.“

Mit dem baulichen Zustand der Wege ist der Fahrradexperte aber weitgehend zufrieden. „Der Havelradweg hat eine sehr gute Qualität“, lobt Koch. Allerdings sei die Reinigung offenbar nicht überall geregelt. „Bei Gollwitz etwa liegt häufig so viel Laub, dass man meint, man ist auf einem Waldweg“, so Koch.

„Es gibt Kommunen, die machen das vorbildlich, andere weniger“, räumt Brandt ein. Viel größer sei das Problem der Instandsetzung alter Wege, weil dies viel Geld koste. Zwar hätten sich die Kommunen damals mit dem Erhalt der Fördergelder für ihre Teilabschnitte verpflichtet, 15 Jahre lang für deren Erhalt zu sorgen. „Doch viele haben der Qualität der Wege mehr zugetraut“, glaubt Brandt.

In Werder begreift man solche Ausgaben offenbar als Investitionen. „Der Radtourismus wird als Wirtschaftsfaktor immer wichtiger“, sagt die 1. Beigeordnete Manuela Saß. „Bei Erhalt und Pflege sind wir gut aufgestellt.“ Gerade erst sei der Bauhof beauftragt worden, Radwege in den Ortsteilen Töplitz und Glindow zu asphaltieren. „Die Kosten liegen bei rund 133 000 Euro“, so Saß.

Demnächst können sich Radler zudem über ein weitere neue Asphaltstrecke freuen. Am 2. November soll der neue Radweg zwischen dem Ortsteil Plötzin und der Bundesstraße 1 freigegeben werden. Etwa 580 000 Euro hat das Land für die 3,1 Kilometer ausgegeben. Ein anderes Projekt in Landesverantwortung wird wohl noch weiter auf sich warten lassen. Nach wie vor klafft auf dem Havelradweg zwischen Werder und Phöben eine Lücke. „Der Lückenschluss wurde uns zwar zugesagt, ist aber der Haushaltssperre zum Opfer gefallen“, berichtet Manuela Saß. Aber die sei ja nun wieder aufgehoben worden, da könnte es jetzt eigentlich endlich losgehen.

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