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Potsdam-Mittelmark: Raketenantrieb mit viel Puste
Sieben Kitas und Horte im Landkreis als „Haus der kleinen Forscher“ ausgezeichnet
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Teltow - Warum schwimmen Orangen im Wasser, Kartoffeln aber nicht? Warum löst sich Zucker in heißem Tee schneller auf als in kaltem? Ist doch kinderleicht, sagt Nadine Syring: Orangen haben Luft in der Schale und die Zuckerteilchen können sich bei Wärme einfach schneller bewegen. „So wie Kinder auf dem Sportplatz, wenn es draußen nicht schneit, sondern die Sonne scheint“, sagt die Koordinatorin des Kindernetzwerkes mit dem komplizierten Namen „Kleine Forscher Unionhilfswerk Brandenburg“.
Was kompliziert klingt, ist für die Kinder von sieben Kitas und Horte im Landkreis Potsdam-Mittelmark Alltag. Sie forschen und fragen, basteln und experimentieren mit ihren Erziehern. Unterstützt werden sie dabei seit 2008 vom „Kleine Forscher“-Netzwerk. In kostengünstigen Tageskursen, 25 Euro pro Person, werden Erzieher auf ihre Aufgabe als Physik-, Biologie- oder Chemielehrer für die Kleinen herangeführt. Sie bekommen Vorschläge, dürfen selbst probieren und so lange fragen, bis sie alles verstanden haben. Anschließend schwärmen sie in die Kindergärten aus, bringen den Kindern zum Beispiel bei, wie man Luftballonraketen baut – mit Faden, Strohhalm, Klebeband, einem Ballon und viel Puste.
Am Dienstag haben die Einrichtungen auf einem Kinderfest an der alten Teltower Biomalzfabrik ihre Zertifizierungen als „Haus der kleinen Forscher“ erhalten. Dazu gehört nicht nur ein Schild für die Eingangstür, sondern auch neue Experimente. Einige, wie die Evangelische Kita aus Teltow, waren erstmals dabei. Andere, wie die „Wildenbrucher Waldzwerge“ aus Michendorf, die „Havelfrüchtchen“ aus Werder (Havel) oder der Ein-Stein-Hort aus Kleinmachnow beteiligen sich schon länger.
Erzieherin Elke Grimm vom Stahnsdorfer Lindenhort hat vor fünf Jahren mit den Kindern ihren Forscherdrang entdeckt. Inzwischen könnten die Kleinen jeden Tag experimentieren, sogar ein Labor mit Nassstrecke zum Panschen, Planschen und Plempern mit Brause- und Backpulver, Zucker oder Mehl wurde angelegt. Damit im Hort alles klappt, experimentiert die blonde Erzieherin vorher mit ihrem Mann im Wohnzimmer. „Ich wollte nie Physiklehrerin werden, nun bin ich es fast.“
Auf Beispiele wie diese setzt Netzwerkkoordinatorin Nadine Syring. „Die Hoffnung ist, dass es die Kinder in der Schule später leichter haben.“ Experimentiert werde nur mit Alltagsdingen, teure Forscherkisten brauche man nicht. Angewiesen sei das Netzwerk hingegen auf Spenden. Bislang finanzieren sich die „Kleinen Forscher“ nur durch Unternehmer der Region. Auch am Dienstag waren sie dabei, als fünf Bewegungsbaustellen übergeben wurden.
Eine der Baustellen, bestehend aus bunten Kisten und langen Hölzern, wird in Stahnsdorf stehen. Die achtjährige Jolie ist schon aufgeregt, verrät sie nach einem ersten Balanceakt über die Baustelle. Das sei mal etwas anderes als eine Luftballonrakete zu bauen oder mit Kartoffeln zu experimentieren. Tobias Reichelt
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