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Potsdam-Mittelmark: Rasendes Lehrerkarussell

235 Lehrerumsetzungen im Schulamt Brandenburg – ein Beispiel aus Wildenbruch

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Michendorf - Stephan Welzel ist stinksauer: Der Klassenlehrer seine Sohnes wird am Montag nicht mehr da sein. Welzel ist Elternsprecher der 4b der Wildenbrucher Grundschule. Als solcher hat er einen Protestbrief an den Schulamtsleiter geschrieben, genutzt hat es nichts. Welzel hat inzwischen aus verschiedenen Gesprächen mitbekommen, wie es um die Stimmung in der Lehrerschaft bestellt ist. Jedes Jahr gibt es Umsetzungen an den Schulen, und Jeden kann es erwischen. Die Angst geht um, wobei sich keiner der Betroffenen offen gegen das Schulamt richtet. „Viele sind unzufrieden und halten den Mund. Es besteht ja die Gefahr, dass sich die Lage sonst noch verschlimmert.“

Dutzenden Klassen im Schulamtsbezirk werden am Montag neue Lehrer vor die Nase gesetzt. Was Stephan Welzel als „menschenverachtenden Personalkarussell“ bezeichnet, nennt Schulamtsleiter Ulrich Rosenau „gezielte Umsetzungen für einen passenden Ausgleich zwischen den Schulen“. Nach seinen Angaben hat sich für dieses Schuljahr für fast jede Schule im Schulamtsbezirk Brandenburg ein Lehrerwechsel ergeben: 235 Lehrkräfte – das sind fast fünf Prozent – mussten die Schule wechseln. Weil viele Lehrer in den Ruhestand gingen, sind laut Rosenau zudem 116 Lehrkräfte von auswärts hinzugekommen. Weniger als die Hälfte von ihnen hat unbefristete Verträge bekommen.

„Leider ist die Personalentwicklung unausgewogen. Je nach Region, nach Schulform und nach Alterstruktur einer Schule ergab sich für fast jede Schule Personalüberhang oder Personalbedarf“, wirbt Rosenau um Verständnis. Das kann Stephan Welzel kaum aufbringen: Erst kurz vor Toreschluss würde Lehrerpersonal erfahren, ob und wohin es umgesetzt wird. „Das ist nicht nur für die Lehrer, sondern auch für Kinder und Eltern eine unglückliche Situation.“ Die Konsequenz sei der Wechsel von Schülern in private Schulen, andere Grundschulen oder zu früh ins Gymnasien, „womit Kinder auch überschätzt werden können“.

Völlig unklar ist für Welzel die Personalplanung auch, weil der Klassenlehrer der 4b erst ein Jahr zuvor an die Schule gekommen war. „Ein Klassenlehrerwechsel nach einem Jahr – die Klasse fühlt sich doch total gekniffen.“ Immerhin wurde jetzt vom zuständigen Schulrat ein Gesprächstermin vorgeschlagen. Fest steht trotzdem: Der Klassenlehrer kommt nicht zurück. Er wurde umgesetzt – nach Caputh. Wenigstens in die Nähe. Und nochmal Glück in einer ungewissen Zeit: Sein befristeter Vertrag wurde verlängert. Henry Klix

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