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Teltow: Raser waren gewarnt

Das befürchtete Blitzlichtgewitter bei Polizeikontrollen blieb aus, weil fast alle Fahrer ordentlich fuhren.

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Teltow - Sichtlich stolz hält Mario Heinemann einen Stapel bunter Blitzerbilder in den Händen. „Das sind die schönsten, die wir heute in Teltow bekommen haben“, sagt der Polizeioberkommissar. Vorsichtig zieht er ein Bild hervor: Das Blaulicht auf den Polizeiautos ist mit Strichen umkreist und auch die hinter dem Blitzgerät im Regen wartenden Polizisten sind gut zu erkennen. Es sind Szenen aus der Polizeiarbeit, gemalt von den ABC-Schützen des Teltower Rübchen Kindergartens – und fast die einzigen Blitzerbilder, die Heinemann mitbringen kann.

Mit groß angelegten Geschwindigkeitskontrollen sind Polizisten in Berlin und Brandenburg am Dienstag gegen Raser und Drängler im Straßenverkehr vorgegangen. Im Berliner Umland postierten sich die Beamten vor allem an den von Pendlern genutzten Strecken. Immer wieder ist es hier durch zu hohe Geschwindigkeiten zu Unfällen gekommen. Allein in Teltow wurde an zwei Stellen kontrolliert. Doch geblitzt wurde kaum, denn viele Fahrer waren gewarnt.

Schon am Morgen hatten sich die Beamten vor der Rübchen Kita in der Potsdamer Straße aufgestellt. Mitten im Regen und für viele Autofahrer weit sichtbar. „Alle fahren sehr vorsichtig“, fasst Polizist Heinemann nach zwei Stunden die Lage zusammen. Angehalten wurde niemand. Zeitungen, Radiosender und das Fernsehen hatten berichtet. Die meisten rollen mit knapp 40 km/h vorbei. Erlaubt sind 50 km/h. „Damit ist die Botschaft ganz klar angekommen“, sagt Heinemann. Immerhin hatten die Kita-Kinder ihren Spaß: Sie haben sich die Nasen an den Fensterscheiben platt gedrückt, geguckt, was die Polizei treibt – und alles aufgemalt. „Wir haben sie eingeladen, durchs Lasermessgerät zu gucken“, erzählt Heineman. Anschließend gab es eine Runde Eis für die Kleinen.

Von so einem Geschenk kann Michael Rabe nur träumen. Der Berliner ist an diesem Vormittag der erste und vielleicht auch der einzige Autofahrer in Teltow, der den Beamten in die Radarfalle getappt ist. Kurz vor 11 Uhr wird er am zweiten Kontrollpunkt in der Lichterfelder Allee herausgewunken. Mit 67 km/h wurde er erwischt. „So ist das, wenn man es eilig hat.“ Zeit ist Geld, sagt Rabe. Doch jetzt geht ihm beides verloren. Nachdem auch er durch das Lasermessgerät schauen durfte, drückt ihm ein Polizist eine Quittung über 25 Euro in die Hand. Rabe will die Messung anzweifeln. „Ich bin doch einwandfrei 50 gefahren“, sagt Rabe – zumindest die meiste Zeit.

Es gehe nicht um „Abzocke“, erklärt Heinemann. Vielmehr wolle man auf die Gefährdung durch Raserei aufmerksam machen. Allein in den ersten Monaten des Jahres sind in Brandenburg 42 Menschen bei Unfällen gestorben – knapp jeder Dritte davon wegen zu hoher Geschwindigkeit.

Auf der anderen Seite der Lichterfelder Allee sind indes die Männer um Polizeihauptkommissar Dieter Ilsitz im Einsatz – ohne Geschwindigkeitsmessgerät dafür mit geschärftem Blick für müde Brummi-Fahrer. Seit dem Morgen halten sie Lkws und Kleintransporter an, um Fahrzeiten und Fahrzeuge zu kontrollieren. Bei 13 Stichproben gab es vier Treffer: Bei einem Gefahrguttransporter fehlte der Feuerlöscher, bei einem Kleintransporter waren die Bremsen defekt.

Auch Kraftfahrer Jens Jankowsky muss seine Fahrt von Leipzig nach Berlin an diesem Morgen in Teltow unterbrechen. An seinem weißen Lkw sind die Blinklichter an der Laderampe kaputt und auch sein Fahrtenschreiber ist den Beamten eine Ermahnung wert. Um 14 Minuten hat Jankowsky seine Fahrzeit überschritten. Ein kleiner Delikt, sagt Polizist Ilsitz. An Autobahnen hat er schon Schlimmeres erlebt: Ohne Pause sei ein Früchtehändler zwischen Italien und Berlin unterwegs gewesen. Weil er nicht stoppen und schlafen wollte, brummten ihm die Beamten eine Strafe über 18 000 Euro auf, seinem Chef gleich das Doppelte. Meist seien es die Unternehmer, die ihre Fahrer immer länger und länger fahren lassen. „Manche Fahrer sprechen uns sogar an, weil sie kontrolliert werden wollen“, sagt Ilsitz. Nur so kommen sie zu ihrer Pause.

Fahrer Jankowsky hat es heute zum Glück nicht mehr weit. Mit einem freundlichen Händedruck entlässt ihn Ilsitz. „Aber passen Sie auf, in Berlin warten die nächsten Polizisten und kontrollieren.“

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