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Potsdam-Mittelmark: Rast am Ring

Mitte des nächsten Jahres soll an der A10 ein Autohof an der Ausfahrt Ferch entstehen. Der Beelitzer Bauunternehmer Thomas Schielicke plant dort ab 2016 auch den Bau eines Autobahnhotels

Von Eva Schmid

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Schwielowsee - Viel Platz für Lastwagenfahrer: Die alten Schuppen und Ställe auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerks in Ferch sollen abgerissen werden. Schwielowsee hat jetzt grünes Licht für den Bau eines Autohofs und Autobahnhotels am südlichen Berliner Ring gegeben.

Auf dem rund zwei Hektar großen Gelände will der Bauunternehmer Thomas Schielicke noch in diesem Jahr ein Großbauprojekt an der Fercher Autobahnabfahrt starten. Bereits Mitte des nächsten Jahres könnte der Autohof fertiggestellt sein. Der Bauantrag soll noch in diesem Jahr eingereicht werden, so Schielicke. In einem ersten Bauabschnitt sollen der Autohof und die Tankstelle östlich von Ferch entstehen. Ab 2016 soll in einem zweiten Bauabschnitt das Autobahnhotel dazukommen. Schielicke will nach eigenen Angaben insgesamt rund ein bis zwei Millionen Euro investieren.

Ursprünglich wollte der Beelitzer Bauunternehmer wie berichtet nur ein Hotel für Durchreisende errichten. Der geplante achtstreifige Ausbau der A10 zwischen den Dreiecken Nuthetal und Potsdam ließ ihn umplanen. Für die Zukunft erwarten die Planer auf dem Abschnitt bei Michendorf 126 000 Fahrzeuge pro Tag – schon heute zählt der südliche Berliner Ring mit rund 89 000 Fahrzeugen täglich zu den höchstbelasteten Autobahnen Brandenburgs. Daher erweiterte Schielicke sein Projekt und macht dem nur rund zweieinhalb Kilometer entfernten Michendorfer Autorasthof Konkurrenz. Auch in Ferch soll es künftig eine Tankstelle und einen Autohof geben. Betreiber der Anlage werde die Total GmbH sein, so Schielicke.

Dem Großprojekt des Konkurrenten sieht man auf dem Michendorfer Rasthof gelassen entgegen. Das neue Angebot richte sich vor allem an Lkw-Fahrer, sagte Pressesprecherin Bettina Schaper von der Autobahn Tank & Rast GmbH, dem Betreiber der Anlage. „Letztlich entscheidet der Kunde.“ Man setze weiterhin auf die familienfreundliche Ausrichtung der Anlage. Den Kraftstoff an dem Michendorfer Rasthof liefert bisher auch die Total GmbH.

Tatsächlich liegt der Schwerpunkt des Autohofs vor allem auf Lastwagenfahrern. „Bundesweit besteht enormer Bedarf an Lkw-Stellplätzen“, so der Pressesprecher der Total, Manuel Fuchs. Die lange, vergebliche Suche der Lkw-Fahrer nach freien Parkplätzen führe immer wieder zwangsläufig zur Überschreitung der gesetzlichen Lenkzeiten. „Das Ziel ist ein maßgeschneidertes Angebot.“ So haben Lkw-Fahrer auf Autohöfen mehr Platz zum Rangieren, es gibt ausreichend Duschmöglichkeiten und die Lastwagen werden an speziellen Zapfsäulen betankt. In Ferch sind laut Bebauungsplan 38 Lkw-Stellplätze ausgewiesen, der Autohof steht Lkw- und Autofahrern rund um die Uhr offen, ein 45 Meter hoher Werbepylon soll auf das Angebot aufmerksam machen.

Für das vier- bis fünfgeschossige Autobahnhotel plant Schielicke rund 60 Zimmer. Der Grund für den Bau in mehreren Abschnitten liege bei der Finanzierung: „Wenn ich alles parallel machen würde, dann muss das auch alles bezahlt werden“, so Schielicke. Zudem müsste der Bauunternehmer noch einen passenden Betreiber für das Hotel finden. „Die großen Ketten sind an einem Standort in der Berliner Innenstadt interessiert.“ Möglicherweise könnte ein Freund von ihm, der Chef des Landhotels Gustav in Beelitz-Heilstätten, das Durchreise-Hotel betreiben. „Wir werden 2016 sehen, wie die Planungen aussehen werden.“

Im Schwielowseer Rathaus wird der Standort für den neuen Autohof begrüßt. „Wo, wenn nicht dort, könnte in der Gemeinde überhaupt so ein Projekt entstehen“, sagt Bauamtsleiterin Kerstin Murin. Der Service in Autobahnnähe sei am richtigen Platz. Der Krach, den ein Autohof produziert, würde zudem an der Autobahn weniger stören.

Auch unnötiger Verkehr auf den Landstraßen werde laut Bauamtsleiterin vermieden: Mit dem geplanten Ausbau der A10 soll ein Kreisverkehr an der Auf- und Abfahrt der Autobahn im Jahr 2016 entstehen. Einer der Abzweige im Kreisverkehr soll zum Autohof führen. Bis es soweit sei, werde die Zufahrt zu der Anlage provisorisch ausgebaut und bereits auf zehn Meter Breite erweitert.

Seit Jahren liegt die Fläche nahe der Autobahn brach. Das Plangebiet gegenüber der Fercher Försterei wurde früher als Sägewerk genutzt. Kurz nach der Wende war damit aber Schluss. Der gescheiterte Großinvestor Hartmut Berg hatte wie berichtet danach ein üppiges Luxushotel mit angeschlossenem Casino geplant, dafür wurde noch 1998 ein Bebauungsplan festgesetzt. Zwischenzeitlich wurde das Gelände von einer Bauschuttrecyclingfirma genutzt. Vor einigen Jahren kaufte es der Beelitzer Bauunternehmer.

Für Schielickes Vorhaben musste das Areal, das bisher im Landschaftsschutzgebiet lag, vom Umweltministerium ausgegliedert werden. Das Gebiet ist aber beliebtes Jagdrevier für Fledermäuse. Um ihren Lebensraum so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, muss der Bauunternehmer einen Teil der Dächer begrünen.

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