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Michendorf: Rathaus-Reform als oberstes Ziel
Reinhard Mirbach will so bald wie möglich als Michendorfer Bürgermeister für den Neuanfang sorgen
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Michendorf - Reinhard Mirbach (CDU) kann es kaum erwarten: Am liebsten würde er schon vor der geplanten Amtsübergabe als neuer Bürgermeister von Michendorf loslegen. Dieser Wunsch, geäußert in der Euphorie des Wahlsieges am Sonntagabend, wird aus kommunalrechtlicher Sicht jedoch schwer umzusetzen sein. Denn die Amtszeit von Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos), die nach wie vor krankgeschrieben ist, läuft noch bis 18. Dezember. Das musste der 42-jährige Wilhelmshorster gestern selbst konstatieren und sich zügeln. „Wir werden sehen, ob sie noch zurückkehrt. Wenn nicht, wird man aber einen früheren Amtsantritt prüfen müssen“, sagte er.
Mit 60 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang gegen den SPD-Kandidaten Christian Maaß und der Unterstützung eines Großteils der Gemeindevertretung hat der 42-Jährige zurzeit jede Menge Schwung, den er gern nutzen würde. Bereits gestern traf er sich mit den Fraktionschefs und den Ortsvorstehern, um die nächsten Ziele für Michendorf abzustecken. Das erste steht bereits fest: Eine Neustrukturierung der Verwaltung. Künftig soll es zum Beispiel nur noch drei statt vier Amtsleiter geben. Das Ordnungsamt wird voraussichtlich in das Hauptamt eingegliedert, der Vertrag von Ordnungsamtschefin Juliane Seidel läuft ohnehin Ende Dezember aus (PNN berichteten).
Eine Rathausreform ist es, was sich auch Mirbachs Mitstreiter wünschen. „Die Verwaltung liegt am Boden“, spitzte Michendorfs Ortsvorsteher und Chef der FDP Hartmut Besch die derzeitige Stimmung zu. Die Mitarbeiter müssten motiviert und die Amtsleiter künftig unter einen Hut gebracht werden, forderte er. Auch die ständig steigenden Personalkosten müsse Michendorf in den Griff bekommen. In die gleiche Kerbe schlug Langerwischs Ortsvorsteher und UWG-Fraktionschef Wolfgang Kroll: „Im Moment schieben sich die Amtsleiter den schwarzen Peter gegenseitig zu, wenn etwas nicht läuft“, analysierte er. Aber Mirbach sei der Mann, der für Aufbruchstimmung in der Verwaltung sorgen werde, und das mit der Unterstützung der Wählergruppen UWG und FBL: „Unsere Allianz für Michendorf endet nicht mit der Wahl.“
Kroll und Besch gehören zu den profiliertesten, aber auch unbequemstenen Kommunalpolitikern in der Gemeinde. Der von Mirbach versprochene Neuanfang steht und fällt mit Leuten wie ihnen. Die momentanen Projekte auf der gemeindlichen Agenda wie der geplante Verwaltungsumbau sorgen zurzeit zwar für einen gemeinsamen Kurs, spätestens mit dem neuen Haushalt, wenn es wieder um Investitionen in den Ortsteilen geht, könnte sich das ändern. Dann aber setze man auf Mirbachs Fähigkeit zu moderieren, bemerkte Kroll.
„Wir hoffen, dass der neue Bürgermeister nicht zu einer Marionette der Ortsvorsteher wird“, sagte indes SPD-Fraktionschefin Andrea Alms gestern. Ein rigoroser Neuanfang wäre nur mit Mirbachs Gegenkandidaten Maaß, der aus Premnitz stammt und in Potsdam lebt, möglich gewesen, bemerkte sie. Nun bestünde die Gefahr, dass sich „alte Seilschaften“ fortsetzten. Trotzdem werde die SPD nicht schmollen, sondern die Zusammenarbeit mit der Verwaltung suchen. Die vergangenen Wahlkampfwochen jedenfalls hätten die nötigen Brücken dafür stehen lassen: Alms lobte „das Gebaren und den Anstand“ des politischen Gegners von der CDU. Und das eigene Ergebnis von 40 Prozent sei ja ebenfalls beachtlich gewesen. „Diese 40 Prozent muss Herr Mirbach aber nun erst einmal überzeugen“, forderte die SPD-Fraktionschefin.
Der hat auf jeden Fall schon mal die Ärmel hochgekrempelt: Nach den Sondierungen mit den Fraktionschefs will er die Zeit bis zum Amtsantritt nutzen, sich in den Kitas, Schulen und Vereinen vorzustellen. Zwar ist er dort kein Unbekannter, „aber als künftiger Chef ändert sich die Sicht ja noch mal“, sagte er. Als wesentliches Ziel nach der Verwaltungsreform nannte er, an einer Lösung für die Teltomat-Brache zu arbeiten. Weitere Projekte würden derzeit abgestimmt. Und schließlich muss ja auch noch der Haushalt für 2012 aufgestellt werden. Viele Projekte wie das neue Foyer in der Grundschule Michendorf oder Investitionen in den Brandschutz sind schon beschlossen. Viel Geld wird am Ende nicht mehr übrig bleiben, um die Ortsteile mit Investitionen zu bedienen. Dann erst wird sich zeigen, ob Michendorf mehr kann.
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