zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Rätselhafter Überfall in Fichtenwalde

Unbekannte sollen Zahnarzt den linken Zeigefinger abgetrennt haben, bisher fehlt jede Spur von ihnen

Stand:

Beelitz - Der Einkaufsmarkt liegt ruhig unter den hohen Kiefern, auf dem Parkplatz davor ist am Dienstagnachmittag nur wenig los. Doch die meisten Menschen, die hier heute einkaufen oder arbeiten, tun das mit einem mulmigen Gefühl: Am späten Montagnachmittag wurde hier der Zahnarzt Marcus B. nach eigenen Angaben in seiner Praxis brutal überfallen. Die Täter erbeuteten Bargeld – und schnitten dem Mediziner offenbar mit einem zangenähnlichen Gegenstand den linken Zeigefinger ab.

Gegen 16.30 Uhr war B. alleine in seiner Praxis am Fichtenwalder Marktplatz, Patienten und Sprechstundenhilfen waren bereits nach Hause gegangen. Im Treppenhaus, so berichtete er später den Ermittlern, seien ihm zwei Männer entgegengekommen. Sie schlugen seinen Kopf gegen einen Türrahmen und drängten ihn in die Praxis. Dort forderten sie Bargeld von ihm und steckten zur Drohung den linken Zeigefinger in eine Gartenschere. Dann drückten sie zu, obwohl der Mann sein Geld herausrückte. B. beschrieb die Täter anschließend als etwa 20 Jahre alt, ungepflegt und unmaskiert. Sie hätten gebrochen Deutsch gesprochen, so B.

Der Zahnarzt konnte die Wunde zunächst selbst notdürftig versorgen und rief auch einen Krankenwagen. Anschließend schleppte er sich in den Supermarkt, der im Erdgeschoss des Gebäudes ist, dort brach er dann zusammen. „Der Mann stand noch eine ganze Weile stumm neben dem Fließband, zuerst dachte ich, er liest die Kleinanzeigen, die dort an der Pinnwand hängen“, erzählt Anika Kracht, die zur Tatzeit an der Kasse saß. Dann aber bemerkte sie, wie sehr der Mann, der offenbar unter Schock stand, zitterte. Sie versorgte ihn mit einem Glas Wasser, legte ihm eine Decke unter und ließ sich vom Notruf versichern, dass ein Krankenwagen unterwegs war. Vom Überfall selbst habe sie allerdings nichts mitbekommen, weder Schreie gehört, noch die Täter davon laufen sehen, so Kracht. Sie vermutet, dass die Männer den hinteren Eingang zum Haus nutzten, der zu einem Waldstück hin mündet.

B. wurde anschließend in das Potsdamer Bergmann-Klinikum gebracht wo er notoperiert wurde. Der Finger war jedoch nicht mehr zu retten, die Täter hatten ihn mitgenommen. Trotz einer sofort eingeleiteten Großfahndung fehlt bislang jede Spur von ihnen. Auch sonst tappen die Ermittler noch im Dunkeln: Weitere Zeugen für die Attacke gibt es nicht, auch hat niemand die flüchtenden Männer gesehen. Keine Angaben machte die Polizei bisher dazu, wie viel Bargeld die beiden Männer erbeutet haben.

Zumindest scheint es sich um einen seltenen Zufall zu handeln: Anwohner berichteten, dass in die Praxis vor rund zwei Jahren schon einmal eingebrochen wurde. Polizeisprecher Torsten Ringel konnte das am Dienstag auf PNN-Anfrage bestätigen. „Personen kamen damals nicht zu Schaden, die Täter nahmen aber auch damals Bargeld mit.“ Abgesehen von einem Überfall auf einen Post-Shop im vergangenen Jahr sei Fichtenwalde allerdings eine sehr ruhige Gegend, nicht gerade ein heißes Pflaster. Die Anwohner sind dennoch schockiert: Derartige Übergriffe kenne man sonst nur in den Großstädten, heißt es. „Das ist schon krass, mit so etwas rechnet man in unserem Ort wirklich nicht“, fasst Antje Buttge die Stimmung zusammen. Ihr Sohn ist seit Jahren bei B. in Behandlung – wie viele hier: praktisch jeder kennt den 42-jährigen B, schätzt ihn als freundlichen und kompetenten Zahnarzt. Selbst bedroht fühlen sich die meisten trotz der rohen Gewalt, mit der die Täter vorgingen, nicht.

Sie habe zwar abends doppelt kontrolliert, ob ihre Haustüre abgeschlossen war, so Kracht. Doch beim Friseur, der so wie B.’s Praxis über dem Supermarkt liegt, ist man gelassen. „Unsere Tür muss für die Kunden offenstehen, wir können die ja nicht im Erdgeschoss warten lassen“, meint Monja Schüler, die in dem Salon arbeitet. Im Notfall würde sie ohne zu zögern die Kasse herausgeben. Sie räumt aber ein, dass sie und ihre Kollegen – anders als B. am Montagabend – immer zu zweit im Laden seien. „Ein komisches Gefühl habe ich jetzt aber erstmal schon.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })