Potsdam-Mittelmark: Regen von oben, Kritik von unten
Schwierige Ernte für mittelmärkische Landwirte – obwohl die Erträge gar nicht so schlecht ausfallen
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Potsdam-Mittelmark - Die Bauern im Landkreis müssen dieser Tage wieder am Ackerrand lauern, um ihr Getreide zu ernten. In Anbetracht der Regengüsse steht so manches Feld unter Wasser und ist mit Mähdreschern und Traktoren kaum zu befahren. „Wir warten sehnlichst auf ein paar sonnige Stunden“, so der Beelitzer Landwirt Karl-Ludwig Syring. Immerhin: Von Überflutungen, wie sie derzeit aus dem Südosten Brandenburgs vermeldet werden, wo zum Teil sogar Rinder knietief im Wasser stehen müssen, ist die Mittelmark bislang weitgehend verschont geblieben.
Was den Ertrag angeht, erwartet man im Landkreis eine durchschnittliche Ernte, wie der Kreisbauernverband jetzt auf PNN-Anfrage mitteilte. Die Gerste sei mittlerweile zu 80 Prozent gedroschen, der Ertrag liege bei rund 50 Dezitonnen pro Hektar, so Verbandsgeschäftsführerin Silvia Wernitz. Gerste wird in Potsdam–Mittelmark auf knapp 5000 Hektar angebaut. Raps, der demnächst geerntet werden soll, bringt es auf 6500 Hektar. Hauptanbauprodukt im Landkreis ist und bleibt der Roggen, der auf fast 25 000 Hektar wächst.
Allerdings hat der Mais aufgeholt: Hatten mittelmärkische Bauern die Energie- und Futterpflanze vor drei Jahren noch auf knapp 8000 Hektar geerntet, liegt die Fläche heute bei fast dem Doppelten. Die „Vermaisung“ der Region vor dem Hintergrund der Energiewende – immer mehr Landwirte entdecken Biogasanlagenbetreiber als zahlungswillige Abnehmer – sorgt für Kritik ob der ökologischen Folgen für den Boden. Wie berichtet werden mittlerweile Alternativen gesucht, auf einem Feld bei Phöben baut ein Unternehmen zurzeit versuchsweise Blüh- und Wildpflanzen zur Energieerzeugung an.
Auch in Verbindung mit dem Pflanzenschutz sehen sich die Bauern derzeit verstärkt der Kritik ausgesetzt. Der Verein „Umweltinstitut München“ hat jetzt den Einsatz des gängigen Wirkstoffes Glyphosat ins Visier genommen. In Nordrhein-Westfalen waren nach der Ernte 2011 Rückstände im Futtergetreide aufgetaucht, die über den Grenzwerten gelegen hätten, wie das „Umweltinstitut“ jetzt vermeldet hat. Dazu hatte es bereits im März auch eine Anfrage der Linken im Brandenburgischen Landtag gegeben. Die Landesregierung erklärte nun, dass in keiner der zuletzt in der Mark genommenen Futtermittelproben Überschreitungen festgestellt worden seien. Allerdings stammen die aktuellsten Zahlen von 2010. Was Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in der Nahrung angeht, seien 0,4 Prozent der Proben beanstandet worden. 2009 waren es noch doppelt so viele gewesen. Aufgrund der geringen Quote seien aber keine gesundheitlichen Gefahren zu erwarten, hieß es aus dem Verbraucherschutzministerium.
Die mittelmärkischen Landwirte sind indes um Image-Pflege bemüht. In einem Aufruf des Kreisbauernverbandes wird aktuell um Verständnis für eventuelle Behinderungen im Straßenverkehr durch Erntemaschinen geworben. „Wertschätzung und Akzeptanz unseres Berufsstandes sind uns auch bei den Verwaltungen und Einwohnern wichtig“, so Verbandsvorsitzender Wolfgard Preuß. lä
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