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Bis zum Wochenende soll das Korn überall im Landkreis eingebracht sein.

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Potsdam-Mittelmark: Reiche Erträge, halber Preis

Bauern rechnen mit guter Getreideernte – die Freude ist bei acht Euro pro Doppelzentner aber getrübt

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Potsdam-Mittelmark - Die mittelmärkischen Landwirte haben ihre Prognosen für die Getreideernte nach oben korrigiert. „Die Erträge liegen im Durchschnitt der vergangenen Jahre und sind damit besser als erwartet“, sagte Silvia Wernitz, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes (KBV) Potsdam-Mittelmark, auf PNN-Anfrage. Nach einer zweitägigen Regenpause in dieser Woche soll das Korn bis zum Wochenende überall im Landkreis eingebracht sein.

Noch im April hatten die Bauern mit Ernteeinbußen gerechnet, da durch die große Trockenheit im Frühjahr 10 bis 15 Prozent der Pflanzen beschädigt worden sind (PNN berichteten). Nun rechnet der KBV mit Erträgen von 41 Doppelzentner pro Hektar beim Roggen, der im Landkreis dieses Jahr auf einer Fläche von mehr als 26 000 Hektar angebaut worden ist. Bei der Wintergerste sollen es 53 Doppelzentner werden (Anbau auf 4259 Hektar), beim Winterweizen 57 (Anbau auf 4617 Hektar) und bei der Zuchtsorte Triticale 48 (4085 Hektar). Die Wintergerste, die in der Mittelmark auf nur 310 Hektar angebaut wird, soll 60 Doppelzentner pro Hektar bringen.

Obwohl die Wetterkapriolen also ein gutes Ende genommen haben, will keine Freude bei den Landwirten aufkommen. Denn die Getreidepreise sind weiter gefallen. Mittlerweile bekomme man für den Doppelzentner Roggen nur noch 8 Euro und für Weizen 10,50 Euro, sagte Uwe Naujoks, Geschäftsführer der Agro Saarmund, gegenüber den PNN. Im vergangenen Jahr konnte man noch mit gut 15 Euro allein für Roggen rechnen. „Die Kosten laufen uns davon, für die Landwirte ist das hart“, so Naujoks, der die Getreidebauern mittlerweile in einer ähnlich schlimmen Lage wie die Milchbauern sieht. Allein sein Betrieb, der im Nordosten des Landkreises insgesamt 4000 Hektar Acker und Weideland bewirtschaftet, müsse sich auf finanzielle Einbußen von zirka 200 000 Euro gefasst machen. Auf 900 Hektar hat die Agro Saarmund in diesem Jahr Roggen angebaut. Zurzeit bringen vier Mähdrescher die Ernte ein.

Zwar hat Naujoks Unternehmen auch eine Mutterkuhzucht, doch würden die Kapazitäten nicht reichen, um damit die Preiseinbußen abzufedern. Eine Möglichkeit sieht der Landwirt aber: Die EU-Fördermittel müssten früher gezahlt werden. Zurzeit gibt es Zahlungen wie die Betriebsprämie erst am Jahresende – während die Anträge bereits im Mai eingereicht sein müssen. Das bedeute: Wer investieren will, muss in Vorleistung gehen. Das könnten die meisten Betriebe unter diesen Bedingungen nicht, so Naujoks, der ein plakatives Beispiel parat hatte: „Ich muss meinen Krankenkassenbeitrag ja auch im Voraus zahlen, der Staat macht es sich hier mal wieder sehr einfach.“ Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat bereits ein Vorziehen der Direktzahlungen auf Oktober angekündigt. Zudem können seit Juli zinslose Liquiditätshilfen beantragt werden. Für längerfristige Kredite sollen Zinsverbilligungen ermöglicht werden. Schließlich hat Aigner auch erweiterte Bürgschaften angekündigt.

Eine grundsätzliche Forderung der Bauern wird zurzeit umgesetzt: Für die Jahre 2008 und 2009 soll der Diesel für die Landwirtschaft komplett ermäßigt werden. Bislang galt eine Obergrenze von 10 000 Litern. „Das bringt eine spürbare Entlastung für alle“, heißt es seitens des Landesbauernverbandes. Nun fordert der Verband eine einheitliche Besteuerung von Agrardiesel auf EU-Ebene. Denn während deutsche Landwirte 25 Cent pro Liter zahlen, sind es in Frankreich nur 0,6 Cent. Thomas Lähns

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