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Von Thomas Lähns: Reif für die Insel

Werderaner Ölmühle eröffnet neues Lokal Unter den Linden und will „Produkte mit Gesicht“ anbieten

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Werder (Havel) - Es soll eine kulinarische Zuflucht werden, eine Insel im täglichen Strom aus Fast Food, Fertigkost und Völlegefühl. Mit einem kleinen Lokal in der Straße Unter den Linden 8 will die Ölmühle das Wohlbefinden der Werderaner und ihrer Gäste steigern. Am Sonntag um 12 Uhr öffnet die „Lebensinsel“ erstmals ihre Türen. Dienstag bis Freitag wird es hier regionale Gerichte geben, verfeinert mit frisch gepressten Speiseölen aus Werder. Geplant sind zudem Seminare mit Heilpraktikern und Ernährungsberatern unter dem Motto „Gesundheit aus der Küche“.

Beständig wachse der Kundenkreis der Ölmühle in der Berliner Straße 109, berichtet Geschäftsführerin Sofija Radojkovic. Quasi in Handarbeit werden hier seit fünf Jahren Öle aus Leinsamen, Aprikosenkernen oder Oliven gewonnen. Bis zu 15 Liter perlen täglich aus den Pressen des Familienbetriebs. „Es werden immer Menschen sein, die hier arbeiten, das Öl geht durch Hände und nicht große Maschinen“, erläutert die Chefin das Erfolgsrezept. Dazu gehört auch Transparenz: Auf den Erzeugnissen der Ölmühle stehen Telefonnummer und Mailadresse, jederzeit können die Kunden Fragen stellen. Verkauft werden die 16 Sorten auf Wochenmärkten oder im Onlineshop. Viele würden auch den direkten Kontakt suchen. Das Problem: Die Produktionsräume sind nicht für die Bewirtung größerer Besuchergruppen geeignet.

Deshalb hat Radojkovic das ehemalige „Café Feynsinn“ zwischen Insel und Plantagenplatz übernommen – und die frühere Betreiberin gleich mit. Janine Schacht bewirtete von 2008 bis Ende vergangenen Jahres in dem 80 Quadratmeter großen Lokal noch ihre eigenen Gäste. Das finanzielle Risiko für die junge Unternehmerin wurde aber zu groß. „Man braucht einen langen Atem“, erläutert sie. Nun arbeitet die Gastronomin für die Ölmühle und wird ihre früheren Stammkunden mitbringen. „Die Leute haben schon gefragt, was nun aus dem Lokal wird, deshalb haben wir eine gemeinsame Lösung gefunden“, so Radojkovic.

Es spricht einiges dafür, dass aus der „Lebensinsel“ ein beliebter Treffpunkt für Genießer wird. Aus touristischer Sicht ist die Lage zwischen Inselstadt, Bismarckhöhe und dem künftigen Obstbaumuseum am Plantagenplatz ideal. Die Küche übernimmt zudem ein längst etabliertes Unternehmen: Das indische Restaurant „Mango“ will hier mit mediterranen Gerichten für Abwechselung sorgen. Auch mit anderen Partnern sucht die Ölmühle Kontakt: Teltower Rübchen könnten hier zum Beispiel bald auf Sanddorn-Produkte aus Petzow treffen.

„Den Leuten ist nicht mehr egal, was sie auf dem Teller haben“, erläutert Sofija Radojkovic einen Trend. Neben regionalen Erzeugnissen werde auf „Produkte mit Gesicht“ Wert gelegt. Dazu gehören neben der Erreichbarkeit des Herstellers auch die Frische. Die Geschäftsführerin der Ölmühle kann sich noch gut an die jüngste Routinekontrolle des Gesundheitsamtes erinnern: „Nachdem die Produktionsstätten besichtigt wurden, fragte man mich, wo wir unser Lager haben“, berichtet sie. Erstaunt hätten die Kontrolleure festgestellt, dass es so etwas in der Ölmühle nicht gibt. „Wir produzieren immer frisch und meist auf Bestellung“, erläutert die Chefin. So gebe es zum Beispiel feste Termine, zu denen Berliner Reformhäuser ihre Lieferung aus Werder bekommen und dann sofort verkaufen. Vorräte im Supermarktregal gebe es hingegen nicht.

Was erwartet die Werderaner ab Sonntag in der Genussoase? Auf der Speisekarte stehen gesunde Kost wie Pellkartoffeln mit Lein- oder Leckereien wie Vanilleeis mit Kürbiskernöl. Zudem wird eine Ölmühle vor Ort in Betrieb gehen. In Vorbereitung ist die Produktion von Kokosöl direkt auf Mallorca. „Das ist dort vom Olivenöl verdrängt worden, die Pflanzen werden nur noch aufgrund der Blütenpracht angebaut“, erzählt Radojkovic. Mit mallorquinischen Bauern verhandele sie bereits. Dann könnte aromatisches Kokosöl auch von der Mittelmeer- auf die „Lebensinsel“ kommen.

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