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KulTOUR: Republik der Tiere

Pfötchenhotel Beelitz stellt Hundeporträts aus

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Beelitz - Ob Hunde Englisch können? „Face the dog“ werden sie hoffentlich verstanden haben, all die zottigen und die schönen, die mit den treuen Augen, die Findelkinder und Gnadenbrot-Fresser. „Face the dog“ meint, dem geliebten Vierbeiner ins Gesicht zu schauen, aber auch, sich mit ihm mehr als nur marginal zu beschäftigen. Im Beelitzer „Pfötchen Hotel Resort Berlin“, einem Fünfeinhalbsterne-Rundum-Wohlfühl-Paradies für Hunde und Katzen, wurde jetzt eine Fotoausstellung mit diesem Thema eröffnet. Selbst wenn digital noch ein wenig nachgebessert wurde, kann solche Bilder nur machen, wer den besten Freund des Menschen auch wirklich liebt.

Bei Irina Gragoll findet man: Schlafender Hund, denkender Hund, trotziger Hund, verspielter Hund, träumender Hund. Mal setzt sie seine arme Seele groß ins Bild, mal die legendäre kalte Nase. Die Berlinerin studierte an der UdK Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, machte sich dann aber als Bildkünstlerin einen Namen, in Tokyo, oder in Beelitz-Schönefeld, genau da, wo früher das geheimnisvolle Funkamt war.

Natürlich passen die Fotos zum Resort, zumal dies, wie Inhaber Wolfgang Goergens erklärte, die einzige Ausstellung sei, ist, wo auch Hunde reindürfen. Trotzdem gibt es Kontraste. Wer seinen Liebling hier ferien- oder krankheitshalber abgibt, kann ein Armer nicht sein, der Tarif wird nach Gewicht und Tagen errechnet. Nun ergab es sich aber, dass zur Vernissage eben diese Foto-Models nicht nur mit ihrem zweibeinigen Anhängern präsent waren, sondern auch ihre Lebens- und Leidensgeschichten, und die stammen nun meist von der Straße.

Fast immer sind es Mischlinge, welche Irina Gragoll so liebevoll abgelichtet und gestaltet hat, wirklich arme Seelen. Porträts, Großaufnahmen, durch gewollte Unschärfe meditativ aufgeladen. Der 16-jährige Tino etwa wird noch heute „Charmeur vom Grunewald“ genannt. Kiba, ein Schäferhund-Mischling, hat man aus dem Tierheim geholt, so groß er ist, so ängstlich und depressiv wirkt er unter Menschen noch heute. Oder das Zwergtier Nina: Sie wurde mit einem Geschwisterkind auf der Autobahn in einem Schuhkarton ausgesetzt, gerademal sechs Wochen alt. Es wird einem kalt bei solchen Geschichten. Leider haben die Aussteller sie nicht aufgeschrieben und neben die Bilder gepinnt, es ist ja nicht jeden Tag Vernissage!

„Jeder Versuch, Tiere hier auszusetzen, wird zur Anzeige gebracht“, steht am weit geöffneten Tor der riesigen Anlage mit sehr viel Platz und vielen Zäunen, im Kern mit Pfötchen-Suiten, Pfötchen-City, Pfötchen-Internat, Pfötchen-Kindergarten, Pfötchen-Salon. Es gibt einen Hundewaschplatz, Physiotherapie, den Hundestrand mit Parcours, sogar eine Hundebibliothek und das Schwimmbad: Ein alter Spitz wollte da nicht ins Wasser, aber vom energischen Damenpersonal genötigt, ruderten die Beine dann wie von allein. Auf dem Gelände zeigt sogar der Öltank sein wahres Gesicht. Wo aber der riesige Kratzbaum steht, schirmt ein grünes Netz den Himmel ab – kein Ort für fliegende Hunde etwa, sondern für Katzen! Kurzum, dies ist eine so tier- und menschenfreundliche Stätte, dass man sogar die alte Hierarchie umstülpte: Kein Löwe darf hier König sein, hier heißt es „Republik der Tiere!“.

Die Verkaufsausstellung ist bis zum 29. Mai geöffnet. Mo-Fr 7 bis 19 Uhr, Wochenende 9 bis 19 Uhr

Gerold Paul

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