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Potsdam-Mittelmark: Retten, löschen, blitzen

Die geplante Verkehrsüberwachung in Teltow könnte zu teuer werden – jetzt soll die Feuerwehr ran

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Die geplante Verkehrsüberwachung in Teltow könnte zu teuer werden – jetzt soll die Feuerwehr ran Teltow - Auf die Teltower Feuerwehr wartet eine neue Aufgabe: Wenn sie nicht gerade im Feuer schwitzen, sollen die Kameraden in Zukunft auf Raserjagd gehen. Denn die mobile Verkehrsüberwachung, die die Stadt seit Jahren plant, könnte zu teuer werden, so die Befürchtung. Etwa 47000 Euro würde ein Radareinsatzgerät kosten, ein Fahrzeug 10000 Euro und ein Arbeitsplatz zur Auswertung der Filme wurde mit 45000 Euro kalkuliert. Das Blitzgerät, das in einer Mülltonne getarnt werden kann, ist auch in Fahrzeugen flexibel einsatzfähig. Statt Personal einzustellen will die Kommune zwei Feuerwehrleute in den Außendienst schicken. Die eigentliche Arbeit würde darunter nicht leiden, heißt es; zu Einsätzen könnten die Kameraden vom Messstandort abgerufen werden. Vorteil: Es kann rund um die Uhr gemessen werden, was vor allem Anwohner freuen würde, die über den Lärm nächtlicher Raser klagen. Denn die Feuerwehrleute sind in drei Schichten dienstbereit. Zwei Jahre ist es her, dass die Stadt einen Antrag beim Innenministerium stellte, der im Herbst genehmigt wurde, inklusive 54 Standorten, an denen gemessen werden kann. Doch der Hauptausschuss bremste das Projekt am Montag fürs erste aus. Zu viele Gemeindevertreter zweifeln noch immer daran, dass die Einnahmen die Kosten decken werden. Skepsis gab es auch zu den festen Standorten für Messungen, weil sich schnell herumsprechen würde, wo gemessen wird und deshalb keine Bußgelder in die Kasse fließen würden. Auch die Schadstoffbelastung würde zunehmen, weil Autofahrer an den bekannten Stellen abbremsen würden, vermuteten einige. Zu geringe Einnahmen befürchten vor allem Vertreter von CDU, FDP und PDS. Erhard Wigand (CDU) plädierte deshalb dafür, sich Technik aus Ludwigsfelde zu leihen, das sei billiger. Außerdem meinte er, dass zwölf Stunden Messzeit genügten. Katrin Riemert vom Ordnungsamt informierte, dass in Ludwigsfelde bereits angefragt wurde, doch die Miete für ein Gerät würde Teltow erheblich teurer kommen als selber eine Ausstattung zu kaufen. Zudem verfüge Ludwigsfelde nur über ein Messgerät, weshalb es dort Bedenken gebe, da die Ausleihe die eigenen Blitzerzeiten einschränken würde. Doch das wollte Erhard Wigand lieber von der Kommune Ludwigsfelde selbst hören und forderte von dort eine Antwort ein. Frank Fromm (SPD) ermahnte, nicht nur die Kosten, sondern auch die Sicherheit im Auge zu haben. „Das ist doch Polemik!“, war die gereizte Reaktion von Ausschuss-Chefin Petra Nicksch-Kasdorf (PDS). Auch sie argwöhnt, dass die Stadt am Ende draufzahlen könnte. Zwar warf Bürgermeister Thomas Schmidt in die Debatte, dass viele Bürger sich Tempokontrollen wünschten und im Vordergrund stehe, die Autofahrer zu erziehen. Doch das vermochte die Mehrheit im Ausschuss nicht zu überzeugen. Teltow solle die neu erworbene Blitzer-Hoheit wieder an den Landkreis abgeben, forderte Hans-Peter Goetz (FDP) und verwies auf die Erfahrungen in der Stadt Brandenburg: „Dort läuft das Projekt nicht kostendeckend, also kann es in einer kleinen Stadt wie Teltow erst recht nicht funktionieren.“ Brandenburgs Sprecher Norbert Plauel sagte den PNN: „Wir haben elf mobile und zwei stationäre Radaranlagen im Einsatz. Die Kosten dafür werden durch die Einnahmen aus Bußgeldern mit 180 Prozent gedeckt.“ Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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