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Schusssicher: Kujat (2. v.l.) erklärt Nkurunziza die Vorzüge des Hyundai.

© T. Lähns

Ortstermin: Rollende Festungen aus Borkheide

Thomas Lähns besuchte die Firma Stoof-International. Das Unternehmen panzert Limousinen und Geländewagen, auch der Präsident von Burundi hat Interesse

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Wer sich heutzutage ein Auto kauft, achtet auf vielerlei: Hat es ABS, verfügt es über Kurvenlicht oder Gurtstraffer? Wenn man Präsident eines Dritte-Welt-Landes ist, sehen die Ansprüche etwas anders aus: Hier spielt die Panzerung eine Rolle – und Extras wie ein selbstlöschender Motorraum, eine Sauerstoffanlage und verstärkte Türschlösser. Im Rahmen eines Deutschland-Besuches hat Pierre Nkurunziza, Präsident des ostafrikanischen Burundi, gestern einen Abstecher nach Borkheide gemacht. Hier ist der Sitz der Firma Stoof – einem weltweit führenden Unternehmen in Sachen Fahrzeugsicherheit.

Es ist eine rund 20-köpfige Delegation, die hier von Firmenchef Fred Stoof und Harald Kujat in Empfang genommen wird. Letzterer war einst Generalinspekteur der Bundeswehr und arbeitet heute als Berater für das Unternehmen. Präsident Nkurunziza wird unter anderem begleitet von seinem Sicherheits- und seinem Außenminister sowie dem burundischen Botschafter in Deutschland.

Nach einer kurzen Begrüßung werden die Limousinen in der Empfangshalle bestaunt: Ein nagelneuer Hyundai Equus steht hier in zweifacher Ausführung: Einmal blitzblank poliert – und einmal übersät mit Einschusslöchern und Sprengschäden. Vor allem Letzteres erregt Interesse, denn obwohl der Wagen offenbar mit einem Sturmgewehr und Sprengstoff bearbeitet wurde, ist der Innenraum unversehrt. Bis zu 15 Kilo TNT könne eine solche Limousine standhalten, heißt es.

Für die Firma Stoof, die ihre Produkte in alle Welt verkauft, sind solche Kontakte nicht ungewöhnlich: Noch in dieser Woche bekommt UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in New York sein neues Gefährt „made in Borkheide“, auch der südkoreanische Präsident wird demnächst mit einem im Fläming umgerüsteten Auto unterwegs sein. Beide werden Hyundai fahren – denn Stoof arbeitet mit dem südkoreanischen Autobauer zusammen und liefert das fertige Produkt an den Kunden. Die Kosten liegen je nach Ausstattung bei rund 450 000 Euro – 150 000 Euro weniger als für eine gepanzerte S-Klasse, die hier auch auf Wunsch umgebaut wird.

Die Limousinen sind auch für Stoof prestigeträchtig, allerdings stecken bis zu 3000 Arbeitsstunden in einem Fahrzeug. Daher würden nur 15 jährlich in Borkheide umgerüstet werden, erklärt Fred Stoof. Zum Portfolio des Unternehmens gehören auch gepanzerte Geländewagen – ein Abnehmer ist laut Firma die EU – sowie Geld- und Sicherheitstransporter, die auch auf dem Deutschen Markt viele Abnehmer finden.

Die Geschichte des Familienunternehmens geht über 140 Jahre zurück: Damals hatte Karl-August Stoof im kleinen Kanin – heute ein Ortsteil von Beelitz – seine Arbeit als Kutschenbauer aufgenommen. Später kamen Autos dazu, Fred Stoof führt den Betrieb seit 1989 in fünfter Generation. Er hat ihn auf den Bereich ziviler Sicherheitsfahrzeuge ausgerichtet. Heute arbeiten rund hundert Ingenieure und Mechaniker hier und entwickeln, bauen und testen die Wagen vor Ort.

Die burundische Delegation staunt, stellt Fragen während der Begrüßungsrunde und bei der Werksführung. Ob der Präsident tatsächlich ein Auto kauft, ist ungewiss – denn sein krisengeschütteltes Land ist das drittärmste der Welt. Immerhin: Laut Einschätzungen des Auswärtigen Amtes habe sich die Sicherheitslage nach der Wahl 2005 verbessert. Seitdem gibt Deutschland Entwicklungshilfe – 2011 waren es 27,5 Millionen Euro. Heute wird Nkurunziza von Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin empfangen.

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