Potsdam-Mittelmark: Rufen statt warten
Seit gestern fährt der Rufbus durch Beelitz / Wegen mangelnder Nachfrage wurden zwei Linien eingestellt
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Beelitz - Seit gestern rollt der Rufbus durch Beelitz. Damit können sich künftig Menschen aus allen Ortsteilen freier bewegen und auch außerhalb der Linienfahrzeiten zum Arzt oder zum Einkaufen fahren. Manche Dörfer sind damit nach langer Zeit überhaupt erst wieder an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Insgesamt drei Kleinbusse will die Havelbusgesellschaft (HVG) einsetzen, und zwar in allen Ortsteilen außer in Fichtenwalde. Dort melden sich bereits kritische Stimmen, denn mit dem Einsatz des Rufbusses ist der Linienfahrplan in der Spargelstadt ausgedünnt worden.
So fährt zum Beispiel der City-Bus nach Fichtenwalde (Linie 643-C) seit gestern nicht mehr. „Mit den neuen Fahrplänen ist Fichtenwalde schlechter gestellt als vorher“, so Ortsvorsteher Tilo Köhn (UKB) auf der jüngsten Sitzung der Stadtverordneten. Begründet wurde die Einstellung mit den mangelnden Fahrgastzahlen. Ortsvorsteher Köhn hielt dagegen: „Die Taktung war eine Katastrophe.“ So sei der City-Bus immer bereits drei Minuten nach dem Bus der regulären Linie 643 nach Potsdam, beziehungsweise Beelitz gefahren. Immerhin: Eine Verbesserung habe es auch für die Fichtenwalder gegeben, sagte Bürgermeister Thomas Wardin (SPD): Von Beelitz-Heilstätten aus kann man jetzt stündlich in den Regionalexpress in Richtung Berlin einsteigen. Erreichbar wird dieser für die Fichtenwalder mit der Linie 643, die ebenfalls weitgehend stündlich fährt und neun Minuten bevor der Schaffner die Kelle schwingt in Heilstätten ankommt.
Außerdem eingestellt worden ist die Linie 648 über Reesdorf und Schäpe nach Salzbrunn. In Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte und schwacher Nachfrage sei der Einsatz eines großen Busses oft nicht attraktiv und auch wirtschaftlich nicht akzeptabel, heißt seitens der HVG. Dafür soll nun, gerade im Bereich der südlichen Ortsteile, der Rufbus eingesetzt werden. Der ist flexibler und kann auf die Fahrgäste reagieren. Das Prinzip: Wer mitfahren möchte, meldet sich bis spätestens eine Stunde vor Fahrtantritt bei Havelbus an – entweder im Internet auf www.havelbus.de oder telefonisch unter (0331) 74 91 400. Am Hauptsitz der HVG in Potsdam-Babelsberg werden die Fahrten koordiniert. Der Anrufer erhält dann eine Bestätigung, wird zur vereinbarten Zeit an der nächstgelegenen Haltestelle abgeholt und direkt zum Ziel gebracht. Rufbusfahrten in der Region Beelitz sind von Montag bis Freitag zwischen 5 und 21 Uhr möglich, aber immer nur dann, wenn innerhalb der nächsten Stunde kein regulärer Linienbus fährt. Fahrgelegenheiten vor 7 Uhr morgens müssen jeweils am Vortag bis 20 Uhr bestellt werden. „Der Komfort für die Fahrgäste wird deutlich höher durch die umsteigefreien, direkten Verbindungen sowie durch die Möglichkeit einer weitgehend individuellen Zeitplanung ohne Blick auf einen Fahrplan“, heißt es in einer Mitteilung der HVG. Zudem würden zusätzliche Rufbus-Haltestellen errichtet werden. Für die Fahrt zahlt man den normalen Tarif plus einem Zuschlag von 50 Cent.Thomas Lähns
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