KulTOUR: Ruhe, Schönheit und Freundlichkeit
Gelungene Melange der Havelländischen Malerkolonie im Caputher Gildehaus / Ausstellung bis 5. Juni geöffnet
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KulTOURGelungene Melange der Havelländischen Malerkolonie im Caputher Gildehaus / Ausstellung bis 5. Juni geöffnet Schwielowsee · Caputh - Ideale Bedingungen am Samstag für die Open-Air-Eröffnung der neunten Verkaufsausstellung der Havelländischen Malerkolonie im Caputher Gildehaus: Sonnenschein, kluge Reden, jede Menge Gäste, dazu mit dem gerade erst gegründeten Trio „Ladys Horn“ aus Berlin eine hübsche musikalische Begleitung. Mücken flogen auch. Helene Kleine, Rektorin der Fachhochschule Potsdam, hob in ihrer Laudatio die Kontinuität der neuen Malerkolonisten beim „neu Sehen lernen“ hervor, andererseits betonte sie mit Blick auf Worpswede („ein geistiges Zentrum Europas“) den Zusammenhang von Kunst und regional prosperierender Wirtschaftlichkeit. Im Kleinen lobte sie, wie auch Bürgermeisterin Kerstin Hoppe, vor allem das Voranschreiten beim Wiederaufbau des noch Sponsoren suchenden Fercher Kossätenhauses, welches den bildenden Künstlern um Olaf Thiede samt ihrer Urväter in Bälde Museum und Dokumentationsstätte sein wird, regte aber zugleich eine intensivere Kooperation der Kulturvereine rings um den Schwielowsee an. Auch für den treuen Besucher war diese Exposition aus Malerei, Grafik und Irdenem eine gelungene Melange von Kontinuum und Überraschung, denn es schien, als habe sich die Sichtweise auf die sich gleichbleibende Landschaft in der Optik einiger Bilder und Künstler gewandelt. Sicher betrifft das nicht die Porzellanmacher Adam und Ziege, welche ihre weltweit vertriebenen Produkte recht harmonisch in die proppendicht gehängte Exposition einfügten. Thomas Kahlau hingegen, von dem ein Bild kurz nach der Eröffnung bereits abgehängt, gekauft und mitgenommen wurde, überrascht durch einen ruhigeren, sachlichen und gegenständlicheren Ton, als man es noch im vergangenen Jahr beobachten konnte. Letztlich überwiegt, in kontrastreichen oder eher pastellenen Tönen, der realistische Zugriff auf das Sujet. Peter Wildes „Blaues Haus am Meer“ in seiner vorsichtigen Abstraktion auf satten Grundtönen, und die assoziativ-flimmernden Farbflächen von Anne Gottwald sind fast eine Ausnahme. Gemalt werden Motive der unmittelbaren Umgebung oder andere Landschaften. Manches ist gar zum Vergleichen, wie der „Wentorfgraben“ (Thiede, Kahlau) oder die Katzendarstellungen Oda Schielickes mit denen von Kahlau. Gisela Neuenhahns „Birke am Wasser“ erinnert mit ihrer präzisen Darstellung des Elements ganz wunderbar an den Realismus der alten Russen, Alfred Schmidt pastellierte eine „Kleine Landschaft“ mit vierfach gefärbtem Himmel, ein Rapsfeld, er ist auch mit Aquatinten vertreten. Neues von Olaf Thiede: Neben seinem Einstein-Plakat im Großformat und den still-diffusen Gebäudepastellen, wie man sie im vergangenen Jahr sah, findet man nun auch scharf kontrastierte Gemälde, „Schwielowsee“ etwa, welche auf das Auge ganz andere Wirkungen tun. Von ihm, ehrenamtlicher Hauptorganisator dieser Verkaufsausstellung, stammt das schöne Wort „Kunst ist Liebe“. Christian Heinze zeigt Aquarelle und Tuschen der näheren Umgebung, eher still und besonnen, Oda Schielickes Bilder in Öl hingegen strotzen vor Farbe und Licht. Sie sieht sich derzeit in einem Haustier verkörpert, stellt sich als Katzenkönigin dar, welcher ein Katzenkönig zur Seite tritt: „Ruhe, einfach nur Ruhe“. Neben dem Extra-Stand zum Kossätenhaus und hübscher Kleinkeramik der Michendorferin Sabine Breithor begegnet man stillen Waldfriedhöfen, Motiven aus Potsdam, aber auch sehr eindringlichen Bildern, wie Gisela Neuenhahn sie mit „Ostseeküste im Nebel“ zeigt, vielleicht ist ein Hauch von Turner dabei. Wie stets, stellen nicht alle Kolonisten gleichzeitig aus, und was von der Wand weg gekauft ist, wird durch neue Bilder ergänzt. Im Ganzen ein Zuwachs an Ruhe, Schönheit und Freundlichkeit. Wäre es nur möglich, diese prächtige Ausstellung nach Art der „Caputher Musiken“ wenigstens im Ort präsenter zu machen. Ausstellung im Märkischen Gildehaus Caputh, bis 5. Juni täglich von 11 bis 19 Uhr.
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