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Von Thomas Lähns: Ruhe, Strom und ein paar Euro
Land und Lärmschutzinitiative suchen nach Investoren für Photovoltaikanlagen an der A 10 bei Michendorf
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Michendorf - Es gibt zwar nicht die höchste Rendite, aber für die Imagepflege wäre das Projekt durchaus von Wert: Für den Bau und Betrieb der geplanten Photovoltaik-Anlagen an der A 10 bei Michendorf wird jetzt offensiv nach Investoren gesucht. Die ersten Firmen seien schon vor Ort gewesen, so Andree Halpap, Sprecher der Initiative „Lärmschutz Jetzt!“. Sie würden jetzt erst einmal durchrechnen, ob sich die Finanzierung für sie lohnt. Der Landesbetrieb Straßenwesen will demnächst ein Interessenbekundungsverfahren starten und schon in den kommenden acht Monaten soll feststehen, wie sich Lärmschutz und Energiegewinnung in Michendorf künftig vereinbaren lassen.
Die Landtagsfraktion der Bündnisgrünen hatte am Mittwochabend zu einer Informationsrunde über das Pilotprojekt eingeladen. Im Zuge des geplanten A 10-Ausbaus von sechs auf acht Spuren sollen zusätzliche Lärmschutzwände und -wälle mit der Stromgewinnung aus Sonnenstrahlen finanziert werden. Der brandenburgische Landtag hatte dazu in der vergangenen Woche einen einstimmigen Beschluss gefasst. Das Prinzip könnte auch auf anderen Autobahnabschnitten Anwendung finden – und in ferner Zukunft vielleicht sogar an Ortsumgehungsstraßen, sagte Hans-Reinhard Reuter, Vorstandschef des Landesbetriebes Straßenwesen.
Der Gedanke ist nicht neu: Andreas Voigt, Geschäftsführer der Freisinger Stadtwerke Versorgungs-GmbH, berichtete über eine Bürgersolaranlage an der A 92 nördlich von München, die ebenfalls für Ruhe sorgt, die Umwelt schont – und den Gesellschaftern sogar noch ein bisschen Geld in die Tasche bringt. 2002 wurde die erste Reihe mit Solarmodulen auf Lärmschutzwänden installiert, 40 Bürger hatten sich an der Investition beteiligt. Den Rest übernahm ein Tochterunternehmen der Freisinger Stadtwerke, das die Anlagen heute betreibt. „Wir mussten der Stadt im Gegenzug Lärmschutz für die nächsten 20 Jahre garantieren“, erläuterte Voigt. Mittlerweile sei die Solar-Strecke 1,2 Kilometer lang und produziere 700 Kilowatt Spitzenleistung. Nach zehn bis zwölf Jahren sei bei solchen Anlagen die Investition wieder erwirtschaftet, die Rendite liege bei circa fünf Prozent, verriet Voigt.
Die Michendorfer Anlage wäre allerdings umfangreicher: Laut Andree Halpap würde sich die Investitionssumme auf 30 Millionen Euro belaufen. „Die Bürger allein könnten das nicht finanzieren“, erläuterte er. Geplant sind Photovoltaik-Module in fünf verschiedenen Bereichen: Auf dem vorhandenen Lärmschutzwall südlich der A 10 zwischen Michendorf und dem Dreieck Nuthetal, auf den ohnehin geplanten Lärmschutzwänden sowie an zusätzlichen Wänden, um deren Finanzierung es geht. Zudem sollen in den Innenbereichen des Dreiecks Nuthetal Module aufgestellt werden, und schließlich könnten auch auf Freiflächen entlang der nördlichen A 10 Photovoltaik-Anlagen gebaut werden.
Je mehr Punkte davon umgesetzt werden, um so schneller ließen sich die Anlagen refinanzieren. Allerdings sind die meisten Bereiche noch nicht Teil des laufenden Planfeststellungsverfahrens zum A 10-Ausbau. „Das Zeitfenster ist nicht beliebig lang offen“, mahnte Günter Hälsig, Abteilungsleiter im Landes-Umweltministerium. Im kommenden Jahr soll das Verfahren abgeschlossen sein, deshalb müssten so schnell wie möglich Investoren gefunden werden, mit denen man dann die Anträge stellt. „Auch für das Land wäre das Projekt eine Referenz“, bemerkte Hälsig, zumal dieser Autobahnabschnitt besonders stark befahren sei.
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