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Potsdam-Mittelmark: Salz auf der Straße

Schutzgemeinschaft „Brandenburger Alleen“ protestiert gegen den Einsatz von Streusalz

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Nuthetal - Wer will bei diesen Temperaturen schon an den Winter denken? Die 17 Aktivisten der Schutzgemeinschaft „Brandenburger Alleen“ taten dies gestern mit Nachdruck. Zwei große Transparente hatten sie an die Alleebäume nach Fahlhorst gehängt. „Salz in die Suppe und nicht auf die Straße“ und „Schluss mit der Alleen-Pökelei“ forderten die Umweltaktivisten darauf. Mit ihrer Protestaktion wollte die Schutzgemeinschaft „Brandenburger Alleen“ auf die Schäden aufmerksam machen, die der winterliche Einsatz von Streusalz an den Alleen in Brandenburg hinterlässt.

Schon im Juni konnte man an den Blättern der Alleebäume erkennen, was der Streusalzeinsatz im Winter bei den Bäumen anrichtet, erklärte Christiane Weitzel von der Schutzgemeinschaft. Das Streusalz gelange mit dem Schmelzwasser in den Boden und werde dann über die Wurzeln der Bäume aufgenommen. „Aber Salz ist Gift für die Bäume“ so Weitzel. Die Blätter verfärben sich durch den hohen Salzgehalt vom Rand her braun. Diese so genannten „Blattrand-Nekrosen“ sind jetzt im Sommer besonders gut zu erkennen. Fallen die Blätter spätestens im Herbst ab, werden diese mit der Zeit zersetzt und das Salz gelangt durch den Boden wieder in die Bäume. Ein Kreislauf, wie Weitzel erklärte, der irgendwann dazu führe, dass die Bäume absterben.

Die wenigen Alleen die es noch in Brandenburg gibt, will die Schutzgemeinschaft „Brandenburger Alleen“ vor diesem schleichenden Niedergang durch den steigenden Streusalzeinsatz schützen. Auf drei Kartons, die von den Aktivisten für den Fototermin vorbereitet wurden, machte die Gemeinschaft diesen zunehmenden Streusalzeinsatz deutlich. Kamen im Winter 2002/03 noch 19 937 Tonnen Streusalz in Brandenburg zum Einsatz, waren es im Winter 2003/04 schon 39 649 Tonnen und im Winter 2004/05 allein 80 000 Tonnen.

Je länger ein Winter andauere, je mehr Schnee falle und es Glatteis auf den Straßen gebe, umso mehr Streusalz komme zum Einsatz, so Christiane Weitzel. Zwar habe das Verkehrsministerium des Landes der Schutzgemeinschaft „Brandenburger Alleen“ auf Anfrage zugesichert, den Verbrauch von Streusalz einzudämmen. „Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache“, sagte Weitzel.

Die Protestaktion, die von vorbeikommenden Autofahrern mit verwunderten Blicken meist nur kurz registriert wurde, sollte auch die Verantwortlichen im Ministerium erreichen. Doch von denen war niemand an die Landstraße nach Fahlhorst gekommen.

„Wir haben keine Einladung an das Verkehrsministerium oder andere Politiker geschickt“, sagte Weitzel. Die Aktion sollte zuerst die Öffentlichkeit erreichen. „Wir hoffen, dass die Verantwortlichen so auf uns zukommen und das Gespräch suchen.“ Dass hier Gesprächs- und Handlungsbedarf besteht, bestätigt auch das Umweltbundesamt. Auftausalze schädigen nicht nur den Boden, Bäume und Sträucher sondern auch Brücken und Fahrzeuge – mit erheblichen Folgekosten für Neuanpflanzungen, Reparaturen und Sanierungen, heißt es in einer Pressemitteilung. „Trotz vieler Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen ist bislang noch kein weniger umweltschädliches Auftaumittel als Tausalz auf dem Markt“, heißt es weiter. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher, Streusalz sparsam einzusetzen und auf Alleestraßen so genannte abstumpfende Streumittel wie Granulat, Sand oder Split zu verwenden. Zwar fallen hier höhere Entsorgungskosten an, doch für die Zukunft der Alleebäume dürfte dies nicht zu teuer sein. Für die Zukunft nachgepflanzter Alleebäume – im vergangenen Jahr wurden in Brandenburg 6344 Alleebäume gepflanzt – sei dies umso wichtiger. Denn durch den Streusalzeinsatz würden diese absterben, ehe sie überhaupt richtig wachsen können, erklärte Weitzel. Dirk Becker

Dirk Becker

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