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Potsdam-Mittelmark: Schenkenhorst und Kopenhagen

Kommentar von Henry Klix

Stand:

Eine Woche vor dem Klimagipfel in Kopenhagen gab es im Teltower Rathaus am Montagabend eine denkwürdige Runde: Ein Investor präsentiert öffentlich seine Pläne für einen Windpark, stellt sich der Kritik der Anwohner, äußert Verständnis, räumt Befürchtungen aus, rechnet handfeste Vorteile vor und gibt sich durch und durch kompromissbereit. Die Berliner Stadtgüter beschreiben, wie sie mit Pachteinnahmen Rieselfelder sichern wollen, deren Schadstoffe ein Thema für das Grundwasser werden könnten. Das alles scheint für die Kommunalpolitik nicht interessant zu sein: Die beiden betroffenen Bürgermeister aus Stahnsdorf und Teltow sagen die Einladung ab. Angereiste Mitglieder von CDU und FDP kanzeln den Unternehmer in einer Art und Weise ab, die bei Parteien des Mittelstands und der Wirtschaft überrascht. Stahnsdorfs Gemeindevertreter sind derweil bemüht, mittels „Grünordnungsplan“ den Windpark zu verhindern, um die „touristische Entwicklung“ anzukurbeln. Es mag schön sein, hier draußen zu leben, sein Pferd unterzustellen und Landluft zu schnappen. Wer aber allen Ernstes glaubt, dass zwischen Sputendorf, Schenkenhorst und Güterfelde eine beschauliche Urlaubsregion entstehen könnte, der ist im Märkischen noch nicht viel rumgekommen.

Zwischen Zehlendorf und Ludwigsfelde schlummern ganz andere Potenziale. Doch auch das Geld für die öffentliche Infrastruktur einer Wachstumsregion fällt nicht vom Himmel: Neue Kindergärten, attraktive Schulstandorte, ein buntes Kulturleben und intakte Straßen – das alles kostet. Mehrere Millionen Euro Gewerbesteuer stehen auf dem Spiel und die Chance, in einer einträglichen Branche ein Wörtchen mitzureden. Das Ganze vor einem gewichtigen Hintergrund: Die vielfältigen Klimainitiativen in den betroffenen Kommunen sind im Vergleich zum geplanten Windpark ein Tropfen auf den heißen Stein. Selbst mit deutlich weniger als 29 Windrädern könnte sich die ganze Region Teltow rein rechnerisch unabhängig von Kohle-, Gas- und Atomstrom machen. Wie ernst also meint man es nun wirklich mit dem Klimaschutz?

Wenn Wind-Investoren mit ihren wohlmeinenden Projekten auf so raue Ablehnung und so leichtsinniges Desinteresse stoßen, kann man ihnen für den Rechtsweg nur viel Erfolg wünschen. Der fünfte Klimagipfel droht zu scheitern – der Windpark Teltow/Stahnsdorf sollte es nicht!

KOMMENTAR von Henry Klix

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