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Potsdam-Mittelmark: Schicksalsnacht im Kühlhaus

Tremsdorf wurde zum Drehort der NDR-Fernsehdokumentation „Meine DDR“

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Nuthetal - Mit einem lauten Knall fiel die Tür des Kühlhauses im August 1961 hinter der Veterinäramtsärztin ins Schloss. Sie sollte ihre letze freie Nacht der DDR in Gefangenschaft erleben. Versehentlich hatte man die Tierärztin vergessen. Als sie am nächsten Morgen befreit wurde, ist Deutschland bereits ein geteiltes Land – die Grenzen geschlossen. Für diese und andere atemberaubende DDR-Geschichten wurde Tremsdorf zur Fernsehkulisse.

Im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks wurde in den vergangenen Wochen vor der alten Tremsdorfer Schule ein Teil einer vierteiligen Fernsehdokumentation mit dem Titel „Meine DDR“ gedreht. Der Film soll persönliche Schicksale ehemaliger DDR-Bewohner nacherzählen, erklärte Aufnahmeleiterin Natalie Prinz vom beauftragten Cinecentrum Deutsche Gesellschaft für Film- und Fernsehproduktion mbH Hamburg gegenüber den PNN am Drehort. Beispielhaft wird es um die Tierärztin gehen. Interessant dürfte aber auch die in Tremsdorf verfilmte Lebensgeschichte des Kulturwissenschaftlers und Ingenieur-Ökonoms Hagen Koch sein, einem Mauer-Dokumentensammler: Er war es, der am 14. August 1961 die topografischen Karten zum Mauerverlauf zu Stasi-Chef Mielke bringen musste. Damals leitete er die Kartenstelle im Berliner Wachregiment des Ministeriums für Staatssicherheit , das der Staatssicherheit, nicht der NVA unterstand. Auch zum Ende der deutschen Teilung im Jahr 1989 wurde er wieder zu den hohen Politikern bestellt. Er wurde Mauerbeauftragter der DDR-Regierung. Fünf Jahre später gründete er das Berliner Mauer-Archiv.

Dass Tremsdorf überhaupt als Drehort für diese historischen Geschichten auserwählt wurde, ist einem Zufall geschuldet. Aufnahmeleiterin Prinz war in Brandenburg unterwegs, einen geeignete Filmkulisse zu finden. Ganz oben auf ihrer Liste stand der Ort Gröben, den sie besichtigte. Auf dem Heimweg, verfuhr sich das Filmteam und landete in Tremsdorf. Prinz sah aus dem Auto, entdeckte die Kopfsteinpflasterstraße neben der alten, denkmalgeschützten Schule und habe geschrien: „Stopp, das ist es!“, erzählt sie beim Dreh. „Tremsdorf ist mein Traumdrehort“, hier stimme alles. „In vielen Orten sind die Pflasterstraßen schon beseitigt worden. Aber so etwas brauchten wir zum Drehen“, denn es sollen Erlebnisse der 50er und 60er Jahre möglichst authentisch nachgestaltet werden. Man sei von den Tremsdorfern mit offenen Armen aufgenommen worden. Einen Traktor und eine alte Feuerwehrspritze habe man für die Dreharbeiten vor Ort geliehen bekommen. Wann die Dokumentation ausgestrahlt wird, ist noch unklar, der Sendetermin soll aber in diesem Jahr liegen.

Die Cinecentrum Hamburg produziert ein breites Spektrum von Fernsehfilmen und Dokumentationen, darunter auch die ZDF-Reihe „Schliemanns Erben“ sowie das Doku-Drama „Der Aufstand“ über den 17. Juni 1953. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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