Potsdam-Mittelmark: Schildchen als Signal
Mit seinem neuen Leitbild will sich der Landkreis für die Zukunft wappnen – auch für eine Kreisreform
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Potsdam-Mittelmark - Es ist nur ein kleines Schild – seine Botschaft aber soll ankommen: Seit mehreren Wochen tragen die Mitarbeiter der Kreisverwaltung das blau-weiße PM-Logo am Revers, daneben steht ihr Name. „Wir wollen uns den Bürgern zu erkennen geben – als Menschen, die für Potsdam-Mittelmark arbeiten“, sagt Landrat Wolfgang Blasig (SPD). Und obwohl kein Schildchenzwang im Landratsamt verhängt wurde, würde fast jeder Angestellte mitziehen. Es ist eine der ersten Initiativen, die sich aus dem neuen Leitbild des Landkreises ergeben.
Nachdem Verwaltung, Kreistag, Kommunen und Bürger über ein Jahr lang diskutiert hatten, wie sich Potsdam-Mittelmark in den kommenden zehn Jahren entwickeln soll, liegt das Leitbild jetzt in gedruckter Form vor. 5000 Exemplare sind an die Rathäuser ausgeteilt worden und sollen von dort aus den Weg zu den Einwohnern finden. In drei unterschiedlichen Kategorien (Lebensraum und Gesellschaft, Wirtschaft, Natur und Kultur) wird die Mittelmark als Wohn- und Wirtschaftsstandort, als Tourismus-, Natur- und Kulturregion und als Vorzeigelandkreis bei den Themen Biotechnologie und erneuerbare Energien dargestellt. Die Ziele sind allgemein gehalten und sollen eine der Grundlagen für den künftig doppeljährlichen Haushalt werden.
Vieles, was sich in der „Agenda PM“ niederschlägt, ist längst angeschoben worden: So hat Potsdam-Mittelmark mit Solar-, Biogas- und Windenergie die grüne Stromwende schon zu einem Großteil gepackt. Laut aktuellen Zahlen werden heute 70 Prozent des hier verbrauchten Stroms aus regenerativen Quellen gedeckt. Bis 2022 sollen es hundert Prozent sein. Auch bei Touristen hat sich die Mittelmark in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Aktuell rangiert sie laut statistischem Landesamt mit über 168 000 Gästen im ersten Halbjahr 2012 an vierter Stelle hinter Dahme-Spreewald (257 000), Potsdam (197 000) und Oder-Spree (173 000) – hat aber im Gegensatz zu den Flächenlandkreisen als einziger Zuwächse zu verzeichnen.
Ein wesentliches Ziel sei die „intensive Bürgerbeteiligung“, wie der Landrat betont. Neue Formen politischer Mitbestimmung sieht man in der Mittelmark nicht nur an der hohen Zahl von Bürgerinitiativen, sondern auch an den vielen Vereinen, die der Landkreis zum Teil auch finanziell bezuschusst. Auch das erklärte Ziel, „das kulturelle Erbe für die nachfolgenden Generationen“ zu bewahren, schlägt sich in den Finanzen nieder: Jährlich werden Denkmalpflegeprojekte mit 300 000 Euro aus der Kreiskasse gefördert.
Mit dem Leitbild soll der Landkreis konkurrenzfähig gemacht werden: Er sei überzeugt, dass Potsdam-Mittelmark im „Konzert der Kreise“ bundesweit herausragen werde – anstatt im Mittelfeld zu dümpeln, sagt der Landrat. Die mittelmärkische Identität, die er immer wieder beschwört, soll Potsdam-Mittelmark dann auch für eine künftige Kreisgebietsreform wappnen. Wie berichtet gibt es bereits erste Planspiele, wer mit wem in den nächsten Jahren fusionieren könnte. Auch von einer Auflösung der derzeit noch kreisfreien Städte ist dabei die Rede gewesen. Brandenburg (Havel) könnte demnach künftig zur Mittelmark-Gemeinde degradiert werden.
„Wir werden selbstbewusst in diesen Prozess hineingehen und uns nicht unterbuttern lassen“, verspricht Potsdam-Mittelmarks Landrat und steuert eine Anekdote bei: Bei einem Besuch im Potsdamer Stadthaus sei er auf das neue Namensschild angesprochen worden. Man wisse doch, wie er heiße. „Ja“, hielt Blasig dagegen, „aber ihr sollt euch auch schon mal an unser Logo gewöhnen“. Thomas Lähns
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