Potsdam-Mittelmark: Schimmel-Sanierung bis Ostern
Weitere „Unwägbarkeiten“ in Rehbrücker Kita / Eltern sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder
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Nuthetal - Die Schimmelsanierung im Neubau der Bergholz-Rehbrücker Kita wird länger dauern als bislang angenommen: Nach Rathausangaben wird die Einrichtung wohl erst zu Ostern 2010 wieder komplett in Betrieb gehen. „Wir eröffnen erst, wenn zu 100 Prozent alles saniert ist“, sagte Nuthetals Bauamtsleiter Torsten Zado am Donnerstagabend bei einer Informationsveranstaltung für die betroffenen Eltern. Bislang wollte man bis Weihnachten fertig sein, doch Zado warnte vor „Unwägbarkeiten“. „Die Schadensgröße war nicht annähernd bekannt.“ Allerdings habe es auch zu keiner Zeit Gesundheitsgefährdungen für die Kinder gegeben, versicherte er.
In der Elternschaft bestehen derweil Zweifel, ob ihre Kinder in der Kita sicher sind. Nur rund zwei Drittel des betroffenen Neubaus sind für die Bauarbeiten gesperrt. Ein Elternpaar, das namentlich nicht genannt werden möchte, fragte zudem erfolglos, welchen Gefährdungen die Kinder ausgesetzt waren, bevor im August der Schimmel entdeckt wurde. Aus einer Frischwasserleitung war durch Materialermüdung Wasser ausgetreten. Der 1998 in Öko-Bauweise errichtete Kita-Anbau ist so gut gedämmt, dass die Feuchtigkeit nicht ausgetreten war. Das eigene, vier Jahre alte Kind habe seit Unterbringung in diesen Kita-Räumen bronchiales Asthma und müsse zweimal täglich mit Kortisonspray behandelt werden. Nach drei Tagen in der Kita würden die Beschwerden zunehmen, das Kind sei fast nur noch zu Hause.
Ein Nachweis, dass in der Kita die Erkrankungsursache liegt, sei „eher nicht möglich“, so Zado. Es gäbe keine wissenschaftlich nachgewiesenen Zusammenhänge zwischen speziellen Pilzarten und allergenen Folgeerscheinungen. In Bergholz-Rehbrücke handelt es sich um den toxisch wirkenden Pilz „Stachybotrys chartarum“. Die betroffenen Eltern haben sich anwaltliche Unterstützung geholt.
Erst bei Parkettarbeiten wurde der Schaden vor einem Viertel Jahr entdeckt. Die frühere Kita-Leiterin Barbara Fenske hatte wegen einer Schimmelpilzallergie indessen schon im Februar 2001 erste Verdachtsmomente geäußert, wie sie in einem Gespräch mit den PNN erklärte (PNN berichteten). Zado dazu: Ein Zusammenhang sei „rein spekulativ“.
Im betroffenen Anbau wird die komplette Sanitärausstattung erneuert. Statt der Kunststoffleitungen, die bei Errichtung vor zehn Jahren „der letzte Schrei“ gewesen waren, wird Edelstahl verwendet, sagte Zado. Das ausgelagerte Mobiliar werde geprüft, Matratzen auf Pilzspuren untersucht. Der in Betrieb befindliche „Weißbereich“ werde laut Zado überwacht. Letzte Sicherheit geben wollte er nicht: „Es kann nicht endgültig ausgeschlossen werden, dass andere Bereiche betroffen sind“, sagte der Bauamtsleiter.
Für eine vorsorgliche Komplett-Schließung sieht das Rathaus dennoch keinen Anlass. Die Sicherheit der Kinder stehe zwar im Vordergrund, allerdings müssten auch die Kosten im Auge behalten werden, so Zado. Zur Verbesserung der Informationspolitik werde wöchentlich ein Bautagebuch ausgehängt, so Nuthetals Bürgermeister Gerhard Ling (CDU). „Ziel und Ergebnis“ der laufenden Arbeiten sollten transparent gemacht werden.
Das Gesundheitsamt des Landkreises war überraschenderweise nicht zu der Veranstaltung erschienen, die Behörde ließ lediglich mitteilen, dass sie mit der Sanierung einverstanden ist. Medizinischer Rat konnte so an diesem Abend nicht eingeholt werden. Kita-Leiterin Monika Fischer hatte bereits im Sommer das Gesundheitsamt kontaktiert, das aber keinen Handlungsbedarf gesehen hatte.
Raumluftmessungen der Pilzbelastung im betriebenen Kita-Teil hatten im September eine leichte Belastung ergeben. Die Werte bewegen sich „im mittleren Toleranzbereich an der unteren Schwelle“, wie es hieß. Nach einer Feinreinigung sei die Belastung abgeklungen, die Quellensuche geht weiter. Nächste Woche finden Feuchtebohrungen statt. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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