Potsdam-Mittelmark: Schlaganfall-Risiko bestimmt
Neurologische Reha-Klinik Beelitz-Heilstätten feierte zehnjähriges Jubiläum
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Beelitz - Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens hat die Neurologische Rehabilitationsklinik Beelitz-Heilstätten am Samstag ihre Türen weit geöffnet. 1996 gründete der Spezialist für Neurologie, Dr. Leopold Gutjahr, das Klinikum in idyllischer Umgebung und historischen Gemäuern. Bereits vor 100 Jahren galt Beelitz als eine der ersten Adressen für Lungenheilkunde, sagt Jörg Wissel, heutiger Direktor des Klinikums. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Klinik jedoch zum Militärlazarett umgewandelt Damit verlor der Standort seine medizinische Spitzenposition.
Inzwischen hat die Klinik Beelitz-Heilstätten wieder einen Namen als hoch spezialisiertes Zentrum für Rehabilitation. Mit den 194 Behandlungsplätzen und etwa 400 Mitarbeitern setzt man den Schwerpunkt vor allen auf die Behandlung schwerer Erkrankungen. Ein großer Teil der Patienten ist orientierungslos oder auf Beatmungsgeräte angewiesen. Das Konzept ging auf: Mehr als 10 000 Patienten betreute die Einrichtung seit 1996.
Schwerpunkt zum Tag der offenen Tür war diesmal das Thema Schlaganfall. Dass hier eine Rehabilitation mehr bedeutet, als wieder laufen zu lernen, erklärten Schwestern und Therapeuten den Gästen. „Mit unserer Musiktherapie schulen wir nicht nur Gedächtnis und Reaktionsvermögen unserer Patienten, gleichzeitig dient sie auch der psychischen Stabilisierung“, erläutert Stefan Meinka, Musiktherapeut der Klinik. Auch liefen damit die Bewegungen von Schlaganfallpatienten rhythmischer und koordinierter. Eine weitere Besonderheit des Klinikums sind die häuslichen Beratungen, wenn es zum Beispiel um notwendige Umbauten geht.
Das Sozialtraining ist eins der wichtigsten Maßnahmen in der Rehabilitation. Die Therapeuten begleiten die Betroffenen im Zug, gehen mit ihnen einkaufen oder auch ins Kino. „Wie kann ich einen Kaffee bestellen, obwohl ich nicht sprechen kann? Das sind grundlegende Fragen, mit denen sich unsere Patienten, erst einmal befassen müssen", so eine Therapeutin. So kümmern sich neun Logopäden um Sprach-, aber auch Schluckstörungen, die besonders häufig infolge von Schlaganfällen auftreten.
Etwa 350 000 Menschen erleiden jedes Jahr in Deutschland einen Schlaganfall. Er ist die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen: Mehr als 50 Prozent der Patienten behalten Folgeschäden. „Auch die Prävention gehört damit zu unseren Aufgaben“, gab Wissel zu bedenken. So konnten die Besucher am Samstag bei einem Gesundheitsscheck Blutzucker und Cholesterinwerte bestimmen und feststellen lassen, ob sie zu einer Risikogruppe gehören.
Angeboten wurden aber auch Vorträge zu urologischen und sexuellen Störungen infolge einer Querschnittlähmung. Insbesondere das Thema Sex und Behinderung, sei noch tabuisiert, erklärte Will Nelson Vance, Facharzt für Urologie und Sexualmedizin. In individuellen Beratungen versuche er deshalb das Thema zu entkrampfen. Eine zunehmende Sensibilität für das Thema seitens der Mediziner bescheinigten auch die zahlreichen Betroffenen an diesem Tag.
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