Potsdam-Mittelmark: Schlankheitskur für Schaltgerätewerk Werder Fehlende Aufträge von der Deutschen Bahn
Werder - Das Schaltgerätewerk Werder muss sich aufgrund der schlechten Auftragslage verschlanken. Von 82 Mitarbeitern mussten in diesem Jahr bereits 22 gekündigt werden, sagte der Geschäftsführende Gesellschafter Gerhard Dietzel gestern den PNN.
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Werder - Das Schaltgerätewerk Werder muss sich aufgrund der schlechten Auftragslage verschlanken. Von 82 Mitarbeitern mussten in diesem Jahr bereits 22 gekündigt werden, sagte der Geschäftsführende Gesellschafter Gerhard Dietzel gestern den PNN. Die leeren Auftragsbücher bei Bombardier würden auf das Schaltgerätewerk ausstrahlen. Werder liefert und entwickelt für den Bahntechnik-Konzern Luftfilter, Batteriecontainer und Führertische für Lokomotiven. Laut Dietzel würde es vor allem von der Deutschen Bahn AG keine Aufträge mehr für neue Züge oder Innovationsprojekte mehr geben. „Für uns bedeutet das in diesem Jahr einen Umsatzeinbruch von sechs auf vier Millionen Euro.“ Nur durch Entlassungen könnte man „die schwarze Null“ erreichen. Ob der anstehende Börsengang der Bahn oder „ein gewisser Sättigungsgrad“ in der deutschen Bahninfrastruktur der Grund für die miese Auftragslage ist, konnte Dietzel nicht beantworten. „Viele Bahnzulieferer sind jedenfalls bereits in Liquidation.“ Das Schaltgerätewerk möchte er durch neue Konzepte in schlankerer Form durch die Krise retten. Projekte in China sollen helfen: Bombardier bekommt dort mit verschiedenen Partnern voraussichtlich Aufträge für den Bau von fast 600 Lokomotiven. Das Schaltgerätewerk könnte mit seinen Luftfiltern im Boot sein. Allerdings fällt erst im Februar die Entscheidung. Dietzel: „Wir hätten das gut in diesem Jahr gebrauchen können.“ Zudem müssten 70 Prozent der Loks in China produziert werden. „Die Chinesen wollen die deutsche Technik für ihre Kombinatsbetriebe.“ Wissens- und Technologietransfer seien oft der Haken, wenn deutsche Firmen Aufträge im Ausland bekommen. Dietzel überlegt deshalb, das Schaltgerätewerk stärker auf die Produktentwicklung zu orientieren. „Wir stellen uns der Globalisierung.“ Stärker geworben werden soll in Zukunft auch mit den Fertigkeiten in der Schweißtechnik. Baugruppen aus Edelstahl, Stahl und Aluminium kann die Mittelstandsfirma schweißen. Die Kenntnisse sollen verstärkt als Partner von Windkraft- und Technologieunternehmen angewendet werden. Ob künftig der 20000 Quadratmeter große Firmensitz Am Zernsee beibehalten wird, stellt Dietzel in Frage. „Mittelfristig wird eine Fertigungshalle in den Havelauen wohl reichen.“ Die über 100 Jahre alten Backsteinbauten der alten Obstweinfabrik am Wasser würden dann verkauft. Trotz aller Schwierigkeiten will das Schaltgerätewerk auch künftig zwei Lehrlinge pro Jahr einstellen und den Nachwuchs fördern. Dafür gab es gestern Lob von der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein und Werders Bürgermeister Werner Große (CDU). IHK-Fachbereichsleiter Wolfgang Spieß zeichnete die Firma als „Anerkannter Ausbildungsbetrieb“ der IHK Potsdam aus. hkx
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