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Station des Fahrradsonntags. Im Schloss wird ein Jubiläum gefeiert.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Schloss Caputh öffnet die Schränke

Festprogramm zum 350. Schlossjubläum am Fahrradsonntag / Stiftung kritisiert Stillstand am Wirtschaftshof

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Schwielowsee - Zum 350. Geburtstag präsentiert sich das Caputher Schloss in Bestform. Seit der 1999 abgeschlossenen Sanierung haben sich fast 400 000 Besucher Kurfürstin Dorotheas Sommerresidenz angeschaut, sagte der Direktor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, gestern bei einer Pressekonferenz. Das Caputher Schloss gelte als einer der wenigen Standorte, an denen man das höfische Leben im Brandenburg-Preußen des späten 17. Jahrhunderts nachvollziehen kann. Am Sonntag wird das Jubiläum mit einem „Tag der offenen Schränke“ gefeiert.

Besucher können einen Blick in die drei wertvollen asiatischen Lackkabinette werfen – mit Lackbaumharz polierte Schränkchen mit fernöstlichen Motiven, in denen die zweite Gemahlin des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm ihre Sammelkunst aufbewahrte. Solche Möbel waren typisch für die barocke Schlossausstattung jener Zeit, so Dorgerloh. Zum Schlossjubiläum werde den Besuchern damit ein besonderer Einblick verschafft.

Stiftung und Gemeinde hoffen noch auf ein anderes Jubiläumsgeschenk: die Sanierung des zuwendungsbedürftigen Wirtschaftshofs des Schlosses mit Brauhaus, Brennerei und Logierhaus, der nicht mehr zum strahlenden Schlossantlitz passen will. Das frühere Vorwerk hat heute drei verschiedene Eigentümer. Das Land Brandenburg, dem das Logierhaus gehört, will abwarten, bis sich die beiden Privateigner, Thomas Schielicke und Lorenz Bruckner, geeinigt haben. Brauhaus und Brennerei sind nur aus einer Hand zu entwickeln. Gegenüber den PNN erklärten gestern beide, dass es bis zum Jahresende so weit sein könnte – es gibt vonseiten Schielickes acht Jahre alte Pläne für den Bau eines Garnihotels. Dorgerloh nannte es „ärgerlich“, dass so lange nichts passiert ist. Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe forderte, dass Schielicke seine Investitionsversprechen einlöst. „Der Bedarf an Übernachtungsplätzen ist da.“

Das Logierhaus würde die Stiftung derweil gern nutzen, um Wirtschaftsräume für die Gartenpflege und behindertengerechte Toiletten einzurichten. Für einen Teil des Hauses sei eine kommerzielle Nutzung als Ferienwohnung im Kontext zum Garnihotel denkbar, sagte Dorgerloh.

Am Sonntag wird sich noch alles um das Schloss drehen – eine der wenigen „fritzfreien Zonen“ im Jubiläumsjahr Friedrich des Großen. Der hatte kein Interesse an Caputh und verpachtete 1764 das Schloss. Nach Dorotheas Zeit habe für Caputh mit der Schlosssanierung „eine zweite Glanzzeit“ begonnen, sagte Dorgerloh. Er hob gestern die Leistungen der Kastellanin Petra Reichelt hervor, der es gelungen sei, das Schloss in Stiftung und Kommune zu verankern. „In der Stiftung sorgt sie dafür, dass wir auch unsere kleinen Schlösser nicht vergessen“, so Dorgerloh. Die regionale Verankerung werde sich am kommenden Sonntag zeigen, an dem auch der 13. Fahrradsonntag rund um den Schwielowsee stattfindet.

Petra Reichelt sprach gestern vom „schönsten Arbeitsplatz der Welt“. Von Forschung bis Verwaltung, Veranstaltungen bis Ausstellungen – die Bedingungen seien ideal. „Von Anfang an gab es ein ausgeprägtes Interesse vor Ort“, so Reichelt. Bürgermeisterin Hoppe ist froh über die enge Zusammenarbeit mit Kulturvereinen wie den „Caputher Musiken“ und spricht vom wichtigsten Besuchermagnet des Erholungsortes. Hier findet auch jede dritte Trauung der Gemeinde statt.

Als Station des Fahrradsonntags wird das Schloss zu zwei Vorträgen zu den Lackkabinetten (11 und 14 Uhr) und thematischen Sonderführungen (12, 13 und 15 Uhr) einladen. Zu den Sehenwürdigkeiten gehören die gut erhaltenen Deckenmalereien, der kostbar dekorierte Festsaal und der Fliesensaal mit holländischen Fayencefliesen, nicht zuletzt der Garten am Havelufer. Und bald vielleicht auch wieder das Vorwerk. Henry Klix

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