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Neue Tierseuche: Schmallenbergvirus hat auch Tiere im Landkreis Potsdam-Mittelmark befallen
Die Krankheit, die bei ungeborenen Schafen, Ziegen und Rindern zu Missbildungen führen und sie sogar töten kann, ist laut einer Mitteilung des Kreistierarztes bei einer Schafherde in Groß Kreutz nachgewiesen worden.
Stand:
Die Herde der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung (LVAT) umfasst insgesamt 440 Mutterschafe, von denen mittlerweile drei Viertel ihren Nachwuchs geboren haben. In den meisten Fällen hätte nur ein einzelnes Tier das Licht der Welt erblickt statt wie normalerweise zwei bis drei, erklärte der Leiter der Anstalt, Detlef May auf PNN-Anfrage. Für Menschen ist die Krankheit nach derzeitigem Wissensstand ungefährlich.
Wie weit das Schmallenberg-Virus, das im November 2011 das erste Mal überhaupt in Deutschland nachgewiesen worden ist, noch um sich greifen wird, ist derzeit nicht abzuschätzen. Dass die Erkrankung bislang vor allem bei Schafen für Schäden gesorgt hat, liegt daran, dass diese früher ihren Nachwuchs zur Welt bringen als Rinder. Die kalben für gewöhnlich erst im Frühjahr. In der gesamten Bundesrepublik hat das Schmallenbergvirus bislang Tiere in 240 Beständen befallen – vor allem im Spätsommer. Während die trächtigen Muttertiere selbst die Krankheit weitgehend unbeschadet überstanden haben, hat sie auf den ungeborenen Nachwuchs zum Teil verheerende Auswirkungen gehabt.
Bei den Groß Kreutzer Schafen hätten sich nicht in allen Fällen die missgebildeten Embryonen im Leib der Muttertiere weiterentwickelt und seien geboren worden, so Detlef May. Oft seien die Tiere bereits in den ersten Tagen nach der Zeugung verkümmert. „Da erkennt man dann nur noch kleine Überreste in der Nachgeburt“, erläuterte er. Schätzungsweise 60 bis 80 Tiere habe sein Unternehmen im Vergleich zu früheren Jahren bislang einbüßen müssen, eine endgültige Zahl gebe es erst, wenn auch das letzte Viertel der Mutterschafherde ihre Nachzucht zur Welt gebracht hat. Den Schaden bezifferte der Vorstandsvorsitzende der LVAT jetzt schon auf 5000 bis 10.000 Euro – auf den Kosten wird sein Unternehmen wohl sitzen bleiben.
Die LVAT geht offensiv mit dem Thema um, May gab gestern zahlreichen Journalisten Auskunft über Ursache und Verlauf der Krankheit. Dabei unterstrich er noch einmal, dass nur diese eine Generation von Lämmern vom Schmallbergvirus gefährdet ist: Die Mutterschafe hätten mittlerweile Antikörper entwickelt, die einen künftigen Befall verhindern würden. Auch könnten sich die Tiere nicht gegenseitig anstecken, als Überträger des Virus gelten kleine Stechmücken wie die Gnitze. „Für unsere Schafe ist die Gefahr vorbei“, sagte May.
Für andere Herden jedoch nicht: Der Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg hält es für möglich, dass es Tiere, die im vergangenen Sommer nicht befallen wurden, im kommenden trifft. So würden Jahr für Jahr Ausfälle bei der Nachzucht drohen, erklärte Marc Mennle, Verbandsmanager des Schafzuchtverbandes Berlin Brandenburg, in dem 277 Schaf- und Ziegenhalter organisiert sind. „Das Problem ist, dass die Forschung beim Schmallenbergvirus erst am Anfang steht“, so Mennle weiter. Landesweit rechne er mit Einbußen von 10 bis 20 Prozent, und auch er befürchte, dass die Halter auf den Kosten sitzen bleiben werden.
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark ist auf jeden Fall alarmiert: Ab kommender Woche sollen sämtliche mittelmärkische Rinder-, Schaf- und Ziegenbestände stichprobenartig untersucht werden.
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