zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Schule ohne Zukunft

Landrat bekräftigt Aus der Schweitzer-Förderschule

Stand:

Kleinmachnow – Zu wenig Schüler, zu hohe Investitionskosten und ausreichend Alternativen – Landrat Wolfgang Blasig (SPD) hat gestern die Absicht bekräftigt, die Förderschule „Albert Schweitzer“ für geistig behinderte Kinder in Kleinmachnow zu schließen. „Wenn man das Kindeswohl und den Bildungsauftrag ernst nimmt, muss man sich eingestehen, dass diese Schule keine Zukunft hat“, erklärte er in einem Pressegespräch in Bad Belzig. Gleichzeitig reagierte Blasig verärgert auf die Kritik aus dem politischen Raum: Wer glaube, dass der Landkreis Einfluss auf die Zuweisung von Kindern in diese Bildungsstätte hätte, gebe sich Verschwörungstheorien hin, so Blasig.

Wie berichtet, hat das Landratsamt in einem Antrag an den Kreistag die Schließung der kreiseigenen Förderschule nach dem laufenden Schuljahr vorgeschlagen. Grund ist der bauliche Zustand des derzeitigen Domizils, einer alten Villa im Erlenweg. Bereits vor zwei Jahren war ein Aufnahmestopp verhängt und nach Protesten zumindest offiziell wieder aufgehoben worden – die Schülerzahlen sanken jedoch kontinuierlich: von 33 im Jahr 2010 auf nur noch 15 in diesem Jahr. Der Landkreis habe nichts daran ändern können, unterstrich Blasig und zitierte ein Schreiben des Landes-Bildungsministeriums von vor drei Jahren, nachdem die Einrichtung „mithin zu schließen“ sei.

„Wir haben die bauliche Situation untersucht und nach der ist ein angemessener schulischer Betrieb nicht mehr zu gewährleisten“, so der Landrat weiter. Die Fusion der Schweitzer-Schule mit der Förderschule für Lernbehinderte unter dem Dach der Einrichtung im Kleinmachnower Schleusenweg – wie sie umfassend vom Landkreis untersucht worden ist – würde auch keine Lösung bringen. „Es hätte eines Neubaus bedurft“, so Blasigs Fazit. Doch im Hinblick auf die Eingliederung von Förderschülern in Regelschulen, wie sie das Land vorsieht, hätten die Schülerzahlen nicht gereicht. Außerdem gebe es mit der Hans-Christian-Andersen-Schule in Teltow und der Comenius-Schule in Potsdam zwei Alternativen in unmittelbarer Nachbarschaft.

Kleinmachnower Kreistagsabgeordnete von CDU und Linken hatten in Anbetracht der Pläne von einem Skandal gesprochen. Und Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) hatte dem Landratsamt vorgeworfen, Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Schwächeren umzusetzen. „Das ist eine fahrlässige Äußerung“, antwortete gestern der Landrat. Es gehe hier in erster Linie um das Kindeswohl, danach um das Wohl der Eltern, dann um das der Lehrer – und erst zum Schluss um das „ideologische Wohl von Kreistagsabgeordneten“.

Ende Februar kommenden Jahres soll der Kreistag über die Vorlage abstimmen, bis dahin wird es wohl noch einige Debatten geben. Der Kreistagsbeschluss zur Fusion und zum Erhalt der Kleinmachnower Förderschulen, auf den sich die Kleinmachnower berufen, sei jedenfalls nicht in Stein gemeißelt, unterstrich Blasig. Politik sei immer die Suche nach der besten Lösung. Thomas Lähns

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })