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Zoll, Polizei und Munitionsbergungsdienst nahmen gestern Aufstellung auf der Hofseite des Hauses.

© hkx

Von Henry Klix und Hagen Ludwig: Schusswaffen, Granaten, Sprengstoff

Waffenfund bei 54-Jährigem sorgte für Aufregung auf Werders Inselstadt / Motive der Sammlung unklar

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Werder (Havel) - Großer Waffenfund im Herzen von Werder: In der Mühlenstraße auf der Inselstadt ist am Montag von der Zollfahndung das Waffenarsenal eines 54-jährigen Mannes ausgehoben worden. In den Nebengelassen seines Hauses wurden bis zum Abend 15 Schusswaffen, darunter eine vollautomatische Maschinenpistole, etwa 3000 Schuss Munition, drei Handgranaten und offenbar selbst gefertigter Sprengstoff gefunden. Der Beschuldigte wurde festgenommen und zur Vernehmung auf die Polizeiwache Werder gebracht, sagte der Pressesprecher des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg, Norbert Scheithauer, gestern gegenüber den PNN.

Von der Nachbarschaft wurde der Mann als „schweigsam“ beschrieben, er wird dem Rockermilieu zugerechnet und soll Mitglied eines Potsdamer Schützenvereins sein. Als auffällig wird von Nachbarn empfunden, dass er im Hof seines Hauses an einem Fahnenmast eine Südstaatenflagge hängen hat. Der Werderaner sollte über Nacht in Gewahrsam bleiben.

„In der Vernehmung zeigte er sich bislang unkooperativ“, so Zollsprecher Scheithauer gestern Abend. „Er sperrt sich und will keine Aussage machen.“ Über die Hintergründe der ominösen Waffensammlung wurde bislang nichts bekannt. Dass es politische Motive gab, ließ sich nicht erhärten. „Der erste Eindruck der Ermittler war eher, dass es sich um einen Sammler und Waffennarr handelt“, so Scheithauer. Heute soll bei Gericht Haftbefehl beantragt werden.

Für die Bewohner der Inselstadt war der Großeinsatz von Polizei, Zoll und Munitionsbergungsdienst gestern mit erheblicher Aufregung verbunden: In einem 300-Meter-Umkreis des Fundortes in der Mühlenstraße wurden zwischen 9 und 14 Uhr die Häuser evakuiert. Das Gas in den betreffenen Häuserblocks wurde abgestellt. Am Abend gegen 18 Uhr wurden erneut zehn Liter einer Flüssigkeit gefunden, bei der es sich laut Schnelltest offenbar ebenfalls um flüssigen Sprengstoff handelte. Die Anwohner im Umkreis mussten erneut ihre Häuser verlassen, das Gebiet wurde abgeriegelt. Die Einsatzkräfte erklärten gegenüber den verunsicherten Bewohnern lediglich, dass sie sich in der Vergangenheit in Gefahr befunden hätten, die nun aber ausgeräumt werde.

Kampfmittelexperten der Bundespolizei hatten am Nachmittag den ersten Sprengstoff mit einem Roboter in einer Metallwanne, die etwa die Größe zweier Schuhkartons hatte, auf freies Gelände gebracht. Auf einer Wiese an der Föhse wurde er mittels einer Lunte kontrolliert abgebrannt. Etwa fünf Minuten lang waren bis zu zwei Meter hohe Flammen zu sehen. Ab 14 Uhr konnte die Durchsuchung fortgesetzt werden.

Im Einsatz waren seit 7 Uhr zehn Zollfahnder mit Spürhunden sowie Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Polizei und des Rettungsdienstes. Anlass für die Durchsuchung war laut Scheithauer der Fund eines als Handy getarnten Elektroschockers in einem Paket aus Südostasien. Ihn hatten Beamte bei Kontrollen in einem Zollpostamt entdeckt. Adressiert war das Paket an den 54-jährigen Werderaner. Vorermittlungen ergaben laut Scheithauer, dass der Mann bereits wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz bekannt war. Daraufhin wurde ein Durchsuchungsbeschluss beim Amtsgericht Potsdam beantragt und gestern vollstreckt.

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