Potsdam-Mittelmark: Schwere Konsequenzen im Tatra-Streit
Wilhelmshorster Ortswehrführung droht Ausschluss vom Feuerwehrdienst / Anhörung bis Januar 2009
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Michendorf - Der Streit in der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Michendorf könnte der Wilhelmshorster Ortswehrführung die Ämter kosten. Wie von mehreren Seiten gegenüber den PNN bestätigt wurde, sind Disziplinarverfahren gegen Wehrleiterin Doreen Weber und ihre beiden Stellvertreter eingeleitet worden. Bis zum 9. Januar läuft eine Anhörung, in der sich das Führungstrio äußern kann, danach will die Gemeindewehrführung eine Entscheidung fällen, welche Disziplinarmaßnahmen sie ergreifen wird, und diese bekannt machen.
Über die Gründe oder konkrete Konsequenzen wollte sich weder die Verwaltung noch die Gemeindewehrführung äußern. Beide Stellen sprachen von einem laufenden Verfahren und verwiesen auf die Tätigkeitsverordnung für Freiwillige Feuerwehren im Land. Gegenüber den PNN führte Gemeindewehrführer Dirk Noack zur Erläuterung den Paragraphen acht an – und in dem geht es um den Ausschluss von Mitgliedern aus der Feuerwehr. Begründet werden kann dieser mit „besonderen Vergehen“ wie der Nichtbeachtung von Anordnungen oder übler Nachrede. Darüber entscheiden kann er selbst, nach Rücksprache mit dem Kreisbrandmeister. Aber auch Maßnahmen wie Abmahnung, Verweis, Degradierung oder Enthebung von der Dienststellung können gegen Angehörige, „die ihre Aufgaben nicht erfüllen“, ergriffen werden.
Damit geht die seit dem Sommer währende Auseinandersetzung zwischen der Orts- und der Gemeindewehrfühung in die nächste Runde. Ursprünglich war es um die Ausmusterung des Wilhelmshorster Feuerwehr-Tatras gegangen: Das Fahrzeug ist mittlerweile 20 Jahre alt, doch weil es – im Gegensatz zur geplanten Neuanschaffung – über einen 8 000-Liter-Tank verfügt und darüber hinaus zuverlässig sei, hat die Ortswehr dagegen protestiert. Der Tatra sollte laut Meinung der Wilhelmshorster generalüberholt und an seiner statt der fast ebenso alte W50 ausgetauscht werden. In der leidenschaftlich geführten Diskussion wurden schwere Vorwürfe seitens der Orts- gegenüber der Gemeindewehrführung erhoben, die nun offenbar einer der Gründe für die Disziplinarverfahren sind. Unter anderem war von einer bewussten Nicht-Alarmierung der Wilhelmshorster zu Einsätzen die Rede. Für Ärger hat auch die Unterschriftensammlung für den Erhalt des Tatras gesorgt: Die Jugendfeuerwehr hat über 1 700 Wilhelmshorster unterzeichnen lassen. Dadurch sei versucht worden, „Angst und Panik in Wilhelmshorst zu verbreiten“, hatte Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) in der Gemeindevertretung im September geschimpft.
Die Abgeordneten hatten daraufhin die streitenden Parteien angehalten, sich an einen Tisch zu setzen und gemeinsam zu entscheiden, welches Fahrzeug ausgemustert werden soll. Dazu sei es jedoch nie gekommen, sagte Ortswehrführerin Weber auf PNN-Anfrage. Stattdessen seien sie und ihre beiden Stellvertreter auf einem Treffen aller Michendorfer Ortswehrführungen am vergangenen Wochenende über das eingeleitete Verfahren unterrichtet worden. „Es geht wahrscheinlich darum, uns auszuschließen“, vermutet sie.
Bekannt geworden sind die Vorgänge, nachdem Ordnungsamtsleiterin Katleen Liermann dazu vor zwei Wochen im nichtöffentlichen Teil des Michendorfer Ordnungs- und Sicherheitsausschusses den Gemeindevertretern Bericht erstattet hatte. „Es ist sehr bedauerlich, dass so etwas immer wieder nach außen dringt“, so Liermann dazu. Thomas Lähns
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