Potsdam-Mittelmark: Schwielowsee auf Erholungskurs Gemeinde will Erholungsort werden – einen Tourismusmanager bekommt das Rathaus dafür nicht
Schwielowsee - Noch in diesem Jahr wird die Gemeinde Schwielowsee erste Schritte zum „Staatlich anerkannten Erholungsort“ unternehmen. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) bekam dafür auf der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses grünes Licht.
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Schwielowsee - Noch in diesem Jahr wird die Gemeinde Schwielowsee erste Schritte zum „Staatlich anerkannten Erholungsort“ unternehmen. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) bekam dafür auf der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses grünes Licht. Hoppe ließ keine Zweifel, dass der Weg zu dem Titel „lang und beschwerlich“ wird, sie geht von einem Zeitraum von drei Jahren aus.
Mit dem Qualitätssiegel, das vom Wirtschaftsministerium vergeben wird, werben Brandenburgs Kommunen um Touristen. Laut Kurortgesetz ist eine landschaftlich bevorzugte und klimatisch begünstigte Lage erforderlich. Für die Erholung müssen geeignete Einrichtungen, gekennzeichnete Rad- und Wanderwege, Sport-, Spiel- und Liegewiesen sowie ein Frei- oder Hallenbad vorhanden sein. Eine gutachterliche Klimabeurteilung, eine Stellungnahme der Kommunalaufsicht und eine Entwicklungskonzeption müssen mit dem Antrag vorgelegt werden.
Nicht durchsetzen konnte sich Hoppe mit dem Wunsch, in der Verwaltung dazu einen Tourismusmanager (Jahresgehalt: 34 000 Euro) fest einzustellen. Im Ausschuss wurde stattdessen eine Vergabe des Antragsverfahrens an den Schwielowsee Tourismus e.V. oder ein Tourismusbüro favorisiert, zumal auch Zweifel an den Erfolgsaussichten bestehen. Christian Lahr-Eigen (FDP) erinnerte daran, dass für den Erholungsorte eine Aufenthaltsdauer der Gäste von vier Tagen erforderlich ist: Die Gäste blieben voriges Jahr im Schnitt aber nur 2,2 Tage in Schwielowsee. Selbst im starken August betrug die Aufenthaltsdauer nur 2,8 Tage. 61 723 Übernachtungen wurden voriges Jahr in den 18 Beherbungsbetrieben (über acht Betten) gezählt, rund 2000-mal buchten Ausländer. Lahr-Eigen glaubt nicht, dass der Titel vor 2013 zu erringen ist. Zur Analyse der Chancen gab der Ausschuss immerhin 25 000 Euro frei. Abschließend entscheidet der Gemeinderat.
Mit dem Titel sind viele Hoffnungen verbunden: Die Anerkennung als Erholungsort könne ein Meilenstein bei der touristischen Entwicklung werden, sagte die Vorsitzende des Schwielowsee Tourismus e.V, Birgit Farthmann. Tourismus sei hier der wichtigste Wirtschaftsfaktor und nicht mehr nur Thema der privaten Zimmervermieter: Unter ihren 120 Vereinsmitgliedern finden sich auch Restaurants, Strandbäder, Wassersportanbieter, der Reiterhof Caputh, der Bonsaigarten Ferch, Künstler und Kulturvereine. Farthmann verwies auf die Kompetenz des frisch renovierten Tourismusbüros, die neuen Broschüren und Karten, die Zertifizierung der Unterkünfte und die Internetseite des Vereins. Dieses Jahr sollen Infotafeln für Wassertouristen für Landgänge werben. Die Ausschilderung der Wanderwege habe sich voriges Jahr schon mit Unterstützung des Landkreises verbessert.
Um die Verweildauer zu erhöhen, teste der Verein in diesem Jahr zwei Pauschalangebote: Die „Blüten-Tour“ und die „Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt“-Tour. Letztere sollte an sich „Einstein-Tour“ heißen. Das Potsdamer Einsteinforum hatte interveniert – Einsteins Geistesverwalter wollen nicht, dass der mit Caputh verbundene Name so vermarktet wird, das Einstein-Zitat musste reichen. Es gibt auch andere überraschende Hürden für Pauschalangebote, die Farthmann skizzierte: „Bei unterschiedlichen Interessen der Leistungsträger ist es nicht immer einfach, attraktive Preise zu realisieren.“ Dennoch soll das Angebot 2009 ausgeweitet werden. Henry Klix
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