Von Peter Könnicke: Schwielowsee jetzt offiziell Erholungsort
Seit 1994 sind in der Gemeinde mehr als 14 Millionen Euro in den Tourismus investiert worden
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Schwielowsee - Zwar hat Brandenburgs Ex-Kulturministerin Johanna Wanka in ihrem neuen Wirkungskreis in Niedersachsen bereits schöne Orte entdeckt und „Wasser haben wir da auch sehr viel“, wie sie betont. Aber dass es am Schwielowsee sehr erholsam ist, hat sie offenbar in guter Erinnerung. Immerhin war ihr das 8. Caputher Fährfest einen Wochenendausflug in alte Gefilde wert.
Vielleicht war es auch ein bisschen Rückendeckung für ihre CDU-Parteifreundin Kerstin Hoppe. Die Bürgermeisterin empfing am Samstag von Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) die Urkunde, die die Gemeinde Schwielowsee als „Staatlich anerkannten Erholungsort“ ausweist. Weil dies aber nur für die Ortsteile Caputh und Ferch, vorerst aber nicht für Geltow wegen des Verkehrslärms der B 1 gilt, sah sich Hoppe im Vorfeld mit harscher Kritik konfrontiert. So forderte das Bürgerbündnis bis zuletzt, mit der Ernennung so lange zu warten, bis auch Geltow das Prädikat eines Erholungsortes bekomme, wofür eine Reihe von verkehrsberuhigenden Maßnahmen an der B 1 realisiert werden müssen. Einen „Schnellschuss“ musste sich Hoppe vom Geltower Ortsvorsteher Heinz Ofcsarik vorwerfen lassen, weil sie sich lediglich mit der Anerkennung von Caputh und Ferch zufrieden gegeben habe. Eine harte Probe für den Zusammenhalt der Gemeinde diagnostizierte Roland Büchner vom Bürgerbündnis – Hoppe habe Geltows Ausschluss „billigend in Kauf“ genommen. Diese wies den Vorwurf als „bizarres Wahlkampfmanöver“ zurück, schließlich will ihr Büchner im Oktober die Wiederwahl zur Bürgermeisterin streitig machen.
An Wahlkampf war allerdings noch nicht zu denken, als die Forderung erstmals formuliert wurde, für alle drei Ortsteile die Anerkennung zu erreichen. Schon kurz nach der Antragsstellung der Gemeinde Schwielowsee vor zwei Jahren hatte der Landesfachbeirat des Wirtschaftsministerium darauf hingewiesen, dass die B 1 für Geltows Bewerbung ein Hindernis sein könnte. Dass auf der Urkunde in der Tat nur Caputh und Ferch als Erholungsorte stehen, konnte Büchner am Samstag auch nur als „einen Teilerfolg“ werten. „Ich hoffe aber, dass sich die Wogen nun glätten und wir zu einer sachlichen Tonlage zurückfinden“, erklärte Büchner gegenüber den PNN. Allerdings sei er skeptisch, ob sich die Auflagen für Geltow umsetzen lassen, „man kann ja die Bundesstraße nicht wegrationalisieren.“ Bürgermeisterin Hoppe hingegen ist zuversichtlich, dass auch Geltow bald der Titel eines staatlich anerkannten Erholungsortes zieren wird. Ohnehin werde der Ortsteil bereits jetzt von der Förderpolitik profitieren, die durch den verliehenen Status möglich wird, sagte sie.
Mit dem neuen Qualitätssiegel könne die Gemeinde Schwielowsee künftig noch effektiver für sich werben, neue Gäste gewinnen und wirtschaftlich erfolgreich sein, sagte Christoffers. Gemäß Brandenburgischem Kurortegesetz hat die Gemeinde jetzt auch die Möglichkeit, über die Erhebung einer Fremdenverkehrsabgabe Einnahmen für weitere touristische Projekte zu erzielen.
Seit 1994 sind in der Gemeinde Schwielowsee einschließlich Fördergeld rund 14,5 Millionen Euro in den Tourismus investiert worden, 12 Millionen Euro in den gewerblichen Bereich und rund 2,5 Millionen Euro in die Infrastruktur. Dazu gehören unter anderem ein gutes Straßen- und Radwegesystem sowie neue Uferpromenaden und das modernisierte Strandbad.
Der Feierlaune beim Fährfest hat das kommunalpolitische Scharmützel nicht geschadet. Die Show des Caputher Wasserskiclubs. der erste Fährfest-Sprint-Cup im Ruder-Achter, Live-Musik, Feuerwerk und Lasershow sorgten für beste Unterhaltung am Gemünde.
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