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Potsdam-Mittelmark: Schwielowsee macht sich wetterfest

Jüngste Überschwemmungen rufen Ingenieure und Verwaltung auf den Plan

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Schwielowsee - Straßen, die sich in Bäche verwandeln, voll gelaufene Keller und Gullideckel, die durch den halben Ort gespült werden: Die Bilanz nach den Regengüssen dieses Jahres ist am Schwielowsee gravierend. Seit Januar musste die Gemeinde insgesamt 157 000 Euro für die kurzfristige Beseitigung von Unwetterschäden und die längerfristige Sicherung von besonders sensiblen Bereichen ausgeben. Die Bauverwaltung entwickelt zurzeit zusammen mit dem Planungsbüro PST ein Konzept, mit dem die drei Ortsteile auf lange Sicht wetterfest gemacht werden könnten.

Dafür wurden bereits die Straßen und Wege, aber auch öffentliche und private Grundstücke in der Gemeinde unter die Lupe genommen. Am Ende entstand eine lange Liste mit Investitionsvorschlägen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden müssten. Die Bandbreite reicht dabei von geringfügigen Maßnahmen wie dem Anlegen von Mulden bis hin zur grundhaften Sanierung ganzer Straßen. Mit dem Konzept würde man auch dem Aufruf der Bürger nachgekommen, erläuterte Bauamtsleiterin Kerstin Murin auf der Gemeindevertretersitzung am Mittwochabend.

Dass die Unwetter- und Wasserschäden in diesem Jahr besonders stark aufgetreten sind, führte Ingenieur Torsten Schulz im Wesentlichen auf den Klimawandel zurück. Zwischen Januar und Anfang November seien bereits 712 Millimeter Regen pro Quadratmeter gemessen worden, der Durchschnitt liege bei 600 – im ganzen Jahr. Laut Schulz eine Ausnahmeerscheinung, denn im Vergleich zum Regen vor 25 Jahren habe der Jahresniederschlag mittlerweile um 80 Millimeter abgenommen. „Doch die Extremniederschläge nehmen zu.“

Die Konsequenz sei auch eine rechtliche: Je höher die Schäden werden, umso wahrscheinlicher sind Klagen von Bürgern gegen die Gemeinde. Erst seit kurzem gebe es einen Präzedenzfall: Darin hatte ein Bürger gegen die Stadt Fürstenwalde auf Ersatz seiner Unwetterschäden geklagt. Er habe zwar verloren, doch das Oberlandesgericht führte in der Urteilsbegründung Richtwerte an, auf wie viel Niederschlag eine Kommune vorbereitet sein muss.

Bis zur Klage will es die Verwaltung erst gar nicht kommen lassen. Der Maßnahmekatalog erinnert stark an einen Investitionsplan, denn nachdem die Straßen in den Ortskernen frisch saniert sind, stehen nun jene in den Randbereichen auf der Agenda. Über die nächsten Jahre sollten diese nach und nach ausgebaut werden – mit entsprechender Entwässerung. In vielen Fällen würden Mulden am Straßenrand reichen. Dies sei in Geltow wegen des hohen Grundwasserspiegels jedoch schwierig. Bauamtsleiterin Murin führte verschiedene Beispiele an, so würde der Ausbau des Fasanenweges 200 000 Euro und die Sanierung der Wilhelmshöhe 162 000 Euro kosten. Mit beiden Caputher Straßen könnte im kommenden Jahr begonnen werden, die Mittel könnten anteilig im Haushalt eingestellt werden. Die Liste ist freilich länger.

Roland Büchner (BBS), Vorsitzender der Gemeindevertretung, führte die jüngsten Fluten auch auf die starke Bebauung in den Ortskernen zurück, das Wasser könne nirgendwo hin. Und Abgeordneter Heiko Hüller (FDP) sprach sich dafür aus, auch die Bürger zu beteiligen. Private Initiativen in Sachen Unwetterschutz sollten gefördert werden – aber auch gefordert. Dem stimmte Murin zu: Man habe bereits 85 Bürger angeschrieben, die zurzeit ihr Regenwasser noch auf die Straße laufen lassen. Thomas Lähns

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