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Potsdam-Mittelmark: Schwieriges Erbe

Für die Frage nach der Zukunft des Seebergs gibt es politischerseits noch verschiedene Strategien

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Für die Frage nach der Zukunft des Seebergs gibt es politischerseits noch verschiedene Strategien Kleinmachnow. Die scheidenden Kleinmachnower Gemeindevertreter hinterlassen ihren Nachfolgern ein schwieriges Erbe: die ungeklärte Frage nach der Lösung des Seeberges und der Zukunft der dort angesiedelten Schulen. Der Problem-Berg animierte daher die Waldorf-Schule am Samstag anlässlich ihres Herbstfestes, die Spitzen-Bewerber für die neu zu vergebenen Abgeordneten-Mandate nach ihren Strategien zu fragen, wie der gordische Knoten zerschlagen werden kann. Die Gemeindevertreter, die nach dem 26. Oktober Kleinmachnows Geschicke leiten werden, finden am Machnower See eine Situation vor, an der sich seit Jahren wenig geändert hat. Die Telekom hat als Eigentümerin der 44 Hektar ein immenses – und berechtigtes – Vermarktungsinteresse, für das sie bislang eine Gesamtlösung anstrebt. Die Gemeinde wehrt sich bis heute erfolgreich gegen überdimensionierte Pläne der Telekom und eine Zersiedelung des letzten geschlossenen Grünzuges im Ort. Zwischen den Fronten sind die Internationale Schule und die Waldorf-Schule – von der Gemeinde als Bereicherung der Bildungslandschaft geschätzt, für die Telekom Mieter, aber auch Faustpfand. Die bislang praktizierte und verknappte Formel, die nicht aufgeht: Bekommt die Telekom Baurecht für Wohnungen auf dem Seeberg, verkauft sie den Schulen die erforderlichen Flächen für einen Bildungscampus. Über Gründe, warum in der Vergangenheit keine Einigkeit erzielt wurde, ist am Samstag viel gemutmaßt worden: Blockadehaltung und zu wenig Verantwortung der Parlamentarier hier, mangelnde Kreativität der Eigentümerin dort. Und zwischendrin ein Bürgermeister, der seine Rolle als Moderator zu wenig oder gar nicht ausfüllt. Der Versuch von SPD-Fraktionschef Bernd Bültermann, dem Eindruck mangelnder Initiative zu widersprechen, offenbarte ein fundamentales Problem: Zwischen den Immobilienentwicklern der Telekom und Fraktionen „gab es viele Einzelgespräche“, so Bültermann. Doch die Interessenslage in den Fraktionen ist nicht identisch. Während sich CDU, Lokalunion und FDP Wohnhäuser auf dem Seeberg vorstellen können, wird dies von PDS, SPD, Grünen und BIK abgelehnt. Unschwer vermochte daher CDU-Spitzenkandidat Ludwig Burkardt zu erkennen, dass innerhalb der neuen Gemeindevertretung erstmal Kompromisse gefunden werden müssen, bevor mit der Telekom nach Lösungen gesucht werden kann. Es sind im Vorfeld der Kommunalwahl klare Positionen, wenn sich SPD, Grüne und PDS ins Programm schreiben: Keine Wohnbebauung auf dem Seeberg. „Die Telekom kann hier Geld verdienen, aber nicht mit Wohnbebauung“, begründet PDS-Vertreter Klaus-Jürgen Warnick. Und Bültermann sekundiert: „Allein das imaginäre Interesse, das Gebiet in Gänze zu vermarkten, reicht nicht aus.“ Hingegen zeigen CDU, Lokalunion und FDP ihre Bereitschaft, sich über Wohnbauten zu verständigen - „im kleinst möglichen Rahmen“, wie Lokalunions-Chef Bernd Pape meint, um gleich zuzugeben, dass dies ein „dehnbarer Begriff“ sei. Da sich alle beim Ziel einig sind, die Schulen zu erhalten und einen Bildungscampus zu etablieren, werden die ersten Monate der neuen Gemeindevertretung eine Nagelprobe für dessen Kompromissbereitschaft. Immerhin: Es gibt Vorstellungen, wie die Suche nach Konsens aussehen soll. Die SPD will einen Sonderausschuss „Seeberg“ vorschlagen, der wiederum den Bürgermeister beauftragt. Bernd Pape von der Lokalunion findet eine solche „Verhandlungskommission“ nicht schlecht. Grünen-Spitzenkandidatin Nina Hille sieht darin durchaus eine Möglichkeit, dem Parlament bei der Seeberg-Frage mehr Gewicht zu verleihen. Doch ist bereits für diese Idee Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn CDU-Frontmann Burkardt hält Sondergremien für überflüssig: Es sei ein Wählerauftrag sich in den bestehenden Gremien zu einigen und Wolfgang Blasig als Bürgermeister so zu fordern, dass er seine Moderatorenrolle ausfüllt. BIK-Vertreter Herbert Franke setzt seine Hoffung indes auf die Telekom. Die Abfuhr, die deren jüngsten Vorschlägen erteilt wurde, sei so heftig gewesen, so dass er optimistisch sei, was künftig auf den Tisch kommt. Wir fein oder grob diese Vorlage skizziert sein wird, werde die Telekom wohl von der Zusammensetzung des neuen Ortsparlamentes abhängig machen. Peter Könnicke

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