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Potsdam-Mittelmark: Seddin feilt weiter an seinem „Dorv-Zentrum“

Gemeindevertreter diskutieren über Kosten und Konzepte für die örtliche Rundum-Versorgung / Mögliche Betreiber schon in Sicht

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Seddiner See – In Seddin und Kähnsdorf wird weiter mit Hochdruck an der Eröffnung eines sogenannten „Dorv-Zentrums“ gearbeitet. Zurzeit erstellen die verantwortlichen Bürger ein Betreiberkonzept, mit dem die Räume im früheren Rewe-Markt mit einem Laden und mit Dienstleistern gefüllt werden sollen. Die Gemeindevertretung hat sich auf ihrer Sitzung am Dienstagabend zu diesem Projekt bekannt – immerhin das erste dieser Art in Brandenburg. Allerdings wurden auch Bedenken über die finanziellen Ausmaße laut: Statt die gemeindeeigene Halle in der Hauptstraße in einem Zuge zu sanieren, müsse das „Dorv-Zentrum“ langsam wachsen, hieß es.

„Dorv“ – der Name steht für „Dienstleistung und ortsnahe Rundum-Versorgung“ und ist eine Idee aus den alten Bundesländern. Mit bürgerschaftlichem Engagement wird im ländlichen Raum ein Ort geschaffen, an dem nicht nur Waren verkauft werden, sondern Menschen miteinander in Kontakt kommen. Der Seddiner „Dorv-Laden“ soll von fünf Säulen getragen werden: Einem Lebensmittelgeschäft, Dienstleistungen wie Post oder Fußpflege, medizinische Versorgung, eine Begegnungsstätte in Form eines Cafés und schließlich durch Platz für die Kultur. „Neben möglichen Händlern haben wir schon jemanden, der hier ehrenamtlich eine Bibliothek leiten würde“, sagte Olaf Leistner, Sprecher der Steuerungsgruppe, die das Konzept entwickelt hat. Auch für Touristen und Kurzurlauber soll das Zentrum Anlaufpunkt werden.

Im vergangenen Jahr hatten Leistner und seine ehrenamtlichen Mitstreiter eine Umfrage in den beiden Ortsteilen gestartet, ob die Bürger überhaupt wieder in Seddin einkaufen wollen. Seitdem der Rewe vor sechs Jahren dicht gemacht hatte, fehlt jedwede Einkaufsmöglichkeit in der näheren Umgebung. Knapp 500 Seddiner und Kähnsdorfer hatten das Projekt befürwortet – das ist über ein Drittel der hiesigen Bevölkerung. Sogar Fördermittel würde es für den Umbau der knapp 500 Quadratmeter großen Ladenflächen geben: 75 Prozent der Gesamtkosten könnten von der EU als Demografie-Projekt bezuschusst werden. Allerdings werde man den Antrag erst für 2012 bei der Lokalen Aktionsgruppe Fläming-Havel stellen können, so Leistner weiter, denn ein schlüssiges Betreiberkonzept sei Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung.

Ganz ohne Kosten für die Gemeinde wird das Zentrum indes kaum umzusetzen sein, hieß es auf der Sitzung. Schließlich müsse das Gebäude saniert und vielleicht auch noch umgebaut werden, bemerkte Bauausschuss-Vorsitzender Peter Herrmann (UWGS). Die Summe werde wohl die Millionen überschreiten, schätzte er. „Es wird eine politische Frage sein“, sagte Gemeinderatschefin Kathrin Menz (Die Linke): „Wollen wir Seddin und Kähnsdorf mit Kultur und Versorgung beleben, oder wollen wir uns auf den größten Ortsteil Neuseddin beschränken.“ Immerhin: Dass die Verwaltung das Projekt fachlich begleiten könnte, stehe außer Frage. Dazu sei sie in der Lage, so Menz. „Wir haben immer gesagt: Die Gemeinde muss mit ins Boot“, erinnerte auch Bürgermeister Axel Zinke (parteilos). Allein werde die Kommune das jedoch nicht schultern können. „Wir müssen auch alternative Fördermöglichkeiten prüfen“, so Zinke. Für Zuschüsse gebe es positive Signale, die Bürger seien auch dafür, „und die Kostendiskussion werden wir einfach führen müssen“.

Dass das Konzept erst schrittweise umgesetzt wird, wie von einigen Gemeindevertretern gefordert, sei indes schwierig: „Das Dorv-Zentrum“ brauche ein breites Angebot, um die Bürger zu locken, argumentierte die Steuerungsgruppe. Ein Votum wurde von den Gemeindevertretern noch nicht abgegeben. In den nächsten Wochen will man in den Ausschüssen am Konzept arbeiten. Thomas Lähns

Thomas Lähn

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