
© Enrico Bellin
Potsdam-Mittelmark: Seddiner See will eigenständig bleiben
Bürgermeister sieht Bestehen der 20-jährigen Minigemeinde nicht gefährdet – und schielt nach Beelitz
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Seddiner See - Bürgermeister Axel Zinke (parteilos) ist zuversichtlich für seine Minigemeinde: Seddiner See, das in diesem Jahr zwanzigstes Jubiläum feiert, wird trotz der geringen Größe auch die nächste mögliche Gemeindegebietsreform überstehen. „Ich gehe davon aus, dass wir auch nach den Beschlüssen der Enquetekommission über das Jahr 2017 hinaus eigenständig bleiben“, sagte Zinke den PNN.
Schließlich gehe es bei den Reformen um Einsparungen, die auch auf anderem Wege zu erreichen sind. Zinke erwartet, dass die Verwaltungen von Beelitz und Seddiner See zusammengelegt werden. Solche Kooperationen sollen laut einem aktuellen Gesetzentwurf der Landesregierung vereinfacht werden. „Beide Verwaltungsstandorte bleiben aber erhalten, zunächst wird es auch keinen Personalabbau geben“, meint Zinke. Schließlich gebe es langfristige Arbeitsverträge, die man nicht so schnell auflösen kann.
Mit den drei Ortsteilen Seddin, Neuseddin und Kähnsdorf mit zusammen 4200 Einwohnern ist Seddiner See die kleinste Gemeinde im Landkreis und eine der kleinsten im Land Brandenburg. Beelitz und Seddiner See arbeiteten seit Jahren erfolgreich zusammen, betont der Bürgermeister. So teilen sie sich das Einwohnermeldeamt, das Standesamt und eine Vollstreckungsbeamte. Sitz der Ämter ist die Spargelstadt. Auch Schulungen ihrer Mitarbeiter organisieren die Nachbarn gemeinschaftlich. Zudem arbeiten sie mit der Stadt Potsdam gerade an einem innovativen Projekt für den Bürgerservice, das die Weichen kleinerer Orte in die Zukunft stellen soll.
Video-Terminals sollen es Einwohnern ermöglichen, von einer zentralen Stelle aus digital mit allen Stellen der Verwaltung und anderen öffentlichen Institutionen direkt zu kommunizieren. Bis zur Realisierung müssen Zinke zufolge noch mehrere Probleme geklärt werden: „Der Datenschutz spielt bei der Übermittlung persönlicher Informationen natürlich eine große Rolle.“ Außerdem müsse sichergestellt werden, dass bei den jeweiligen Stellen jemand am Terminal sitzt und die Anfragen beantwortet. Das nächste Mal treffen sich die Projektbeteiligten am Monatsende, ein erstes Terminal solle möglichst noch in diesem Jahr in Seddin aufgestellt werden.
Für die Zukunft der Gemeinde hat Axel Zinke im Jubiläumsjahr viele Wünsche: „Wir müssen dringend Leute gewinnen, die Projekte für altersgerechtes Wohnen anstoßen.“ Hier sei Seddiner See ins Hintertreffen geraten, noch gebe es aber keine Investoren. Außerdem wolle der 58-Jährige, der seit zwölf Jahren Bürgermeister ist, die Sanierung der letzten maroden Straßen auf den Weg bringen. 70 Prozent der Wege wurden in den vergangenen Jahren ausgebaut. Zudem erhielt die Gemeinde seit ihrem Bestehen zwei neue Feuerwehrhäuser mit entsprechender Einrichtung und ist durchweg mit schnellem Internet versorgt. „DSL liegt überall an, beim noch schnelleren V-DSL werden die letzten Versorgungslücken in diesem Jahr geschlossen.“ Das habe die Telekom Zinke zugesagt.
Insgesamt wurden in zwei Jahrzehnten 70 Millionen Euro für Modernisierungsmaßnahmen ausgegeben. Allein die Sanierung des Seddiner Sees und der anliegenden Badestellen verschlang Zinke zufolge mehrere Millionen Euro. Außerdem wurden beide Kindertagesstätten saniert und die Schulausrüstung auf den neuesten Stand gebracht.
Besonders stolz ist Axel Zinke auf den gelungenen Rückbau der Ruine der Seddiner Entenfarm. Auf dem Gelände des ehemaligen Schandflecks am Mühlenberg stehen die ersten von zukünftig 42 Einfamilienhäusern. Seddiner See sei besonders bei Familien beliebt, im Gegensatz zum Trend im ländlichen Raum ist die Einwohnerzahl stabil.
Dass es die Gemeinde in ihrer heutigen Form gibt, ist dem Engagement der Seddiner Anfang der 90er-Jahre zu verdanken. Axel Zinke: „Eigentlich sollten alle Ortsteile dem Amt Michendorf zugeschlagen werden.“ Der damaligen Amtsordnung zufolge sollten Ämter aus mindestens fünf Ortsteilen mit gemeinsam 5000 Einwohnern bestehen. Anwohner und Ortsbeiräte wehrten sich jedoch vehement gegen die Zusammenlegung.
Schließlich kam es zu dem Kompromiss, Kähnsdorf, Seddin und Neuseddin zu einer amtsfreien Großgemeinde zu vereinen, um so der Amtsordnung zu entgehen. Nachdem in nur zehn Tagen alle Ortsbeiräte zustimmten, wurde Seddiner See so die erste Großgemeinde Brandenburgs. Nach diesem Vorbild sind bei der Gebietsreform im Jahr 2003 beispielsweise die Gemeinden Schwielowsee und Groß Kreutz (Havel) entstanden.
Die Feier zum 20-jährigen Bestehen der Gemeinde findet Freitag, 17. Januar, um 18 Uhr in der Heim-VHS Seddiner See statt.
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