zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Sehr natürlich und „nicht so furchtbar geleckt“

Werders Insel wurde gestern als Denkmal des Monats gefeiert

Stand:

Werders Insel wurde gestern als Denkmal des Monats gefeiert Werder. Die Inselstadt Werder hat es geschafft: Von der einstigen Dreckecke der Blütenstadt mauserte sie sich zur Vorzeige-Altstadt. Gestern wurde sie „Denkmal des Monats“ der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg“, die Urkunde überbrachte Hans-Joachim Stricker, zuständig für städtebauliche Entwicklung im Potsdamer Bauministerium. Das nahm man standesgemäß zum Anlass, trotz mäßiger Temperaturen vor Ort zu feiern. Bürgermeister Werner Große und Blütenkönigin Doreen Schüler, die Schüler der Dümichen-Grundschule mit einem bunten Programm und viele Werderaner fanden sich auf der Festwiese hinter der Inselbrücke ein. An historischer Stelle, denn dort wurden vor 100 Jahren Obst und Wein aus Werder auf große Kähne verladen, wie historische Fotos und das alte Schild "Verladeplatz" bewiesen. Das Thema für die Denkmale ist in diesem Jahr „Der grüne Mantel der Altstädte - Brandenburger Stadtbefestigungen einst und jetzt". Und da hat Werder nach Meinung von Bürgermeister Große die Nase vorn, denn „unsere Altstadtbefestigung ist das Wasser und das Ufer ist eben grün", sagte er. Und genau an diesem Punkt hatte Landschaftsarchitekt Adi Faust auch angesetzt. „Wir haben als erstes versucht, die Silhouette der Insel wieder freizustellen", berichtete er. Dazu gehörte zunächst die Einrichtung des Dümichenplatzes als guter Aussichtspunkt auf die Insel. Die Silhouette aus Kirche, Rathaus und Mühle habe ihn schon lange fasziniert. „Die kann man mit ganz wenigen Strichen gestalten und erkennt sie überall sofort wieder", schwärmte Faust. Dann kam die Gestaltung der Wiese, die zum Teil verwildert war und auch als Baustofflager diente. Dabei wurde lediglich ein kleine Ecke im vorderen Bereich als Parkplatz gepflastert. Insgesamt sieht der Landschaftsarchitekt die Gestaltung der Insel als äußerst gelungen an. Der Uferweg hinter Bader- und Fischerstraße hat eine Granitpflasterung erhalten, der Weg wurde zur Buga 2001 gefördert. Der Uferbereich selbst ist ein touristischer Magnet. Was Faust besonders freut: „Der gesamte Bereich sieht sehr natürlich aus, nicht so fruchtbar geleckt wie bei einem Kurort. Hier sieht man die Fischer bei der Arbeit und auch Gras, das einfach wachsen darf." Und genau das mögen die Besucher eben, stellte er fest. Die Inselstadt wurde 1317 erstmals urkundlich erwähnt, früher standen hier sieben Mühlen, berichtete Große. Von denen war nur eine übrig geblieben, die später die Postkarten zierte. Durch eine unachtsame Brandstiftung, vermutlich durch Kinder, brannte sie Ende 1973 vollständig nieder. Fast 20 Jahre mussten die Werderaner warten, bis 1991 die alte Silhouette wieder vollständig war. Die dahinter liegende Heilig-Geist-Kirche wurde vor knapp 150 Jahren erbaut, jüngst in den 90er Jahren der Turm saniert. Andere Teile des Gebäudes warten noch auf eine Verschönerung. Das Alte Rathaus war nicht immer Rathaus. 1778 wurde das Gebäude als Schule errichtet, erst nach Fertigstellung der neuen Schule Unter den Linden konnte es ab 1878 als Rathaus genutzt werden. „Wir haben eben schon damals an der Verwaltung gespart“, schmunzelte Große. Heute ist die Insel weitgehend saniert. „21 Millionen Euro an Fördermitteln flossen in 130 Vorhaben“, erläuterte Ute Funk vom zuständigen Sanierungsträger Potsdam. Die meisten der Fischerhäuser seien wieder hergestellt, schwieriger gestalte sich die Sanierung der großen Objekte wie das Lendelsche Anwesen mit einstiger Saftfabrik, das Café Wien oder auch die frühere Gaststätte "Prinz Heinrich". Für das von der Stadt gekaufte Schützenhaus am Sportplatz liegt jetzt ein stimmiges Konzept zur Entwicklung als Gesellschafts- und Vereinshaus vor. Darüber werden die Stadtverordneten bald beraten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })