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Die Rolläden am Sex-Shop sind unten. Nachdem sich Gemeinde und Betreiber geeinigt haben, werden sie auch nicht mehr hochgehen: Der Bau wird abgerissen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Sex-Shop will ausziehen

Betreiber und Gemeinde schließen Vergleich / Bahn frei für neue Kegelanlage neben dem Gemeindezentrum

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Michendorf - Der Streit zwischen der Gemeinde Michendorf und den Betreibern des Sex-Shops in der Potsdamer Straße 64 scheint beigelegt: Beide Seiten haben sich vor dem Amtsgericht Potsdam jetzt auf einen Vergleich geeinigt. Demnach will die Familie Wolter, die hier seit Anfang der 1990er Jahre Sex-Artikel verkauft und Automaten betreibt, ihren Bungalow neben dem Gemeindezentrum innerhalb von vier Wochen räumen und die eigenen Flächen an die Kommune verkaufen. Dafür wird Geld fließen – wie viel, verhandeln zurzeit noch die Anwälte. Dem Bau der neuen Kegelbahnanlage direkt nebenan steht also nichts mehr im Weg.

„Die Ampel steht fast auf Grün“, sagte Michendorfs Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) gestern auf PNN-Anfrage. Jetzt müssten nur noch die Gemeindevertreter die Zahlung absegnen, damit die neue Kegelbahn auch tatsächlich in Betrieb gehen kann. Wie berichtet, hatte die Bauaufsicht des Landkreises bemängelt, dass die Abstände zwischen dem kleinen Bungalow und der geplanten Anlage zu gering seien. Eine Nutzungsgenehmigung werde es unter diesen Voraussetzungen nicht geben, hatte es seitens der Behörde geheißen. Die Michendorfer Gemeindevertreter beschlossen fast einstimmig, trotzdem mit dem Bau zu beginnen und auf eine Lösung des Konfliktes bis zum Frühjahr kommenden Jahres zu hoffen.

Denn dann soll die neue Kegelbahn in Betrieb gehen. Im September soll der Grundstein gelegt werden, bestätigte die Bürgermeisterin, bis dahin soll nun der Bungalow abgerissen werden. Immer wieder hatte der Flachbau zu Konflikten geführt, zuletzt als es um den Ausbau des Parkplatzes am Gemeindezentrum ging. Denn ein Teil der Flächen – 78 Quadratmeter – gehört den Betreibern, den Rest hatten sie kurz vor der Wende von der Gemeinde auf 30 Jahre gepachtet. Damals befand sich hier ein Imbiss, erst Mitte der 1990er wurde daraus der Sex-Shop. Die Michendorfer wollten den Pachtvertrag wegen Eigenbedarf vorzeitig beenden und hatten im Verfahren unter anderem mit der Baugenehmigung des Landkreises argumentiert. „Im Prinzip war es ein Kündigungsrechts-Streit“, erläuterte Bürgermeisterin Jung. Die Betreiber hatten sich bislang geweigert, den Standort vorzeitig aufzugeben, und das obwohl der Sex-Shop nur noch sporadisch geöffnet hat. Seit mehreren Wochen sind die Fensterläden allerdings schon durchgängig unten.

Bis zum kommenden Jahr soll die neue Kegelbahn an der östlichen Seite des Gemeindezentrums fertig werden. Der 650 000 Euro teure Bau mit insgesamt vier wettkampftauglichen Bahnen wird mit 280 000 Euro aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung bezuschusst. Die Mittel müssen bis spätestens Ende 2011 abgerufen werden. Eile ist aber auch geboten, weil die alte Anlage während der voraussichtlich elfmonatigen Bauzeit nicht geöffnet werden darf. Nicht nur die etwa Hundert Mitglieder des Kegelclubs „Purzelmann e.V.“ trainieren hier, die Bahn wird auch rege von Grundschulklassen und den behinderten Kindern und Jugendlichen aus dem Norberthaus genutzt. Thomas Lähns

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