Potsdam-Mittelmark: Sicherer – und bald noch schöner?
Die Veranstalter sollten bei Entwicklung des Blütenfests nicht stehen bleiben
Stand:
Werder (Havel) - Chapeau! Das 132. Baumblütenfest war, gemessen an der Kriminalitätsstatistik, ein Erfolg. Keine Massenprügelei, keine Gleiswanderer, keine chaotischen Staus auf der Inselbrücke oder vor dem Bahnhof. Die Polizei zählte nur etwa halb so viele Straftaten wie in den Vorjahren: 179. Eine Messerstecherei trübte zwar die Bilanz. Und die Gefahr, in eine Straftat verwickelt zu werden, ist immer noch fast doppelt so groß wie beim Oktoberfest. Über die Tendenz kann man sich dennoch freuen.
Kein Zweifel, die Stadt als Veranstalter hat aus bösen Erfahrungen gelernt. Denn es gibt auch ein intaktes Funksystem der Einsatz- und Rettungskräfte, ein funktionierendes Lagezentrum und eine Ersatzbrücke neben der Inselbrücke, wenngleich die Zugänge nur halb so breit waren wie die Pontons selbst. Zum Glück wurde sie in diesem Jahr nicht benötigt, denn zu den Stoßzeiten zwängten sich auch keine Versorgungs- oder Polizeiautos mehr durch die Massen.
Ein anderes Problem des Festes tritt dafür offener denn je zutage, zumal in diesem Jahr auch keine Blüten die Festmeile verschönerten: Dem Blütenfest sind ein bisschen die Höhepunkte ausgegangen.
Das Konzept basiert seit Jahren auf Obstwein, Rummel, Imbiss- und Souvenierbuden – und eine überschaubare Zahl an Musikrichtungen. Im Programm kann man wählen zwischen Pop-Rock, Pop-Rock-Country, Country-Oldies oder Volksmusik. In Praxi ist die Vorliebe für deutsche Schlager unverkennbar. In den vergangenen Jahren peppten City, Puhdys, T-Rex, Rubettes, Tom Schilling oder DJ Ötzi die neun Festtage auf. Es war, heißt es aus den beauftragten Agenturen Horn und Wohlthat, eine bewusste Entscheidung, auf solche Namen zu verzichten, um die Stadt nicht mit Massenanstürmen zu überfordern. Das ist begrüßenswert, doch etwas muss an deren Stelle rücken. Das muss nicht mal nur Musik sein.
Es geht um ein Fest am Wasser, der zentrale Anlaufpunkt befindet sich in einer hübschen Altstadt. Es geht um den Obstbau, den Frühling, um alle Sinne. Als sich bei der Ausschreibung vor zwei Jahren neben der AG Horn/Wohlthat drei weitere Agenturen um das Fest beworben hatten, gab es Vorschläge für eine Lasershow mit Fontänenwand, für eine 80 Meter lange Kochtafel auf dem Markt, eine Brandenburgmeile Unter den Linden, Theater, Akrobatik. Streitbare Ideen, doch die neuen Bewerber zeigten, dass chilenische Hutverkäufer nicht die einzigen Farbtupfer auf der Festmeile bleiben müssen.
Dass die Stadtverordneten auf Horn und Wohlthat und damit auf Verlässlichkeit gesetzt haben, ist bei einem Fest dieser Größenordnung nachvollziehbar, es muss auch kein Fehler gewesen sein: Das Blütenfest ist mit den Agenturen gewachsen, sicherer geworden. Die Obsthöfe spielen eine größere Rolle und auf der Festmeile gibt es erste inhaltliche Korrekturen. Das 45 Meter hohe Skydance-Karussell war eine spektakuläre Abwechslung in der Stadtsilhouette. Und mit dem pro-Agro-Markt auf der Friedrichshöhe wurde der Regionalcharakter gehoben. Man sollte jetzt nicht stehen bleiben.
Werder hat zwei großartige Bühnen, eine hervorragende Jazzreihe im Scala-Kino, wunderbare Oldtimer im Zweiradmuseum, Spargelhöfe in der Nachbarschaft, tolle Kunsthandwerker, Künstler – und Wassersportler! Die Festmeile ist lang, die Havel breit genug, um für das Blütenfest 2012 auf dem Weg zum friedlichen Volks- und Familienfest neue Höhepunkte zu setzen.
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